Schnee, Eis und die Lufthansa !

Hallo Bluebloggs,

der Tag begann schon seine dunkle Vorahnungen zu senden, beim Weg zum Bahnhof meiner "Homebase" zog sich der Himmel zusammen und es begann zu schneien. Man schrieb Samstag, 27. Dezember und der Südwesten Deutschlands stand vor einem unerwartet starken Wintereinbruch. Ausgerechnet an diesem Tag brach RaMü nach Schottland auf, wo auch nicht gerade karibische Temeraturen warteten. Immerhin, der erste Zug, ein Regionalexpress, war noch pünktlich. Schon in Stuttgart aber zog ich das erste Glied der Unglückskette. Der ICE, welcher unter anderem am Frankfurter Flughafen hält, hat Verspätung, bis zu 25 Minuten. Na ja, wohl dem der einen gewissen Zeitpuffer hat. Der ICE hielt sich aber dann an die eigene Voraussage und fuhr dann "pünktlich", in der Verzögerung wohlgemerkt. Unterwegs erhöhte sich allerdings durch diverse Bremsungen und einen nicht fahrplanmäßigen längeren Stopp in Mannheim die Sache etwas, effektive Verspätung in Frankfurt / Airport dann 40 Minuten. Jetzt wird es eng, zum Glück habe ich am Vorabend meinen Check-In schon getätigt und die Bordingcard bereits in der Tasche. Aber zunächst hatte ich Glück, die Schlange beim Sicherheitsscan und der Paßkontrolle war überschaubar und es ging dann doch ganz zügig. Es reichte also genau zum richtigen Zeitpunkt an den Schalter B 31, dem Flug nach Edinburgh. Hier wollte ich noch schnell eine Flasche Wasser aus dem Automaten lassen, war leider defekt. Dieser Umstand sollte später noch zu Unmut führen. Egal. im Flieger gibt es ja eh bald was. Auch das "Boarding" ging zügig über die Bühne, bislang ist alles wieder im Zeitplan. Der Jet war ausverkauft, alles verstaut und angegurtet und dann ............................ tat sich nichts mehr. Flug LH 962 rührte sich nicht vom Fleck. Mittlerweile machte sich draußen wohl Santa Claus mit seinem Schlitten schon bereit, aber für Flugzeuge war es dann wohl nichts. Nach über zwanzig Minuten meldete sich schließlich jemand, eine scheppernde Stimme sprach etwas von Verspätung und Enteisen der Jets. Irgendwann ruckelte der Flieger los und fuhr einige hundert Meter weit und blieb wieder stehen. Vermutlich musste man den Gate räumen und wir wurden irgendwo in der weiten Schneewüste des Frankfurter Flughafen zwischengeparkt. Draussen herrschten Minusgrade und man heizte den Flieger gewaltig ein. Zunächst zog man Kittel, dann Pulli, dann Weste aus, je nach Ausgangslage. Also die BH-Farbe meiner Sachbarin war hellblau, wie ManCITY. Zum Schluß saßen fast alle im T-Shirt oder Feinrippunterhemd da, von den Flugbegleitern fehlte jegliches Lebenszeichen. Urplötzlich ging es wieder weiter, immerhin bis zur Enteisungsanlage. Ohne Zweifel eine richtige Entscheidung, Sicherheit geht vor. Allerdings sagen diesselbe Vorschriften auch, dass während des Startvorganges kein Getränke ausgegeben werden darf. Auch nicht in diesem Fall, laut Vorschrift befanden wir uns im "Take off", also beim Startvorgang. Unser Start war verdächtig ruhig, denn wir klebten immer noch am Boden und warteten, und warteten, und warteten. Unterdessen wurde die Hitze unerträglich und die Kleinkinder brüllten nach Wasser. Immerhin begann außerhalb die "Enteisungsshow", roboterarmige Strahler dampften ab und überzogen des gesamte Flugzeug mit grünlicher Paste. Jetzt, aber .......... Wir rollten los und blieben kurz vor der Startbahn wieder stehen. Endlich meldete sich die schon lange vermisste Besatzung, mit einfühlsamer, belegter Steimme meldete man, jetzt muss noch die Startbahn beräumt werden. Aber, es gibt Hoffnung in Form von Wasser. Man schenkt trotz der Vorschriften Wasser aus, hoffentlich reicht die Zeit (!)............. Es war wie im Film. Eine 1,5 Literflasche in der Hand, so sah der "Ausschank" aus, Becher wurden verteilt und halbvoll eingeschenkt. Kaum waren die ersten Reihen versorgt, ging es wieder los. Schnell weg mit dem Sprudel, Starterlaubnis erteilt. Natürlich wurden ausgerechnet die Kleinkinder vor mir nicht versorgt, auch unsere gesamte Reihe ging leer aus. Der Start war zackig und kaum auf Flughöhe wurden wir überschwenglich versorgt, Wasser und Sekt im Überfluss. Unaufhörlich rollte die Wiedergutmachungsoffensive und das Personal gab ebenfalls Gas.

