Das geteilte Land
 
Hallo Bloggs. So langsam habe ich die vier Tage in Belgien "verdaut" und kann mich nun an mehrere Rückblicke wagen. Es war mein erster, intensiver Besuch und nach einem Umweg über Luxemburg bin ich dann doch tatsächlich in Wavre angekommen. Keine große Sache, 480 Kilometer. Der erste Auffaller waren die verschiedene Sprachen. Wavre liegt noch in Wallonien und da ist französisch die Nummer eins. Aber nur wenige Kilometer weiter in Richtung Brüssel überquert man die "Grenze" zu Flandern und da ist flämisch vorherrschend. Die Stadionbesuche in Leuven und St. Truiden bestätigten das. Dagegen war Charleroi komplett französisch dominiert, da hatte man das Gefühl, im echten Frankreich zu sein. Sprachlich darf man da ruhig von einem geteilten Land sprechen. Ich habe konsequent englisch gesprochen und bin überall mehr oder weniger gut durch gekommen.
 
 
Das mit der Kilometerbegrenzung ist so eine Sache. Da bin ich echt froh über das Navi gewesen. In Flandern kann man manchmal mit 70 Kilometer durch Ortschaften brettern, ist erlaubt. Dann ist aber vielleicht schon ab der nächsten Kreuzung wieder nur 30 zugelassen. Auf den Nationalstraßen ist höchstens 120 möglich, auf den Autobahnen ab und zu ohne Limit. Es ist ein richtiges Durcheinander, passt zum Land. Der Zustand der Straßen ist in den Dörfern und Kleinstädten manchmal echt schlecht, aiso ich schimpfe ab jetzt nicht mehr über unsere Pisten.
Thema Essen. Ich habe stur das Fastfood vermieden und es ist mir gelungen. Ausnahme natürlich im Stadion. Das beste Mittagessen habe ich im L'Amusior eingenommen. Es gab Cordon bleu sauce Archiduc accompagne' de pâtes fraîches. Sieht so aus:
 
 
Es war anders, raffinierter. Ein richtiges Kässtück mit fünf Scheiben Schinken umwickelt. Das alles mit einer unbeschreiblich guten Soße übergossen. Herrlich. Als ich mich nach der Bestellung umgeschaut habe, habe ich festgestellt, ich bin der einzige Biertrinker. Typisch Teutone halt. Der kultivierte Belgier trinkt Wein zum Mittagessen. War alles nicht günstig, war mir aber egal.
In Charleroi bin ich mindestens eine Stunde rumgetigert und habe ein gutes Restaurant gesucht. Entweder waren alles voll oder Fastfood. Schließlich bin ich im Le' Royal gelandet, fast beim Marktplatz. War mehr ein Bistro und die meisten Gäste aßen dann irgendwelche Riesenbaguettes, ich bestellte ein Hamburger Royal. Es war ein Monsterding. In Leuven, das auf deutsch Löwen heißt, war ich in einem speziellen Restaurant, welches nur Gerichte mit Hühnern anbietet. War auch gut. Auf jeden Fall habe ich den sattsam üblichen Trash der Straße vermieden und mir dabei etwas Gutes geleistet.
 
Thema Wetter: Wenn es im Prinzip fast immer regnet und man innerhalb von vier Tagen nur insgesamt geschätzte drei Stunden die Sonne zu sehen kriegt, bekommt man Frust. Das liegt natürlich nicht am Land, sondern auch an der Reisezeit. Alles erscheint grau in grau und der positive Eindruck ist flach. War halt so. Der Vorteil war, es sind kaum Leute in den Innenstädten und Touristen Mangelware, sogar in den Hotspots.
 
Nicht weit von Wavre entfernt liegt Waterloo. Da fällt einem zuerst die digital wieder zu neuem Leben erwachte schwedische Band ABBA ein, welche vor Urzeiten einen Welthit landete. Der Text bezieht sich zumindest sofort in der ersten Zeile auf die tatsächlich stattgefundene Schlacht, danach geht es aber um ein "Waterloo" in einer Herzensangelegenheit. Immerhin, diese erste Zeile erwähnt die Niederlage Napoleons im Jahre 1815 und diese Schlacht veränderte Europa für die nächsten rund 100 Jahre. Überhaupt bietet Belgien für Kultur- und Geschichtsinteressierte ein großes Feld, ebenso für Kunstfreaks. Keine Sorge, in dieser Post nicht mehr.
 
 
Beim nächsten Mal gibt es also einen kleinen Einblick von Waterloo. Es wird aber nicht zuviel werden. Natürlich bietet Belgien auch jede Menge alte Städtchen und da hat mir Leuven am besten gefallen. In Brüssel war ich nicht, trotz der nur 50 Kilometer. Da aber an jeden Tag auch ein Spiel war, habe ich einfach Entscheidungen treffen müssen. Und Brüssel war schlichtweg zu umfangreich. Vielleicht ein anderes Mal. Wo ich aber auf keinen Fall mehr hinfahre ist Charleroi. Es war für mich einfach nur hässlich. Warum erkläre ich in den nächsten Tagen.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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