Als ManCITY schwarz fuhr ...

  Hallo Bloggs,

ManCITY ist für viele deutsche Fussballfreunde ein negatives Beispiel, steht für die falsche Richtung des Profifussballs. Seit ungefähr zehn Jahren ist der Verein aus der einstigen Industriestadt in der Hand des "Scheichs", so die Vereinfachung. Viele vergleichen diese Situation mit der TSG Hoffenheim oder gar RB Leipzig. Das ist völlig falsch und zeigt den unzureichenden Wissensstand.

Wie reichhaltig die Geschichte der "Citizens" ist, demonstriert auch das kleine Büchlein, welches jedes Mitglied zugeschickt bekommen hat. Darin sind alle Manager seit der Saison 1889/1890 aufgelistet und es gibt zahllose Geschichten und Einblicke. Man schmunzelt und freut sich, ManCITY ist ein traditionsreicher Verein aus England, welcher den Weg in die Moderne geschafft hat. Man spielt zwar jetzt im Etihad Stadium, erinnert aber immer noch mit Tränen in den Augen an das ehrwürdige Maine Road. Man erinnert an längst vergangene Trainerlegenden und deren Methoden. Es gibt Namen wie Joshua Parlby oder Joe Mercer, es geht von Lawrence Furniss bis Pep Guardiola, also die ganze Geschichte seit der Umbenennung im Jahre 1894, damals wurde der Ardwick FC in Manchester City FC umgetauft. Keine Sorge, in der kommenden Post rattere ich nicht alle runter, ich picke mir nur die besten und wichtigsten Geschichten raus.

Seit 1880 beschäftigete ManCITY insgesamt 42 Manager. Allerdings wird es erst ab 1894 richtig ernst, dennnun wurde der vormalige Ardwick FC in Manchester City FC umbenannt. Lawrence Furniss war noch beim Ardwick FC federführend und forchierte mit seinem Kumpel Joshua Parlby die Umbenennung und den Umzug von der seitherigen Spielstätte Hyde Road zur später legendären Maine Road. Ab 1893 trat dann Parlby an die erste Stelle und er wurde trotz eines Finanzskandals der erste bezahlte Manager des noch jungen Clubs. Sein Gehalt war nicht hoch, es sind umgerechnet auf heutigen Wert nur 3.-- €, in der Woche. Würden wir uns das antun? ManCITY musste sparen und manchmal fuhren die Spieler zum Auswärtsspiel schwarz mit der Bahn, das Geld war Mangelware. Er führte den Verein wie ein "Landlord" und mobilisierte das Umfeld, um den finanziellen Bankrott abzuwenden. Das gelang und so wurde Nachfolger Sam Ormerod der erste Manager, welcher "Silverware" holte.

           

                                  Joshua Parlby                                                      Sam Ormerad

Man stieg in die damalige Division one auf. Allerdings gab es diese Liga noch nicht landesweit, aber es war trotzdem die höchste Liga. Man belegte in der Premierensaison sogleich Platz sieben um danach gleich wieder abzusteigen. Zusätzlich war die Schuldenlast auf sagenhafte 1,000 £ angestiegen und die Verantwortlichen wurden rausgeschmissen, der Manager und der Vorstand. Den ersten FA-Cup holte dann der nächste Mann. Tom Maley stieg auch noch auf und wurde damit zum ersten "Double winner". Er war auch der erste Trainer, welcher unterklassige Spieler holte und in die Mannschaft einbaute.

1904 gewann ManCITY zum ersten Mal den FA-Cup. 1:0 gegen die Bolton Wanderers vor 61,374 Zuschauern im Stadion von Crystal Palace.

Aber auch hier gab es Probleme, im allgemeinen schreiben die Engländer immer nur von einem "scandal". Egal, auf jeden Fall wurden wieder einmal alle entlassen. Die Liste war lang, zwei Direktoren, der Vorstand und sein Manager und siebzehn (!) Spieler. Das nenn ich Großreinemachen. Der folgende Verantwortliche blieb immerhin sechs Jahre. Er musste ein neues Team formen und man stieg ab und auf und ab und auf. Ernest Mangnall war der bislang einzige sportliche Leiter, welcher zwischen den beiden Manchester Clubs wechselte. Zudem betreute er ManCITY in den Jahren während des ersten Weltkrieges. Mehr dazu in einer Post nach dem Jahreswechsel. Und, er blieb zwölf volle Jahre WOW !!! In seiner Zeit wurde zudem das Stadion an der Maine Road richtig ausgebaut, es fasste dann 84,000 Zuschauer ( !!! ). Kein Schreibfehler.