In Edinburgh herrschten deutliche Plusgrade und gar ein wenig Sonnenschein. Die Verspätung von über zwei Stunden waren natürlich nicht aufzuholen. Da ich im Internet, war deutlich günstiger, ein Busticket nach Glasgow ausgedruckt hatte, fuhr ich trotzdem hin. Rein rechnerisch könnte es noch zur zweiten Halbzeit reichen, Celtic gegen Ross County stand ja auf dem Programm. Das Ticket war aber auf einen bestimmten Bus ausgefüllt, der war natürlich schon längst weg. Der schottische Busfahrer glotzte den Ausdruck an wie eine Speisekarte im Chinarestaurant. Er brabbelte was von "lucky boy", er hat eh Verspätung und es geht gleich los. Klasse, wieder ca. 15 Minuten gewonnen, also Ankunft im Celtic Park nun in der 30. Spielminute. 50 Minuten braucht der Bus bis nach Glasgow in die Haltestelle Buchanan Street. Hier verstaute ich mein Gepäck im Schließfach, natürlich wurde es vorher gescannt. Dann reihte ich mich in die lange Schlange der Taxiwarter ein, "stand the queue please". Auch das überstand ich in unendlicher Geduld und Gleichmut, der Lagevorgang der älteren Herrschaften mit Gepäck war herzlich und ausgedehnt. Irgendwann, kam auch ich an die Reihe und der Fahrer fragte nach dem Ziel ....................... ab hier bitte Post Winter in England weiterlesen.

Nach dem Kick ging ich dann auf Schusters Rappen in die City, ungefähr drei Kilometer waren angesetzt. Das Stadion liegt außerhalb und drumherum wurde alles platt gemacht und neu angelegt. Also ich hatte das alles noch kerniger in Erinnerung. Ein wenig Nostalgie gibt es dann an der Gallowgate, hier gibt es mehrere alte Pubs in grünen Farben, manche Läden sind ebenfalls in den Celticfarben gehalten, mit den Farben Irlands beflaggt. Hier trifft man sich vor und nach dem Spiel. Seltsamerweise gibt es in der Parallelstraße einen blauen Pub, den "Londoner Pub", hier weht der Union Jack träge im Wind, die Türe ist blau gestrichen, also Rangers. Alles auf engstem Raum, wie damals in Berlin in den Zeiten des "kalten Krieges", nur auf anderer Ebene natürlich. Bilder machen war fast unnötig, die Dunkelheit. Also holte ich mein Gepäck ab und marschierte die 600 Meter zur Bahnstation Glasgow New Street. Hier nahm ich den Zug irgendwann, war schließlich egal. Mit dem Zug braucht man ebenfalls fünfzig Minuten, aber dafür ist man im Stadtzentrum, in der Waverly Station. Von hier waren es ebenfalls nur ungefähr 750 Meter bis zu Herberge, der Travelloge.

So endete der Tag. Ein Tag mit Dürrestrecken, Überschwang von Wasser und lauter Verspätungen, ein Tag voller erzwungener Geduld und Einblicken in die Seele der Passagiere und Flugbegleiter. Nun bin ich schon so oft geflogen, jetzt hat es mich halt mal kalt erwischt. Kommt vor, kann man nichts machen.

Weitere Geschichten über den Trip in den nächsten Tagen.

RaMü

Bild: Irgendwo in Glasgow.

Bild: PS: Immerhin steht es noch in normalem Englisch da, der Rest ist "Schottisch".