"Seasiders" sinken

Hallo Bloggs,
da hat man das letzte Saisonspiel im eigenen Stadion, hat den Klassenerhalt schon gefühlt seit Monaten sicher, ist den verhassten inzwischen Investor los, das Wetter spielt auch noch mit und dann das: Blackpool liegt schon nach 39 Minuten gegen das noch niedriger plazierte Gillingham mit 0:3 zurück und bietet wirklich unterirdischen Fussball. Zur Pause gab es zwar vereinzelt Pfiffe und ein paar Buhrufe, aber der befürchtete Exodus blieb aus, man verharrte geduldig im Ground.
Der Trip an die "Flyde coast" war der Abschluß des ersten Tages meines Dreispieletrips. Alles klappte vorzüglich, Zugfahrt in Deutschland ausnahmsweise pünktlich, die kleine Verspätung der Lufthansa fiel nicht ins Gewicht, im Nordwesten von England herrschte besseres Wetter als in der Heimat, die Zugfahrt nach Blackpool geriet zum Sonnentrip. Die "seasiders", wie der FC Blackpool genannt wird ist in der dritten Liga angesiedelt und ist für die Gästefans ein beliebter Trip, man könnte es auch als das "Malle" des englischen Nordens bezeichnen. Das Stadion liegt etwas am Stadtrand, aber immer noch in Wurfweite vom Strand entfernt, an dem sich Casinos, Szenepubs, Resaurants aller Preisklassen und Vergnügungsparks drängeln.
 
 
Das Stadion Bloomfield Road bietet 17.533 Zuschauern Platz ist nie richtig voll. Beim Saisonabschluß waren 9.513 Besucher da und das ist schon sehr gut. Seit Jahren befinden sich die Fans der "seasiders" im erbitterten Streit mit dem Investor, die meisten Anhänger boykottierten den Verein. Das zog sich über quälende, mehrere Jahre, angeblich gab es sogar bei Geburtstagsfeiern, Betriebsversammlungen usw. schon Auseinandersetzungen, weil sich in dieser Frage auch die Supporters zutiefst zerstritten haben. Im März kam dann das Ende, der Investor zog sich zurück und urplötzlich waren rund 15.000 Zuschauer da. In den letzten Heimspielen pendelte sich der Andrang auf 8.000 ein, das dürfte wohl auch der Schnitt in der kommenden Saison sein. Da allerdings muss man da mehr bieten. Das Stadion selbst ist etwas rundgeschleckt, es gibt sogar ein eigenes Hotel. Aber für die dritte Liga ist alles vom Feinsten. Es folgte mein üblicher Rundgang und da kann man dann schon sagen, vorne hui und hinten pfui. Der Gästebereich wirkte zumindest im Zugangsbereich wie ein zweitklassiges Stadion irgendwo in Südosteuropa. Aber, mir hat es gefallen, grins.
 
 
Da beide Teams mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben, habe ich auf "volles Rohr" gehofft. Allerdings war das nur vom Gast zu sehen. Die hatten mit Tom Eaves eine echte Wuchtbrumme vorne drin, ein echter "old school" Stürmer britischer Machart. Seine Saisontreffer 22 und 23 entschieden rasch die Partie, mit dem 0:3 in der 39. Minute war es eh vorbei, der Saisonausklang der "seasiders" war gründlich versaut. Der Vertrag von Eaves läuft aus, meldet euch. Die Zuschauer blieben aber und hofften zumindest aber in der in der zweiten Hälfte auf eine besseres Heimteam.
 
 
Immerhin, man gab sich Mühe. Allerdings wurde ein Treffer wegen Abseits nicht gegeben und anscheinend wollten beide Manager im letzten Spiel nochmals ihre seitherige Reservisten ranlassen. Beide Mannschaften wechselten munter aus und darunter litt dann das Spielgeschehen. Kurzum, es blieb beim enttäuschenden 0:3. Egal, beide Clubs treffen 2019/20 wieder aufeinander.
 
 
Fazit: Von Manchester aus sind es nur 70 Zugminuten bis Blackpool. Wer sich das Wochenende mit britischem "Lifestyle" volldröhnen will, wer auf Gesänge und Gewumme in Pubs steht, ist hier richtig. Zusätzlich bietet der heimatliche FC noch etwas Fussball, aber bitte nicht zuviel erwarten. Die Temperaturen sind aber typisch englisch, Sonnenschutzcreme daher überflüssig. Klassischen Sandstrand gibt es auch nicht, daher dürften die weiblichen Begleiter enttäuscht sein. Die sind hier anscheinend eh nur im Weg, in Blackpool, dem "Malle" des englischen Nordens.
 
Keep the faith
RaMü
 
PS: Nächste Post dann Wigan vs. Millwall. Zweitligaklassenerhalt