Der lange Marsch nach Rochdale

  Hallo Bluebloggs,
beim Blick auf das Google Maps sah es eigentlich ganz einfach aus, nur 900 Meter waren es da. 900 Meter vom Bahnhof Castleton bis zum Spotland Stadium des FC Rochdale. Ich habe alles gecheckt und dann die Entscheidung getroffen; machbar. Irgendwie war aber alles schlampig geprüft, beim Aussteigen auf dem Bahnhof gab es keinerlei Anzeichen für ein Spiel oder zumindest ein Stadion in der Nähe. Also habe ich beim nächstgelegenen Pub gefragt und dann wurde ich losgeschickt, mit einer ungefähren Richtung. Ich latschte los und es wollte einfach nicht enden, irgendwann war ich bei Pferdeweiden gelandet. Also wieder fragen. Der Mann im Trainingsanzug antwortete gar; " Rochdale, da ist mein Neffe der Kapitän". Klasse, das ändert aber die Entfernung nicht. Weiter, immer weiter. Eine Frau erklärte, ich gehe auch hin. Leider hatte die Dame eine bessere Kondition wie mancher Spieler und hängte mich bald ab. Endlich, nach über dreißig Minuten sah ich die ersten Gestalten mit einem Schal. Zum Schluß brauchte ich fast fünfzig Minuten. Am Ground stellte ich mich bei einer langen Schlange beim Ticketoffice an, noch zwölf Minuten bis zum Anpfiff. Irgendwann wurde durchgesagt, mit Bargeld kann man direkt an den Einlasstoren bezahlen. Na bitte. Also blätterte ich siebzehn Pfund hin und blickte die junge Kassiererin fragend an, wo ist das Ticket?  Schnell wurde ich durchgeschoben und dann kam des Rätsels Lösung, bei Stehplätzen gibt es kein Ticket. Das habe ich seit dreißig Jahren nicht mehr erlebt, zuletzt natürlich auf der Insel. Also zum Mitschreiben, in Rochdale gibt es noch eine klassische Stehtribüne, mit Preisen allerdings, welche allerdings in Deutschland locker für Sitzplätze reichen. Inside war dann alles wie früher, Stacheldraht auf dem Dach des kleinen Kiosk, verrostete Werbetafeln, ein miserables Spielfeld und massive Wellenbrecher auf der kleinen Stehtribüne. Welcome to the seventies ! Tradition comes alive ! Leider war meine Freude getrübt, ich war abgeschnitten von einer vernünftigen Busanbindung und von einem Taxistand war außerhalb des Ground nichts zu sehen. Also musste ich in der vierzigsten Minute (!!) schon gehen, der Ordner hat vielleicht geglotzt. Bis dahin habe ich schon einiges gesehen. Gast Oxford war klar besser, die 300 Supps aus dem Süden viel lauter und viel besser. Immerhin führte der Aufsteiger verdient mit 0:2 als ich gehen musste, das Match endete dann letztlich mit 0:4. Wenn es sich ergibt gehe ich da mal in Ruhe hin. Der Rückmarsch verlieg zügiger, ich kannte jetzt ja den Weg. Unterwegs kam ich dann wieder an eine größere Straße und dort fuhr ich dann mit einem Bus vier Haltestellen weiter bis zum Bahnhof. Der Zug kam auch sofort und brachte mich zurück nach Manchester zur Victoria Station. Dort sogleich weiter mit der Tram ins Etihad Stadium. Punktlandung. Es war ein gewaltiger Sprung, vom Spotland Stadium ins Etihad, von Rochdale nach Manchester, von der dritten Liga in die Premiership. Aber es hat sich gelohnt, ich hatte mal wieder den richtigen Riecher. Pretty old ground!

 

 Bild: Es ist kein Bohrturm, das ist ein Flutlichtmasten in Rochdale.



Bild: Chaos vor der dem einzigen Ticketcounter.



Bild:  Welcome to the seventies !



Bild:  Zwei neuere Tribünen. Links der Anhang von Oxford United, die gesamte Tribüne ist für den Gast reserviert.




Bild:  Kein Platz für Techniker, Englands dritte Liga ist eben was für "Grassfresser".

PS: Später hab ich dann die Lösung für den langen Marsch gefunden. Ich Trottel hab Rochdale Town FC eingegeben, da stimmt das mit den 900 Metern. Pech gehabt.

RaMü