Homeless

Hallo Bloggs.
 
Die Fanbase des VfB Stuttgart scheint unendlich. Wenn man bei den Auswärtsfahrten am Busparkplatz der Gästefans vorbei kommt, sieht man Fahrzeugnummern aus dem gesamten Süden der Republik, die Banner reichen geografisch von der Schweiz bis nach Hessen, mindestens. Manche haben oftmals 200 Kilometer Fahrt vor sich, zu einem Heimspiel wohlgemerkt. Es gibt natürlich noch viel mehr, viel bessere Vorbilder.
Diese Leute werden über die folgende Geschichte nur lachen, zumindest in Sachen Kilometer scheint es ja auch lächerlich.
 
Ortswechsel nach England. Coventry City, Football League one.
 
Für die erfahreneren Fussballfans ist Coventry nicht ganz unbekannt. Immer in der Premiership bis 2001, dann immerhin noch Championship bis 2012. Dann weiter runter. Der komplette Absturz in die vierte Liga konnte durch einen sofortigen Direktaufstieg wieder korrigiert werden, aber seither sind die "Skyblues" aus Coventry in der Drittklassigkeit festzementiert.
Größtes Ärgernis ist die ungeklärte Frage des Stadions. Mit dem Abriss der seitherigen Heimstätte Highfield Road und dem gleichzeitigen Umzug in die nagelneue Ricoh-Arena im Jahre 2005 begann die Misere, welche immer noch andauert. Die neue Multiarena am Stadtrand bot alles, was die neuen Tempel halt so bieten. Alles, nur kein Flair. Die Zuschauerzahl sank ständig, die Leistungen des Teams auch. Der erste Gau dann im Frühjahr 2014, man zog aus und mietete sich im Sixfield Stadium von Northampton Town ein, rund 55 Kilometer südlich von Coventry. Die Mieten waren für die Ricoh-Arena einfach zu hoch. Irgendwann einigte man sich wieder und Coventry spielte wieder in Coventry, der Zuschauerschnitt in der letzten Saison betrug dann wieder rund 13.000 Zuschauer. Das ist nicht übel, liegt man doch im Schatten der Metropole Birmingham mit Großclubs wie Aston Villa, West Bromwich Albion oder Wolverhampton Wanderers. Der eigentliche Stadtclub, Birmingham City geht da schon etwas unter. Und da geht die Negativstory schon weiter.
Nach diversen Auseinandersetzungen mit dem Stadionbesitzer zog Coventry wieder mal aus, diesmal "buchte" man das Stadion St. Andrews, dem Ground von Birmingham City. Und das gleich für drei Jahre. Immerhin ist die Distanz kürzer, es sind jetzt nur noch dreißig Kilometer und die Zugverbindungen viel besser und häufiger.
Die Reaktion: Der Heimschnitt sank auf unter 7.000 Zuschauern, Tendenz weiter sinkend. Die Vereinigung der Coventryfans befürchtet den Verlust einer ganzen Fangeneration, sollte der dreijährige Vertrag tatsächlich erfüllt werden. Einzig die Pubs rund um das St. Andrews freuen sich. Jedes Wochenende Heimspiel!
Nun kommt es im FA-Cup zur nächsten seltsamen Begegnung. Das Los brachte folgende Paarung zustande: Coventry empfängt Birmingham City. Und das im St. Andrews. Es lebe der Irrsinn.
Nun, beide Clubs haben ihr Entgegenkommen gezeigt und sind zu folgenden Vereinbarungen gekommen:
Die Eintrittskarten sind jeweils zur Hälfte gesplittet. Die Auswärtsregel, mit 10 % für die Gästefans entfällt also. Birmingham City bezieht als Gast selbstverständlich die Gästeumkleidekabine und die Supporters von B'ham City gehen in den erweiterten Gästeblock. Die FA hat zu allem schon genickt.
Man stelle sich nun folgende Begebenheit in Stuttgart vor. Die Stuttgarter Kickers mieten sich in der Arena am Neckar ein und es kommt zu einem Pokalspiel beider Clubs. Die VfB-Fans belegen die Untertürkheimer Kurve und die Profis ziehen sich in der Gästekabine um. Alles etwas anders, nur die Anfahrt für die roten Fans aus dem Bodenseeraum bleibt gleich. Die können über die paar Meilen auf der Insel nur lachen.  Dafür hat der VfB aber auch nicht diesselbe Konkurrenz innerhalb von 50 Kilometern.
 
 
Die Pubs um das St. Andrews Stadium in Birmingham freuen sich; jedes Wochenende Heimspiel.
 
 
So richtig toll rundgelutscht, die Ricoh-Arena in Coventry. Außerhalb, unpersönlich, neu halt.
 
 
 
Ich war mal da, im November 2008. Coventry spielte noch zweite Liga, schon drei Jahre in der neuen Arena. Gegner war damals das neu abgestiegene Crystal Palace. Die Zuschauerzahlen waren damals schon dürtig, die Stimmung ebenfalls.
 
Keep the faith
RaMü