1:1 beim "Ländlederby"

  Hallo Bloggs,

wenn der Traktor mit dem Anhänger und der Aufschrift "Gülletechnik" die Zufahrt zum Grasparkplatz versperrt, dann bist du endgültig auf dem Land gelandet. In der dritten Liga ist der beste Vertreter dieser Zunft ohne Zweifel die SG Sonnenhof Grossaspach, man pflegt auch dieses Underdogfeeling gekonnt mit dem schmucken Beinamen DORFCLUB. Es war wieder eine Erneuerung im Spielplan, welche der beschaulichen SG eine Livespiel ermöglichte und das "Ländlederby" sollte als Publikumsmagnet herhalten. Aber der Ansatz ging relativ krachend schief, nur rund 2.500 Zuschauer wollten dieses Montagabendspiel live erleben. Das hätte man ahnen können, der Zuschauerschnitt bei der SG ist trotz großer Gegner eh bei bescheidenen 2.000 aufgeschlagen, so in der Saison 2017/18. Soweit zum Dorfclub. Ländlederby heißt ein Match gegen den VfR Aalen. Beide Teams haben Startprobleme in dieser Saison und auch nach dieser Begegnung war man nicht viel weiter, das 1:1 brachte kein Team keinen Durchbruch. 

Beschaulichkeit ist das richtige Wort bei der SG Grossaspach, zumal wenn die Gegner Meppen, Fortuna Köln oder Münster heißen. Lebendiger wird es, wenn dagegen der KSC, 1860 oder der FCK anreist. Aber sonst? So war es auch in diesem Fall. Alles ruhig und gediegen, schön übersichtlich und ohne Stress. So läßt sich Fussball aushalten, an solch einem Tag erspart man sich die Blutdrucktabeletten, das schont zusätzlich noch den gestressten Magen.

Die Verpflegung entspricht der deutschen Norm. Die Pommestüte war echt groß und ist durchaus empfehlenswert, die Bratwürste dagegen trieften vor Fett und verschoben die Gleichgewichte im Dünndarm. Die rote Wurst gab es nur angebrannt. Die Crew in der Bude wirkte überfordert und hatte allerdings auch nur die Mannschaftsstärke eine Kreisligaspieles. Das Bier war wie es sein sollte, frisch und kühl. Das Einlaufen ist wie überall, der aufgedrehte Lautstärkeregler ersetzte das stumme Publikum, das Vorlesen der Mannschaftsaufstellung mit dem Publikum wirkte peinlich. Der gemeinsame Protest der organisierten Fans beider Lager zeigte Wirkung, es blieb fast immer ruhig. Beide Gruppen blieben dem Spiel fern, das merkte man schon.

Die SG ging schnell in Führung, man schrieb erst die siebte Minute. Aalen wirkte gehemmt und fahrig im Spielaufbau und fast die komplette erste Halbzeit ging an die Haushheren, welcher aber mehrmals am überragenden VfR-Schlußmann Bernhardt scheiterten. Dieser hielt den VfR noch im Spiel, welcher prompt in der 54. Minute ausglich. Jetzt kam die beste Zeit der Gäste, und die beste Phase des Spieles. Jetzt, in der 68. Minute kochten erstmals die Emotionen hoch, ein Zuschauer auf der Gegentribüne beleidigte mit einem lauten Ruf den Schiedsrichter (!). Für wenige Minuten gab so etwas ähnliches wie Stadionfeeling. Aber es ebbte bald wieder ab und das Spiel bot nun immerhin noch bessere Unterhaltung, jedes Team traf die Latte.

So blieb es beim letztlich gerechten 1:1, beide Vereine werden wohl kaum einen einstelligen Tabellenplatz belegen können. Etwas bessere Chancen räume ich zumindest nach diesem Spiel noch der SG ein, man hinterließ einen etwas positiveren Eindruck. Fazit: Durch das Fehlen der organisierten Fangruppen fehlte jegliche Stimmung, ohne deren Anwesenheit geht in deutschen Stadien wohl nichts mehr. Leider, leider. Was im Allgemeinen als positiv angesehen wird, entwickelt sich in diesem Fall zur Fallgrube.

Keep the faith

RaMü