Preußen statt Vitesse
 
Hallo Bloggs. Es immer dasselbe Ritual, nach meinem bestätigten Urlaub warte ich zutiefst gespannt auf die Veröffentlichung der Spiele der niederländischen Eredivisie. Und der ist mir unglaublich sympatisch, denn unsere Nachbatn planen immer die gesamte Hinrunde im Voraus. Das hat Vorteile, unbestritten. Auf jeden Fall haben mir die Planer dieses Jahr keinen Gefallen getan, denn ich möchte ja Stadien in machbarer Reichweite besuchen, denn sonst kann ich von zuhause aus fahren. Das heißt, die Spiele müssen im Norden stattfinden. Und da hatte ich Pech, mehrmals. Für das Nordderby SC Cambuur-Leeuwarden vs. FC Groningen gab es keine neutrale Karten, Emmen und Enschede haben an beiden mir möglichen Wochenende ein Auswärtsspiel, in Serie. Mist. In Groningen und Heerenveen war ich schon. Irgendwie bin ich dann in Arnheim gelandet, im wahrsten Sinne des Wortes. Hab aber im Überschwang der Begeisterung die Uhrzeit und die Entfernung nicht richtig realisiert. Und dann Arnheim überhaupt. Das ist Weltkriegsgeschichte pur, denn schließlich fand unter anderem hier die größte Luftlandeoperation des Jahres 1944 statt. Zahlreiche Verfilmungen und Bücher haben diese Landung gewürdigt und auch heute kann man diverse Museen und ehemalige Schlachtfelder noch besuchen. Kurzum, für nur einen Tag zuviel Stoff. Also habe ich Vitesse Arnheim gestrichen und mir als Alternative dann Preußen Münster gegen Rödinghausen ausgeguckt. Hat zwei oder gar drei Vorteile. Einiges kürzere Anfahrt, angenehmere Spielzeit / 14.00 Uhr statt 18.45 Uhr und ich sehe das Preußenstadion noch vor dem großen Umbau. Also auf nach Münster.
Es war knapp. So nur vierzig Minuten vor Spielbeginn kurvte ich am Stadion vorbei und suchte einen Parkplatz, den ich schließlich bei einem Discounter fand. Dann schnell den knappen Kilometer zum Ground und das Ticket wie früher am Kassenhäuschen gekauft. Und da habe ich sofort die Tradition geatmet, gesehen und gespürt. Schon allein dieser Anblick war die zwei Stunden Anfahrt wert. Die elektrischen Drehkreuze waren außer Betrieb und dann war ich drin, drin im Preußenstadion, das aber nur noch in dieser einen Kurve das alte Stadion verkörpert. Ich war mal in grauer Vorzeit hier, aber es hat sich zwischenzeitlich einiges getan. Tradition mit Zukunft steht auf dem Ticket. Und so baggert man auch im Münsterland für ein neues, besseres Stadion, welches den erneuten sportlichen Aufschwung in die dritte Liga einleiten soll. Die Kurve der früheren Gästefans wird gerade abgerissen, die Haupttribüne ist schon modernisiert. Die Gegengerade ist im Moment mit zwei überdachten Stehplatzblöcken bestückt und der Rest immer noch alt, uralt. Aber mit Flair.
Das Spiel hat mich nicht unbedingt sonderlich ineressiert, obwohl es das Spitzenspiel der Regionalliga West war. Preußen als Tabellenführer empfing den Zweiten SV Rödinghausen und es lockte 7.681 Zuschauer an die Hammer Straße. Ich marschierte auch während des Matches umher und machte Bilder, speziell vom Drumherum. Natürlich habe ich auch Fussball geschaut, immer aus verschiedenen Blickwinkeln. Auf jeden Fall war Preußen die klar bestimmente Mannschaft und hat mit 1:0 letztlich verdient gewonnen. Angstgegner Rödinghausen war "in der Box" nicht zwingend genug und die Münsteraner einfach griffiger, bissiger. Die erste Halbzeit endete torlos, dafür brauchte es dann nach Wiederanpfiff keine volle Minute, bis Deters das 1:0 gelang. Endlich tobte das Stadion und es kam Stimmung auf. Bis dahin war es überraschenderweise doch etwas verhalten. Gegen Schluß kam erneut Starkregen auf und Preußen nahm keinerlei Rücksicht mit dem Rasen. Zur Not eben eine Wassergrätsche. So blieb es beim 1:0, welches Münster einen Vorsprung von vier Punkten bescherte, bei einem Spiel noch in der Hinterhand.
 
 
Also besser geht's nimmer, das mit der Tradition. Die Kassenhäuschen am Zugang Hammer Straße sind der Hammer.
 
 
Und so sieht sie aus, die dazugehörige Stehplatzkurve. Leider nicht mehr lange. Bis 2027 soll der gesamte Umbau abgeschlossen sein. Die Fans von Preußen freuen sich drauf, dann hört das auf, bei Wind und peitschendem Regen in der Kurve stehen. Das kennen die selbsternannten Traditionsfans der Bundesliga nur noch aus dem Gedächtnis oder vom Hörensagen.
 
 
Der Blick von der Kurve ins Stadion zeigt alles, den kompletten Umbruch der letzten Jahre. Links die Haupttribüne, dann die Baustelle seit Mai diesen Jahres in der Kurve. Hier wird begradigt und es entsteht eine überdachte Stehplatztribüne. Dann weiter mit dem improvisierten momentanen Stehplatzbereichen. Zur Zeit ist das Preußenstadion für bis zu 13.500 Zuschauerzugelassen. Kann ich so gar nicht richtig glauben.
 
 
Und so geht das heute immer noch in Münster. Stehen fast überall, wie man will und mit viel Raum nach hinten.
 
 
So nach ungefähr zwanzig Minuten kam der Starkregen und viele flüchteten trotz des Spieles unter die paar Dächer des Bierwagens, der WC`s und der sonstigen Hütten. Mit der Pause kam die Sonne wieder raus und alles stand an. Am Bierwagen, am Kiosk und am WC.
 
 
Blick von der überdachten Stehplatztribüne. So ging Fussball früher. Noch einen Meter bis zum Dach.
 
 
Fussball gab's natürlich auch zu sehen. Preußen verteidigte die Tabellenführung und scheint auch in diesem Jahr zu den absoluten Aufstiegsfavoriten in der Regionalliga West zu gehören.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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