Hefte&Programmes !

Hallo Bluebloggs,

zu einem Stadionbesuch gehört eigentlich der Verzehr einer Wurst oder eines Pie, je nach Land. Für die Unterhaltung und zu weiteren Informationen wird man dann zugedröhnt, die "Kunden" wollen schließlich betört werden. Allerdings gibt es seit Jahrzehnten auch ein weiteres Medium, das im Prinzip im Moment noch nicht aus dem Stadion verdrängt worden ist:

Das Stadionheft oder das Programme.

Jeder schnappt sich so ein Heft, liest darin und oftmals landet es dann achtlos unter dem Sitz oder auf der Straße. Das war mal. Seit einigen Jahren bekommt man das Heftchen nur noch gegen Bares, oder es wird drastisch auf das Notwendigste reduziert. Als eifriger Sammler habe ich so schon viele Programmes nach Hause geschleppt. Der Schrank platzt aus allen Nähten und muss bald mit Dachlatten verstärkt werden.

Der Werdegang dieses Papierdingens spiegelt auch die Entwicklung des Fussballs wieder. Am Anfang waren es vermutlich nur lose Blätter, später wurden Hochglanzbroschüren mit viel Werbung daraus. Zwischenzeitlich kann man es als E-paper zuhause lesen und im Ground muss man dafür zahlen. Lediglich der VfB Stuttgart bildet noch die große Ausnahme in der Buli, fast 100 Seiten für Umme. Das traut man den ansonsten klammen und sparsamen Schwaben nicht zu.

Im Mutterland des Fussballes kenne ich das OFFICIAL MATCH PROGRAMME nur als dickes Werk für fünfzig Pence, vor dreißig Jahren wohlgemerkt. Im Moment bezahlt man umgerechnet 4.-- €, ein stolzer Preis, selbst in der dritten Liga. Beginnen will ich mit dem absoluten Renner, ein Match Programme des FC Bury, Football League 1 ( 3. Liga ):

Für diese Liga ist es ein absolutes Monstrum mit 108 Seiten, Hochglanzdeckel und trotzdem nur 54 Seiten Werbung. Also ich habe beim Heimspiel der "Shakers" gegen Fleetwood Town nur wenige Leute mit dem Programme gesehen, es waren eh nur rund 2800 Zuschauer da. Ob sich da der ganze Aufwand lohnt, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall verdienen die Redakteure einen Orden, man hat das Gefühl einem Match der Champions League beizuwohnen und nicht der dritten Liga. Ein krasser Kontrast bietet ein Flyer der Grasshoppers aus Zürich:

Es nennt sich doch tatsächlich auch noch Matchflyer und das ist es auch. Ein dürftiges DINA 4 Blatt, anscheinend gedruckt mit einem Homeprinter auf etwas stärkerem Papier. Immerhin ! Dafür kostet es auch wirklich nix. Es enthält zumindest die komplette Mannschaftsaufstellungen beider Teams, eine aktuelle Tabelle und die weiteren Paarungen des Spieltages. Auch der Hinweis auf das nächste Auswärtsspiel darf nicht fehlen. Auf der Rückseite gibt es dafür keine Werbung, man hat sich für ein Archivbild mit dem Gründungsjahr 1886 entschieden. Arg viel weiter ist man bei dem Blättchen nicht gekommen, in all den Jahren. Die Heftchenrundschau geht nun weiter und zwar nach Ungarn, nach Tatabánya:

Dieses Exemplar hat nun schon einige Jahre in meinem Schrank vor sich hingeschimmelt. Es sind stolze vier Blätter mit 8 Seiten, insgesamt. Die Ausgabe stammt aus dem Jahre 1988, es ist also eine Rarität mit politischer Geschichte. Bekanntlich öffneten die Ungarn als erste Nation den "eisernen Vorhang", damals spürte man die ersten Vorzeichen. Also die wenigen VfB-Fans konnten den Text bestimmt nicht lesen und die Bilder waren spärlich, wenigstens war es umsonst. Es bietet wenig und ist schlichtweg mehr ein Zeitdokument als ein Prunkstück meiner Sammlung. So dient es mehr als Beweis, so nach dem Motto; Ich bin auch da gewesen!

Natürlich komme ich zum Abschluß wieder auf die Insel zurück, der Mutter aller Stadionhefte. Hier sammelt man die Dinger mit einer gewissen Leidenschaft, es gibt Tauschbörsen und manchmal vor dem Stadion einen Stand, bei dem man längst vergilbte Programmes erstehen kann. Ab und zu muss der Händler seine Schätze mit Leuchtern bestrahlen, so wie hier bei einem Abendspiel an der Portman Road bei Ipswich Town:

Sehr professionell geht es bei diesem Sportsfreund in Schottland zu. Er ist glühender Anhänger des Hibernian FC in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Unweit des Stadion befindet sich sein "Laden" und ich durfte sogar ein Bild mit seinem Kumpel machen. Verdient wird gar nichts, so zumindest habe ich es bei seinen harten Aktzenz verstanden. Er macht das aus Liebe zu seinem Club und zum Fussball. Stuttgart kennt er auch, er faselte aber immer wieder was von den "Blauen, da habe ich aber wohl was falsch verstanden.

Gaanz zum Ende gibt es einen kleinen Auszug aus meiner Anhäufung von Heften von Manchester City. Auch hier kann ich die Entwicklung gut verfolgen, die ersten Sammelexemplare stammen schließlich von 1983. Ein Kauf ist Pflicht, erfreulicherweise verpasst man dem Programme nicht in jeder Saison ein neues Outfit, man ändert lediglich den Buchrücken in Farbe und Aussehen ein bisschen. So kann man die halben Bücher sogar in ein Bücherregal stellen, wer den Mumm hat. Bei mir habe ich mich im Hause Müller nicht durchgesetzt, zumindest hier gönne ich der besten Ehefrau der Welt ihren Erfolg. Nach dem Motto, lass doch den Gegner über erhaltene Einwürfe freuen, wir machen dafür die entscheidenden Tore.

CITY  -  the only football team to come from Manchester.

RaMü