Jimmy Hill

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Bist du ein eifriger Stadionheimgänger? Bist du ein Öftersfahrer? Bist Du gar ein Vielfahrer? Oder gehörst du sogar zu den Allesfahrern? Egal, wie du unterwegs bist. Ob im Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug. Der Urvater der organisierten Fanreisen ist fast unbemerkt von seinen Mitmenschen verstorben. Nicht gestern, sondern bereits 2015 und zwar in West Sussex, England. Natürlich. Jimmy Hill war ein Alleskönner, ein Tausendsassa im Fussball. Er war fast alles. Seine Spannweite reichte vom Spieler bis zum Moderator. Er war auch während seiner aktiven Karriere schon Vorsitzender der Spielergewerkschaft, das war in den Jahren 1957 bis 61. Eine sehr erfolgreiche Spielerzeit bei Fulham endete 1961 und dann ging es erst richtig los, er übernahm den damaligen Drittligisten Coventry City als Manager. Die Manager in England sind übermächtig und mit einer reinen Trainerposition wie in Deutschland kaum zu vergleichen. Die Manager managen fast wirklich alles, so einfach ist das. Und so war es auch bei Coventry. Zunächst führte Jimmy die bis heute gültigen himmelblauen Trikots ein und machte den Stadionbesuch attraktiver. Er führte ein Unterhaltungsprogramm vor dem Spiel und in der Halbzeitpause ein. Bis heute ist dabei das Auslosen von kleinen Geldsummen in der Halbzeitpause anhand der Eintrittskarte geblieben. Für die Kinder gab es bei Coventry Getränke und kleine Snacks umsonst und er organisierte die Auswärtsfahrten der Fans gleich mit. Er bot die Busreisen unter der Leitung des Vereines an, die Supporter Clubs wurden gegründet, überall, und zwar vom jeweiligen Verein. Die in Deutschland gängige Praxis der lokalen, fast privaten Fanclubs kam erst viel später und unterscheiden sich bis heute noch von der Insel. Als Krönung galt ein himmelblau gestrichener Auswärtszug, der absolute Höhepunkt damals. Wäre es heute auch noch. Ein Zug mit Brustring!
Aber auch im sportlichen Bereich war Hill erfolgreich. Innerhalb von drei Spielzeiten stieg man von der Drittklassigkeit in die First Division auf, etwa mit der heutigen Premier League zu vergleichen. Danach war Schluß, urplötzlich wechselte der umtriebige Engländer den Job.
Er landete beim Fernsehen. Die Anzahl der Geräte wuchs in dieser Zeit mit Beginn der Siebziger auch auf der Insel und Fussball war natürlich ein Höhepunkt im Programm. Liveübertragungen gab es damals allgemein noch nicht, lediglich bei der WM 1970. Hier war Jimmy Hill der Urvater der TV-Experten, er war der Pionier der späteren Netzer, Kahn, Scholl und Matthäus. Es war fast eine Revoltution, ehemalige Spieler gaben ihren Senf zu aktuellen Spielen. 1972 wechselte er den Sender und erschuf die nächste Errungenschaft im britischen TV, er gab dem Match of the day  ein neues Format. Da wurde in der BBC, also free TV, immer ein ausgewähltes Spiel live gezeigt und Hill war der Moderator. Neu allerdings war die Einführung der Zeitlupe und das Hinterfragen von Schiedsrichterentscheidungen. Alles wie wir heute kennen, begann mit Hill in dieser Zeit. Der Kultreporter wurde landesweit bekannt, bis 1998 war er bei jedem größeren Spiel oder Turnier dabei.
Sein letzter Wechsel brachte Jimmy dann zu Sky Sports. Auch hier bot sich ein neuer Ansatz. Der heutige deutsche "Doppelpass" basiert auf sein letztes Werk. Am Sonntagmorgen wurde eine Art Frühstücksfernsehen ausgestrahlt. Da saß Hill mit drei Sportjournalisten beim Frühstück und diskutierten die Spiele vom Samstag. 2007 war dann Schluß, Englands bestes Allroundtalent in Sachen TV und Fussball ging in Ruhestand. Gary Lineker übernahm das Erbe.
Also, wenn der Covid-19 Mist endlich mal vorbei ist und wir uns mal sehen, so in der Autobahnraststätte oder auf dem Bahnhof, immer an Jimmy Hill denken. Den Mann mit den himmelblauen Auswärtszügen. The "daddy of them all".
 
Keep the faith
RaMü
 
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