Monnemer Buwe !

Hallo Bloggs,

es war innerhalb von rund achtzehn Stunden das komplette Kontrastprogramm. Von einem eher langweiligen Abstiegsduell der dritten Liga zu einem Verein, welcher in fiebriger Aufstiegsstimmung ist, von der Regionalliga Südwest in eben diese dritte Liga. Die Rede ist vom SV Waldhof Mannheim. Bei den gesetzteren Fussballfans macht es da klick.

Nationalspieler, Bundesliga, Oberliga, hervorragende Nachwuchsarbeit, Spielabbruch und, und, und ... dieser Verein bietet oder bot zumindest die gesamte Palette des Fussballes. Im vorletzten Jahrzehnt des alten Jahrtausends waren die "Waldhofbuben" in Deutschland ein Begriff und hatten für sieben Jahre seinen festen Platz in der Bundesliga. Die Talentschmiede produzierte am Fließband; die Försterbrüder, Jürgen Kohler, Christian Wörns, Fritz Walter, Maurizio Gaudino und Günter Sebert sind nur die herausragendsten Namen in dieser langen Liste. Der Trainer Schlappner eine Kultfigur und das Stadion zu klein. Man wechselte gar die Stadt und das Bundesland, die ersten Heimspiele wurden im Südweststadion in Lufdwigshafen ausgetragen. Da war ich mal, der VfB kam mit 5:1 unter die Räder. Danach erfolgte die Rückkehr in den beschaulichen Stadtteil Waldhof, Augenzeuge RaMü war auch da. Es waren tolle Zeiten, die gesamte Republik hatte sich an das kurpfälzische Gebabbel gewöhnt und nichts schien auf den folgenden Absturz hinzudeuten. Der kam und zwar mit Macht. Irgendwann fand sich der Club in der Oberliga Baden-Württemberg wieder und auch da blieben zu Zuschauer treu, der Zuschauerrekord bei einem Fünftligasspiel liegt bei 18.313, aufgestellt vom Waldhof. Die großen Finanzprobleme, welche auch für den Absturz verantwortlich waren, blieben und sind immer noch da. Im Moment spielt man wieder in der vierten Liga, noch. Seit Jahren pocht man am Tür der Drittklassigkeit und diesmal soll es klappen. Eine Reform erlaubt endlich den direkten Aufstieg eines Südwestmeisters, diese Möglichkeit will Mannheim unbedingt nutzen. Im letzten Jahr gab es beim Heimaufstiegsspiel gegen Uerdingen einen Spielabbruch, eine Geldstrafe und einen Dreipunkteabzug für die Saison 2018/19 waren die Folge.

Es herrschte also pure Vorfreude auf die Rückrunde und so waren rund 6.600 Zuschauer da, der Schnitt beträgt 4.856. Das dürfte sich noch erhöhen, denn in der Rückrunde geht es schließlich um alles. In diesem Match war der FSV Frankfurt zu Gast, die spielten immerhin auch mehrere Jahre in der zweiten Liga. Das Carl-Benz Stadion wurde 1994 eingeweiht und es ist seiher nichts mehr passiert. Im Sommer soll ein "Upgrade" geschehen, vom spricht von Umbau der Logen, der sanitären Anlagen und des äußeren Erscheinungsbildes. So gibt es bislang außer dem Stadionnamen kein einziges Waldhoflogo zu sehen.

Der Standort im Osten der Stadt ist geschichtsträchtig, hier stand früher das alte "Städtische Stadion", eine flache Schüssel mit Tartanbahn und Marathontor. Kleine Überreste gibt es heute noch, zum Beispiel die Eingangstore.

Das CBS / CarlBenz Stadion selbst ist nüchtern. Einfach, schlicht und funktional. So sieht sich der Club selbst. "Working class football since 1907" steht auf der Webside. Auch der Begriff "Barackler" stammt aus diesem Umfeld, denn es wohnten die früheren Benzmitarbeiter in den Werkswohnungen. Das ehemalige Marathontor, welches schon lange nicht mehr gebraucht wird. Hier waren in den ganz früheren Zeiten noch links und rechts die Stehränge.

Das Publikum ist begeisterungsfähig und durchaus für höhere Aufgaben bereit. Allerdings verwirrt die Einteilung der Fans etwas, alles wirkt zersplittert. Die Südtribüne, neben dem Gästeblock ist die Heimat der Ultras, man steht auf den Sitzschalen. In den Stehplatzkurven finden sich die "old school" ein, der Altersschnitt ist deutlich höher. In diesem Spiel war die Osttribüne gesperrt, daher der auffallende Leerraum. Das Vereinslied wurde fast gemeinsam zelebriert, großartiges Stadionfeeling. "Job done" nach sieben Minuten. Da führten die "Buben" schon mit 2:0 und alles feierte schon. Der völlig überraschende Anschlußtreffer weckte die Gastgeber aber wieder und mit einem 3:1 ging es in die Kabinen.

Die Westribüne steht ausschließlich dem Gästeanhang zur Verfügung, in dieser Liga kein Problem. Die beiden Ecke an dieser Seite sind noch offen, die könnten bei Bedarf und Willen noch geschlossen werden und so die Gesamtkapazität erhöhen. Aber im Moment ist dieses Stadion völlig ausreichend.

Der Ton auf der Südtribüne war rauh, wenn nicht sogar aggresiv. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit skandierte die Tribüne "Fussballmafia DFB" und machte so seinem Unmut freien Raum, Verschwörungen überall. In der Halbzeitpause wechselte ich den Standort und ging in einen Stehplatzblock und erlebte von da das 4:1, das gleichzeitig den gelungenen Einstand in die Rückrunde markierte. Fünf Punkt Vorsprung auf Saarbrücken, das vorentscheidend Match kommt am 09. März. Da empfängt man die Saarländer in Mannheim, es ist ein Hochrisikospiel. Sollte dieses Spiel gewonnen werden, könnte die Rückkehr in den "richtig" bezahlten Profifussbll klappen. Diesmal direkt und ohne Umwege.

Keep the faith.

RaMü