Die Reise ins Gestern ... !

Hallo Bluebloggs,

wir standen vor dem Stadion und erklärten unserem jüngsten Reiseteilnehmer, "Schau, so hat die Sache vor dreißig Jahren ausgesehen. Damals war Fußball noch Fußball. Kaum Komfort, Fußball und sonst nichts." Wo waren wir eigentlich? Wir standen vor dem Südstadion von Fortuna Köln. Hier steht also das Paradebeispiel für Tradition, da sollten die selbsternannten Traditionsverteidiger mal her, am besten im Dezember, wenn es regnet oder am besten schneit. Kein Dach, ein Zaun vor der Nase, eine Aschenbahn um das Spielfeld, zwei Toiletten für die gesamte Meute. Die Anzeigetafel ist defekt und mit einer Plane abgehängt. Der Wind pfeift durch das Rund, im Hintergrund rumpelt die Bahn vorbei und Wohnblocks bilden die Umrahmung des uneingeschränkten Fußballgenusses. Die Bockwurst, Rote gibt es nicht, ist lauwarm und reichlich wässrig.

Willkommen in der dritten Liga, willkommen bei Fortuna Köln. Es war der Abschluß unserer Rheintour und es war wie ein "zurück ins Gestern". Die Senioren schwelgten in Erinnerung, weisste noch, die damals in Wedau, der Jungspund zuckte die Schultern und ließ die Alten träumen. O.K., Fortuna Köln spielte in der Vergangenheit nicht unbedingt die große Geige, schon gar nicht in Köln selbst. Dafür ist der FC zu groß und der Rest zu mächtig, aber man kannte der Club aus der Südstadt schon, schon wegen seinem Präsidenten, "Schäng Löring". Der entließ mal einen Trainer in der Halbzeitpause und setzte sich selbst auf die Bank. Das waren noch Typen. Heute ist es wichtiger, sitzt der Schlips richtig und was gibt es im VIP-Bereich zu essen. 1979 wurde das Stadion erst gebaut und seither nichts mehr geändert. Hier ist es also quasi zementiert, der Fußball der alten Bundesrepublik, als Spieler noch ungestört einkaufen konnten und noch keine sogenannten Ultras Spielerbusse blockierten.

Leider war am Tage zuvor Präsident Ulonska wegen Herzinfarkt überraschend verstorben, der Retter des SC. Man war Pleite, zog sich aus dem Spielbetrieb der Oberliga zurück und war nunmehr Bestandteil der Verbandsliga Mittelrhein. Davor war man besser, ein paar Jahre Buli, etliche Jahre in der Zweiten. Einmal sogar im DFB-Pokalendspiel, ausgerechnet gegen den FC. Gespielt wurde damals irgendwo dann in der BRD, diesmal der Einfachheit halber im Müngersdorfer Stadion. Es ging mit 0:1 verloren, aber "Kölle" war ja unter sich. Dann folgte der Absturz und Ulonska zog die Notbremse. Er sammelte in der Halbzeitpause mit der Büchse in der Hand Geld ein, klingelte an den Wohnungen der Südstadt und trieb Geld ein. Es folgte die stetige Rückkehr, im Moment steht man in der dritten Liga. Mehr geht wohl nicht. Der Zuschauerschnitt ist überschaubar, gegen BvB II waren es rund 1.900 Zuschauer, davon geschätzte 150 Gelb-Schwarze. Die Tribüne bietet als einzigen Komfort Sitzplätze, VIP-Plätze sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Die soll es aber geben, laut Homepage.

Das Spiel endete 0:0. Für Fortuna ein Punktgewinn, noch zwei Siege und man ist durch. Nach einer grottenschlechten ersten Halbzeit wurde es besser, man sah dann Großchancen und vier Mal klingelte das Alu, es gibt schlechtere 0:0. Der "Steher" kostete 14.-- €, da lästere mal einer über seine Sitzplatzdauerkarte beim VfB. Nach dem Spiel ging es dann zurück in die Heimat, zurück blieb das Südstadion, mit viel Tradition und das Paradebeispiel, für Fußball in den Achtzigern unserer alten Republik, als Twix noch Raider hieß und es Cola nur am Sonntag gab, wegen der Zähne.

Bild: "Beschränkte Sicht".

Bild: Südstadion Köln.

Bild: Geballte Fußballkompitenz auf de Rängen.

RaMü