Stars and stripes forever ?

Hallo Bluebloggs,

zurück aus den USA und es gab keinen einzigen Kontakt mit Fußball, der besser gesagt mit Soccer. Immerhin läuft die Saison der MSL ( Major Soccer League ) trotz der WM durch, aber es gab einfach keine Gelegenheit für den Besuch eines Spieles. Zwar waren die Städte Seattle und Portland in Reichweite, aber Reichweite heißt in den Staaten bekanntlich nicht viel. Bei uns waren es immer rund 600 Kilometer. Außerdem hatte ich Enthaltsamkeit gelobt, nein, keinen Fußball während des gemeinsamen Urlaubs mit meiner besseren, ach was, besten Hälfte unserer Ehe. Immerhin konnte ich die Zeitungen studieren. Kurz vor dem Rückflug nach Deutschland sprang mir dann doch ein Artikel ins Auge, im Sportteil C der US Today, war ein Logo mit den Bannern der Länder USA und Deutschland abgebildet. Da sprang zudem ein gewisser Jeremaine Jones auf dem Blatt herum, aha, die WM läßt grüssen. Und siehe da, der Bericht war doch sehr aufschlußreich. Trotz der Einsamkeit an der Küste des Nordwestens war mir die Aufregung über die Ausbootung des Stars Landon Donovan im WM-Kader der USA nicht entgangen, Klinsmann bevorzugte dafür nun ausgerechnet den 19-jährigen Julian Green von Bayern München ?!? Na ja, der Junge ist nicht nur noch grün hinter den Ohren und hat außer Viertligaeinsätzen beim FC Bayern München II wenig zu bieten, scheint aber bei "Klinsi" gute Karten zu besitzen. Das widerum brachte einen Großteil der amerikanischen Fans auf die Palme, zumal "Klinsi" insgesamt fünf Spieler mit deutschen Wurzeln berief. Das wären natürlich Jeremaine Jones ( Besiktas ), sowie Fabian Johnson (  Borussia MG ), Timmy Chandler ( Eintracht Frankfurt ), John Brooks ( Hertha BSC) und eben Julian Green ( Bayern München II ). Man stellte deren Loyalität zu "Stars and Stripes" in Frage und bezweifelte den unbedingten Willen zu Einsatz und Sieg. Prominente Befürworter und Kritiker lieferten sich hitzige Gefechte in den Medien und die "Deutschen" waren urplötzlich im Mittelpunkt des "Shitstorms". Bei den Interviews hatten zudem mehrere Jungs deutliche Defizite beim Umgang mit der "Heimatsprache" und untereinander redeten die Jungs eh nur Deutsch. Dann aber kippte die Stimmung doch zugunsten der Kicker aus Germany, die patriotische Gesinnung wurde untermalt durch eine entscheidende Tatsache. Immerhin vier Spieler sind Zöglinge von US-Soldaten, welche in Deutschland stationiert waren oder noch sind. Außerdem hat sich Jones schon ein Haus in LA gekauft und plant nach seiner Spielerkarriere den endgültigen Umzug in die USA. Urplötzlich galt dann Deutschland wieder als Vorbild, schließlich haben auch hier Größen wie Özil oder Kedihra nicht inbedingt teutonische Eltern. Den besten Beweis für die wachsende Popularität der "Bratwurstboys" lieferte schließlich Alex Morgan, ihres Zeichens ein Star der US -Frauennationalmannschaft, mit ihrem Tweet: "Also ich mag Julian Green, den würde ich sogar heiraten". Na dann mal los, aber erst nach der WM.

Bilder: Ausschnitte aus der US Today.