Maine Road im Jahre 1936, zwölf Jahre nach der Eröffnung. Man beachte die Kopfbedeckung.

Es begann die Zeit mit den "long serving managers". Wilf Wild betreute Manchester City über insgesamt 12 Jahre, er brachte den Verein auch eingermaßen durch den zweiten Weltkrieg. Regelmäßiges Training und ein Spielplan waren nicht möglich, man musste gar das Stadion mit United teilen, deren Ground wurde durch Luftangriffe zerstört. Trotzdem waren es gute Jahre, drei Titel gelangen. Mit Les McDowall kam ein neuer Typ von Manager ans Ruder, ein ehemalige Spieler übernahm den begehrten Posten. Es stand bei 592 Begegnungen an der Linie und wurde landesweit berühmt, er gab einem deutschen Torhüter einen Vertrag. Ein ungeheurer Vorgang, so kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Die Fans schäumten, zunächst vor Ablehnung, später vor Glück. Der ehemalige deutsche Kriegsgefangene Bert Trautmann geriet gar zum Held, als er 1956 beim FA-Cupfinal mit gebrochenem Hals weiterspielte und gewann. Das sollte allerdings der einzige sportliche Erfolg sein.

Bert Trautmann nach dem Endspiel, der doppelte Genickbruch wurde erst beim Röntgen nach dem Spiel festgestellt.

Es war wie überall, die Trainer kommen und gehen. Der nächste Mann von Format war dann Joe Mercer. Er geriet zum ersten "modernen Manager" seiner Zeit. Er gewann in sechs Jahren sechs verschiedene Titel:

  • Division one Champions ( englischer Meister )
  • Division two Champions
  • FA-Cup Winner
  • League Cup Winner
  • Charity Shield Cup Winner
  • European Cup Winners' Cup ( früherer Europapokal der Pokalsieger )

Er war zusätzlich der letzte Teammanager, welcher nur mit Engländern Meister wurde. Seine Amtszeit ging von 1965 bis 1971. Er war legendär und so wurde eine Straße beim Stadion nach ihm benannt. Es war die erfolgreichste Zeit, schließlich wurde Manchester City auch in Europa ein Begriff, zumindest für kurze Zeit. Danach begann der Stern von Manchester City zu sinken, der Verein dümpelte durch die beiden Topligen und konnte nicht mehr an tolle Zeiten anknüpfen. Die Jahre vergingen und es wurde immer dunkler am ehemaligen himmelsblauen Himmel. Ein Beispiel: Die Manager Steve Coppell und Phil Neal brachten es gemeinsam nur auf 16 Spiele, Steve Coppell schmiss schon nach sechs Spielen. Der Stress. Ende der sogenannten "Neunziger" war der Club schließlich auf dem Tiefpunkt angelangt, man verlor bei York City. Dritte Liga auf Platz zwölf, das war die bittere Wahrheit. Mit Joe Royle kam die Wende.

Der Vater der "Neugeburt", Joe Royle bei einem Heimspiel an der Maine Road.

Zunächst aber musste er den Abstieg in die dritte Liga verantworten, als Retter im Februar 1998 eingestellt, gelang der Klassenerhalt nicht mehr. Man hielt wegen klammer Kasse an ihm fest und er schaffte die Wende, im Entscheidungsspiel 1999 gegen Gillingham. Es war Herzschlag pur, Gillingham erzielte in der 81. und 87. Minute das 2:0, ManCITY glich aus, 90. und 95. Minute. Das Elfmeterschießen gewann ManCITY dann "klar" mit 3:1. Warum wird dieses Match auch heute noch so gewürdigt? Natürlich wegen dem Verlauf, aber noch viel wichtiger, CITY hätte eine weitere Saison Drittklassigkeit nicht überlebt und wäre mit ziemlicher Sicherheit bankrott gegangen. Joe startete durch, stieg nochmals auf urplötzlich hieß es "City is back". Erste Liga. Leider ging es im zweiten Jahr schon wieder runter, aber Joe Royle legte mit "Wunder von Wembley" den Grundstock für das heutige ManCITY.

