Dreck fressen seit 1907 !

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"Dreck fressen seit 1907" stand auf dem zerfledderten Aufkleber an der alten Schranke am Bahnübergang an der Hafenstraße. Es war ein Ausflug in beste Ruhrpottvergangenheit. Wer die Geschichte von Rot-Weiss Essen kennt, kennt die Fussballgeschichte des Ruhrgebietes. Seit der Gründung im Jahre 1907 spielte man in unzähligen Ligen, schon allein deren Auszählung ist ein Streifzug durch über ein Jahrhundert Fussball. Offiziell wurde der Verein 1923 in Rot-Weit Essen umbenannt und begann in der Kreisliga Essen. Dann folgte die Bezirksliga Essen, 2. Bezirksliga Essen, 1. Bezirksliga Essen-Gelsenkirchen, Ruhrbezirksliga, Gauliga Nordrhein, Oberliga West, 2. Liga West, Regionalliga West, 1. Bundesliga, 2. Liga Nord, 2. Bundesliga, Amateuroberliga Nordrhein 3, Regionalliga West/Südwest, NRW-Liga und im Moment Regionalliga West. Alles klar?

Darüber kann man ganze Bücher schreiben und die gibt es ohne Zweifel. Rot-Weiss Essen sieht sich als letzter klassischer Arbeiterverein im verschwundenen klassischen Pott und pflegt sein "Underdogfeeling" mit voller Inbrunst. Der Schnitt beträgt rund 7.500 Zuschauer, das ist überragend. Leider ging der Ort der Heldenverehrung komplett verloren, das "Georg Melches Stadion" an der Hafenstraße ist nun der Parkplatz zum neuen Ground, dem neuen RWE-Stadion. Bis 2012 war das "Melches" legendär, die Stimmung geil, obwohl der Fussball nur mittelmäßig war. Leider war ich nie da. Die neue Spielstätte ist im Konzept in Teilen an das alte Stadion angeglichen, aber vergangen ist vergangen.

Die beste Zeit war in den Fünfzigern. Da wurde man 1953 Pokalsieger und ein Jahr später gar deutscher Meister. Im "Wunder von Bern" stellten die Essener mit Helmut Rahn den "Boss" der deutschen Nationalelf. Von diesen Zeiten zehrte der Pottclub lange, sogar insgesamt sechs Jahre Bundesliga waren drin, allerdings auf drei Abschnitte verteilt. Die Zeit ab ungefähr 1980 war unglaublich grausam, neben diversen Abstiegen wurde Essen ein Symbol für Verfehlungen. Spielerwetten gegen die eigene Mannschaft, ein Dopingfall und diverse Kompetenzverstöße von Vorstandsmitgliedern verpassten dem sympatischen Verein ein negatives Image. Dazwischen lag eine Insolvenz und ein Stadionneubau, das kann auch nicht jeder. Das Auf und Ab brachte manchen Fan fast an den Herzinfarkt oder gar weiter, im Moment träumt man an der Hafenstraße wieder von der dritten Liga. Es dürfte wohl ein Traum bleiben, denn wie bei der SG Wattenscheid 09 stehen die Zweitvertretungen der Bundesligisten im Wege. Kein Wunder, tummelt sich doch alles in dieser Regionalliga West.

Die Liste der bekanntesten Spieler ist fast unendlich lang; hier nur ein paar Namen: Willi "Ente" Lippens, Frank Mill, Mesut Ozil und Helmut Rahn. Bekanntestes Mitglied ist die brasilianische Legende Pelè. Mehr braucht man nicht zu sagen, über Rot-Weiss Essen in Essen-Bergeborbeck an der Hafenstraße.


Rantasten an große Vergangenheit. Fast wie in good, old merry England.

Das Hafenstübchen macht auch am Spieltag auf und dürfte wohl einen Rekordumsatz erzielen.

Passt.

Zur Erinnerung an das alte Stadion und den "größten" Essener aller Zeiten.

Willkommen in der Moderne. Die erste Baustufe ist abgeschlossen, bei Bedarf können die Ecken noch geschlossen werden.

Ein typischer Stadionneubau. Aber die Stehplatztribünen hinter den Toren machen dann doch den Unterschied.

Das Grün des Spielfeldes ist ein wohltuender Kontrast zum grauen Rest.

Der bekannteste Spieler von Rot-Weiss Essen: "Boss" Helmut Rahn, Held von Bern.

Das Ruhrgebiet bezeichnet sich ja als "Land der tausend Derbys" und das dürfte in der guten, alten Zeit hundertprozentig gegolten haben. Heute haben die Platzhirsche BvB und der blaue Nachbar anscheinend diese Vergangenheit für sich gepachtet und grinsen auf den Rest herab. Ätsch, wir haben es geschafft! Für mich ist das letzte Stück Ruhrgebiet eh Bochum, Duisburg oder Essen. Egal welche Liga. Auf jeden Fall möchte ich irgednwann mal ein Match von Rot-Weiss Essen sehen und vor allen Dingen hören. Ich bin gespannt.

RaMü