St. Marks 1880.

  Hallo Bloggs,
es gibt Zeiten, da ist jedes Mittel recht. Die Marketingabteilungen der Profifußballclubs sind ständig auf der Suche nach neuen Einnahmequellen und da gehört der Fanshop ohne Zweifel dazu. Was aber gibt es hier nicht schon alles, die Angebotspalette reicht vom Babystrampler bis Rasierschaum, von der Weihnachtskugel bis zur Türmatte. Das Trikot wird ebenfalls ja ständig neu erfunden. Jede Saison gibt es neue Outfits, oftmals gar in drei Kreationen. Und so bedient man seit kurzer Zeit wieder die romantische Ader der Anhänger, man kramt in den Anfangszeiten des Clubs. Beim VfB gibt es dieses antike Hirschgeweih in allen möglichen Württembergvarianten und bei ManCITY hat man sich mit Freuden auf das Thema "St. Marks" gestürzt. Dafür gibt es zwei sehr gute Gründe:
 
  1. Natürlich steht die Einnahmequelle an sich im Vordergrund.
  2. Zusätzlich ist es eine sehr gute Gelegenheit, der Öffentlichkeit zu zeigen, wir sind ein absoluter Traditionsclub.
Und so kam diese etwas unglückliche St. Marks Collection zustande. Bereits seit Jahresanfang gibt es dieses Angebot und es hat sich als Flop erwiesen. Nun bekommt man die Klamotten zum Schleuderpreis, zumindest aber um 50% reduziert. Und warum ist das so? Es zeigt ein einfacher Blick auf folgendes Textil:
 
 
Uupps, als Deutscher zuckt man da schon etwas zusammen. Wenn ich mit diesem Polo durch Stuttgart marschiere, werde ich vermutlich von den allermeisten meiner Zeitgenossen zum allergrößten Nazi der Königsstraße auserkoren. O.k., es ist nicht das Hakenkreuz, aber dieses Ding auf der Brust sieht doch dem "eisernen Kreuz" verdammt ähnlich. Und da wir in Deutschland leben, ist man deshalb kurzerhand ein Nazi. Ist ja auch schön einfach, bietet sich ja an. Nun stellt sich die Frage, warum bringt ein englischer Traditionsclub ein solches Poloshirt heraus und vertreibt es weltweit? Die Antwort ist einfach und heißt: St. Marks.
   Es müssen rauhe Zeiten gewesen sein. Im Stadtteil Gorton trieben Jugendgangs ihr Unwesen. Alkoholexzesse, Diebstähle, Belästigungen und all die anderen chilligen Dinge waren an der Tagesordnung, auch in unmittelbarer Nähe der St. Marks Kirche. Den beiden Pastoren wurde es dann zuviel und man begann, die Jugendlichen zu beschäftigen. Aha, das kennen wir doch. Unter anderem stellte man unmittelbar in der Nachbarschaft ein Grundstück zur Verfügung und man formierte eine Fussballmannschaft. Es war das Jahr 1880. Es war also ein Sozialprojekt der Kirche, welches den unmittelbaren Ursprung des heutigen Manchester City darstellte. Am Anfang bolzte man gegen andere Kirchenteams, dann auch gegen "echte" Mannschaften. Es war ein reines Projektteam, und viele talentierte Jungs spielten immer mehr in einem der kleinen, neuen Vereine, welche in dieser Zeit fast zahllos gegründet wurden. Im Jahr 1884 verlor die St. Marks Kirche ihr Spielfeld und irgendwie ging auch der Bezug zur Geistlichkeit verloren. Da tat sich ein weiteres Türchen auf, man "fusionierte" mit dem Team von Belle Vue und gab sich einen neuen Namen: Gorton Atletic F.C. Damit verschwand der Kirchenname und man repräsentierte den Stadtteil. Aber irgendwie war man doch noch der Kirche verbunden, denn die funkelnagelneuen Trikots trugen dieses mittelalterliche, kreuzähnliche Symbol. Wer damals diese Entscheidung getroffen hat, ist bis heute unbekannt.
 
 
Somit wäre das geklärt. ManCITY hat im Prinzip mit dieser Collection nur die Ursprünge vermarkten wollen und sich zumindest optisch vergriffen. Geschichtlich aber ist alles korrekt, wie diese Aufnahme aus dem Jahre 1884 zeigt. Das Leben ging weiter. Aus dem Gorton AFC wurde dann 1887 Ardwick FC, welcher 1894 endgültig in Manchester CITY F.C. umbenannt wurde. Mit dem Bau des Stadions an der Maine Road, wechselte man 1923 quasi komplett den Standort, quer durch die Stadt. Aber, man befand sich weiterhin innerhalb der Stadtgrenzen. Im Gegensatz zum späteren Rivalen ManU, dessen Ground bekanntlich in der Stadt Stretford liegt. 2004 folgte der Umzug in das heutige Etihad und damit ist man wieder viel näher an seinen Geburtsort gerückt. Nur zwanzig Minuten braucht man von der ehemaligen St. Marks Kirche zum Etihad. Und die Kirche? Die steht schon lange nicht mehr. Heute befindet sich ein Parkplatz einer Firma auf den ehemaligen Gotteshaus, dem Geburtsort von Manchester CITY. Ein etwas unrühmliches Ende, wie ich finde.
 
 
Wer ein etwas gemäßigteres Textil der St. Marks Collection möchte, kann sich ja dieses hier besorgen:
                                                                                                        
                                                              
 
 
 
 
Keep the faith
RaMü