Mein dänisches "Abenteuer"

Hallo Bloggs,

Dänemark. Da denkt man zuerst an blonde Frauen, Bier und die unvermeidlichen Hot Dogs. Der Fussball kommt da erst an zweiter Stelle und dann widerum kommt zuerst das Nationalteam und dann vielleicht noch die bekannteren Vereine wie FC Kopenhagen, Brønby, Odense oder Aalborg. Die höchste Spielklasse nennt sich Superliga und da tummeln sich solch illustre Namen wie Lyngby, Helsingør oder SønderjyskE. Beim letztgenannten Club war ich. Es war der am nächstgelegenste Verein mit einem Heimspiel von meinem Urlaubsort aus. Nur 55 Kilometer hinter der bundesdeutschen Grenze in der Kleinstadt Hardeslev gelegen, ist man ein weiteres Kleinod in der dänischen Superliga und man ist schon froh, immer wieder den Klassenerhalt zu schaffen. Das gelingt immerhin schon seit mehreren Jahren. Die Anfahrt war easy, Abfahrt 69 Süd runter und dann rund 10 Kilometer auf der 435 und dann nochmals auf einer Art Schnellstraße ( 170 ) direkt durch bis zum Stadion. Geparkt wird vogelwild, ein Parksystem mit bezahlten Plätzen ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Ich parkte in einem kleinen Industriegebiet und hatte rund 700 Meter zu laufen.

Der obligatorische Marsch um den Ground folgte und ich suchte dabei den Eingang zu meiner Tribüne. Später kam dann die Lösung. Für die Heimfans gibt es nur zwei Eingänge, beide auf derselben Seite hinter dem Tor. 

Dann sucht man sich den Weg zu seinem Platz, unter anderem gibt es auch reine Stehplätze. Früher hieß der Club Harderslev FC und dann schloß man sich zu SøndersjykE zusammen. Das große E steht für Elite und man hat drei Sportarten: Fussball, Handball und Eishockey. Sønderskjyke steht für die Region. So habe ich das alles zumindest verstanden oder mir zusammengereimt. Verständigungsprobleme gab es keine. Wer lächelt ist im Vorteil, einen Mix aus Englisch und Deutsch bringt man immer zusammen. Die Dänen sind ein lustiges Völkchen und auch zumindest bei diesem Spiel war nicht alles so ernst wie z.B. in Deutschland. Man ist in der Provinz und nur ein einziger großer Übertragungswagen außerhalb und zwei Kameras innerhalb des Stadions zeigten die Wichtigkeit dieses Match, irgendwo zwischen "Muss man halt auch zeigen" bis "Bringen wir es halt". ! AC Hosens hieß der Gegner und man fährt nur 90 Kilometer einfach weiter, auf der E 45 in Dänemark. Keine Ahnung, wie stark in Dänemark der Support ist, aber hier waren es rund ??? Leute, welche sich hinter dem einen Tor einfanden. Zählspiel: Wieviel Fans begleiteten den AC Horsens? PS: Ich habe mit dem Foto wirklich alle "erwischt". Rechne noch zwei Personen auf dem WC dazu.

Im Ground gab es keine Einschränkung, erst mit dem Spielbeginn wurde auch auf den Aufgängen zur Tribüne kontrolliert. Insgesamt wollten 5.012 Zuschauer wollten dieses Mittelfelduell sehen und es war das einzige Spiel der höchsten Liga an diesem Samstag. In Dänemark sind wohl fast alle Spiele zeitversetzt, von Freitag bis Montag zieht man den Spieltag wie einen zähen Kaugummi. Für Groundhopper also ideal. Das Spiel begann und ich begann mich zu wundern oder wurde nur bestätigt: Erwartungsgemäß war stimmungsmäßig nichts bis fast gar nichts geboten. SønderskjyE verfügt über einen sehr, sehr kleinen Support, 100 meist sehr jugendliche Fans versuchten mit ihrem Vorsänger (!) in der "blue Section" für Stimmung zu sorgen. Kondition war schon da, aber es fehlte aufgrund der Quantität einfach die "Durchschlagskraft". Und der AC Horsens? Ein einsamer Trommler drosch zwar auf sein Instrument ein, aber der Rest wollte einfach nicht. Das Spiel zeigte schon in den ersten fünf Minuten sein "Gesicht", oder ist gar die gesamte dänische Liga so schwach? Fehlende Technik zuhauf, falsche Laufwege, Bälle ins Seitenaus und so weiter und so fort. Das Publikum war geduldig, sehr geduldig sogar. Dann folgte die Balleroberung und der Sturmlauf des Simon Poulsen, sein plazierter Schuß landete zum 1:0 im langen Eck. SønderskjykE feierte gediegen.

Als dann zehn Minuten später Christian Jakobson gar auf 2:0 für die Hausherren erhöhte, schien das Spiel schon gelaufen. Das Level dieser Begegnung würde ich mal auf deutsche zweite Liga, Mittelfeld einstufen. Ist aber schwer zu sagen. In der Halbzeitpause vertilgte ich dann einen Hot Dog und ein Bier in den Katakomben unterhalb der Tribüne. Dabei fiel mir der Spielerkader ins Auge, die dänische Sprache ist manchmal doch verwirrend.

Nach dem Wiederanpfiff blieb ich auf der Stehplatztribüne hinter dem Tor und machte mehrere Bilder. Es herrschte pure Entspannung, man hatte den Gegner voll im Griff. Das änderte sich urplötzlich, als Horsens in der 75. Minute zum 2:1 einköpfte. Endlich kam Spannung auf. Der Gegner rannte an und wurde letztlich doch noch belohnt, das 2:2 fiel dann in der 90. + 3. Minute. Punktlandung.

Zum Schluß noch ein paar Bildchen vom Ground. Insgesamt war es ein netter Trip nach Dänemark. Das Stadion wirkte von allem etwas: eine Tribüne Tradition, eine neue Tribüne steht für das Moderne, dazwischen Nostalgie mit den uralten Stehplätzen und dazu ein Schuß dänische Gelassenheit. Alles geht etwas gemütlicher und ruhiger zu, zudem erinnerte mich die Sprache manchmal doch sehr an das Schwyzerdütsch am anderen Ende unserer Republik.

Nochmals PS: Natürlich gibt es in Dänemark auch richtige Kracher. Da müsste man mal das Kopenhagenderby besuchen, das wär doch was.

Keep the faith

RaMü