The Statue: Dave Whelan

 
Hallo Bloggs.
 
Zum Abschluß kehren wir wieder zurück in den Großraum Manchester, nach Wigan. Hier steht vor dem DW Stadium der Wigan Athletic eine Statue, welchem einem Mann gewidmet ist, der ein echter Wirbelwind in der Geschichte der "Latics" ist. Jawohl ist, denn Dave Whelan ist nunmehr 83 Jahre alt und somit immer noch präsent. Er ist im Prinzip genauso alt wie der Club, er wurde nur vier Jahre später geboren und zwar 1936. Wigan ist also mit dem Gründungsjahr 1932 ein recht junger Verein, verkörpert aber trotzdem die ganze Entwicklung im englischen Fussball.
Er ist das Gesicht des Vereins, obwohl er nie dort gespielt hat. Seine Spielerkarriere war von vielen Verletzungen geprägt, im FA-Cupendspiel 1960 mit den Blackburn Rovers wurde er brutal gefoult und musste mit gebrochenem Fuß ausgewechselt werden. Schon sein Wechsel nach Crewe offenbarte aber sein kaufmännisches Talent. Denn dort baute er nebenbei eine Supermarktkette auf, welche er anschließend gewinnbringend verkaufte. Um diese neue Idee des "Selbsteinkaufs" zu erleben, reiste er extra in die USA und kopierte diese völlig neue Art des Konsums.
Nach zehn Jahren als Profi war Schluß und er startete seine viel erfolgreichere Karriere als Geschäftsmann. Er übernahm mit JJB Sports eine schon bestehende Kette, welche Fischereibedarf und Sportbekleidung anbot. Allerdings gab es im Verlauf der Jahre diverse Strafen von der Finanzbehörde, Whelan kümmerte sich wenig um Arbeiterrechte oder Absprachen. Egal oder trotzdem, die Geschäfte müssen überragend gelaufen sein.
1995 war dann sein großes Jahr, er kaufte den Drittligisten Wigan Athletic. Er trat an mit dem Versprechen, den Verein in die Premier League zu führen. Und er hielt Wort. 2005 erreichte man den Premier League Status, schon 1999 wurde ein nagelneues Stadion erbaut. Die Zeiten schienen zunächst rosig. Der Klassenerhalt wurde fast immer problemlos gesichert, 2013 gewann man sogar sensationell den FA-Cup, ausgerechnet gegen Manchester City. 2015 schließlich übertrug Whelan die Geschäfte seinem Enkel und irgendwie war es gleichzeitig das Ende einer verrückten Zeit. Schon ein Jahr später stieg man ab und es ging noch weiter runter, in die dritte Liga. Auch dort ist man wieder auf einem Abstiegsplatz, allerdings ist bei der engen Tabellensituation noch nichts entschieden. "Rollercoaster season" nennen die Engländer eine verrückte Saison und das dürfte auf jeden Fall für Wigan Athletic zutreffen, zumindest die Jahre unter Dave Whelan.
 
 
Mit Dave Whelan von Wigan ist meine kleine Serie beendet. Wieder mal. Natürlich gib es im Mutterland des Fussballs noch deutlich mehr Statuen, als hier beschrieben. Im Prinzip steht überall so ein Ding rum, vor jedem Ground, in jeder Liga, in jeder Grafschaft.
Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Anzahl der absolvierten Spiele für denselben Verein. In Deutschland gibt es das auch, allerdings nicht so häufig und erst vor der Jahrtausendwende. Wie sich das anhört! Jahrtausendwende! Hier sind Charly Körbel mit 602 Spielen für die Frankfurter Eintracht und "Mannie" Kaltz ( 581 ) vom HSV die absoluten Rekordspieler. Zweifellos spielt auch der Zeitraum eine gewisse Rolle. Der Fussball in England war schon zwischen den Weltkriegen deutlich professioneller als in Deutschland. Auch die Nachkriegszeit war selbstverständlich unterschiedlich. England begann mit den heimkehrenden Soldaten sofort wieder den Spielbetrieb. Das geschlagene Deutschland hatte da andere Probleme. Es mussten erst gewisse Strukturen erschaffen werden, die Stadien waren zerbombt und es fehlte über Jahre hinweg an allem. Das erklärt vieles.
Auf jeden Fall kehren diese Zeiten nie mehr zurück. Die Globalisierung der Welt und somit des Fussballs war der Grundstein für den "Wanderarbeiter" , also des heutigen Profis. Nicht nur wir reisen, vor und vermutlich nach Corona wieder um den Erdball, sondern auch Talente und Stars aus allen Ecken der Welt, speziell Europa ist das Ziel. Die EU ermöglicht ja jedem Bürger eine freie Arbeitsplatzwahl, die Mannschaften sind kaum mehr national aufgestellt. Zumindest in den obersten Ligen, hier spielt die Welt. Und da ist es nur logisch, dass solche Helden wie beschrieben keinen Platz mehr haben. Unsere Erde ist ein rastloser Planet geworden, auch im Fussball.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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