Nach Joe übernahm dann Kevin das Ruder und zwar Kevin Keegan. Der Ex-Nationalspieler entfachte neuen Mut führte das Team aus der zweiten Liga in den damaligen UEFA-Cup. Nun gab es auch mal wieder einzelne Siege über den Stadtrivalen ManU, ein gutes Jahrzehnt lang waren die Fans der "Citizens" nur als Zielscheibe für Hohn und Spott geeignet, langsam drehte sich der Wind. Auch leistete sich ManCITY internationale Stars. Anelka, Mc Manaman und Schmeichel, sowie Robbie Fowler nährten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Aber es mißlang, man entkam nur knapp dem Abstieg. In diese Amtszeit fiel auch der Abschied von der guten, alten Maine Road. Wie üblich, ManCITY macht es einem nicht leicht. Das letzte Heimspiel nach achtzig Jahren wieder verloren, mit 0:1 gegen Southampton. Nun folgte der Umzug in das neue Stadion in den Eastlands. Und da begann die heutige Zeitrechnung.

Maine Road. Luftaufnahme aus dem Stadtteil Moss Side, kurz vor dem Umzug.

Spielszene aus dem Jahr 1982 gegen Liverpool. Bild: RaMü

Nach Stuart Pearce übernahm der Schwede Sven-Goran Eriksson. In diesem Sommer erhielt Manchester City einen neuen Eigner. Der ehemalige thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra übernahm die Hauptanteile und stellte frisches Geld zur Verfügung. Man kaufte ein, zwar nicht im ganz großen Stil, aber man rüstete doch merklich auf. Zwar reichte es noch nicht für Titel, aber die Blauen aus Manchester wurden nun wieder ernst genommen, das Manchesterderby wurde immer mehr zu einem offenen Kräftemessen beider Clubs. Schon ein Jahr später musste der umstrittene Eigner seine Anteile weiterverkaufen und dann trat ein Global Player auf, die Abu Dhabi Group. Jetzt wurde der Geldhahn endgültig aufgedreht und nach dem unglücklichen Mark Hughes wurde mit Roberto Mancini ein Mann verpflichtet, welcher nach langen 42 Jahren wieder einen nationalen Titel holte, den FA-Cup. Roberto gelang noch mehr, 2012 war es endlich wieder da, das Gefühl ein Meister zu sein. In einem denkwürdigen Finish sicherte man sich in der 93. Minute den Titel, damit war das Trauma endlich überwunden.

Endlich, endlich. Meister der Saison 2011/12. Bild: RaMü.

Die Fans tauften den Italiener "Bobby Manc" und damit erreichte er Kultstatus. Nach vier Jahren kam die Trennung und mit Manuel Pellegrini wollte man ein Imperium errichten. Das gelang nur unzureichend, zwar gewann der smarten Chilene eine Meisterschaft und zwei Ligacupsiege, aber international wollte der Durchbruch nicht gelingen.

Manuel Pellegrini war ein ruhiger Typ, er führte ManCITY zur weiteren Meisterschaft 2014. Bild: RaMü.

Man machte den Weg frei für Pep Guardiola. Aber zunächst zündete die Rakete nicht, im ersten Jahr ging der millionenschwere Verein leer aus. Erst danach funktionierte der Guardiolafussball, die Saison 2017/18 geriet zum Triumpfzug, mit exakt 100 Punkten und erzielten 106 Toren setzte man neue Maßstäbe. Der Gewinn des Ligacups und des Charity Shields rundeten diese Spielzeit ab. International scheiterte man am FC Liverpool, deshalb ist der Auftrag des Pep Guariola noch nicht erfüllt.

Man sieht, Trainer haben unmittelbar mit der Vereinsgeschichte zu tun. Prägen den Club, positiv oder negativ. Auch verkörpert diese Abhandlung den Weg von Manchester City seit der Gründung im Jahre 1884 bis heute. Leider wird das von vielen Fussballfans ignoriert.

Anmerkung: Inspiriert wurde ich durch das CITYZENS Handbook 2018-19.

Alle Bilder wurden "entliehen, mit Ausnahmen.

Keep the faith.

RaMü