Unbedingt besser ?
 
Hallo Bloggs.
Kann man nach einem Besuch von drei Spielen in der österreichischen Bundesliga davon sprechen, ein Kenner der Liga zu sein? Wohl eher nicht. Zumal ich wirklich nur sogenannte "Underdogs" gesehen habe. Altach und der SV Ried kämpf(t)en immer gegen den Abstieg und Wacker Innsbruck ist gar zwischenzeitlich wieder abgestiegen. Da ich ja im Großraum Stuttgart lebe ist Österreich zwar relativ nahe, aber in Sachen Fussball eben doch nicht. Lediglich Tirol mit Altach quasi am Bodensee und Innsbruck mit der Anreise über Füssen ist in relativer Nähe, Ried im Innkreis dagegen hatte schon etwas mehr Distanz.
Auf jeden Fall ist der Fussball in Österreich in Sachen Spielplan äußerst gewöhnungsbedürftig und man muss sich schon damit beschäftigen. Zusätzlich ist die finanzielle Situation der Proficlubs in der Alpenrepubklik zu berücksichtigen, diese ist oftmals nicht gerade dolle.
Beginnen wir einfach mal.
 
  • Die aktuelle umfasst zwölf Vereine. Zu den bekanntesten Namen gehören ohne Zweifel die beiden Wiener Vereine FK Austria Wien und SK Rapid Wien, wobei Rapid nach wie vor Rekordmeister ist. Diese beiden Clubs stehen für die Tradition und haben jeweils neue Stadien am alten Standort errichtet. Allerdings hat das Eingreifen eines Investors bei Salzburg die bisherigen Machtverhältnisse krass verschoben, mit der neuen übermächtigen Finanzkraft wurde Salzburg zum Serienmeister. Seit 2014 kommt der Meister aus der Mozartstadt und daran wird sich in der nahen Zukunft kaum was ändern. Weitere bekannte Namen sind Linzer ASK und Sturm Graz. Und dann wird es dünn. Städtchen wie Ried, Wolfsberg, Hartberg oder St. Pölten sind nicht gerade besonders bekannt und ein weiteres Projekt wie Swarowski Tirol verwässern die Liga noch mehr.                                                                                               
  • Der Unterbau mit der zweiten Liga ist ein bunter Mix. Die Palette reicht von Vereinen wie Dornbirn bis zu Innsbruck. Die Infrastruktur ist derart unterschiedlich, etwa wie von der deutschen Oberliga bis zur Bundesliga. Klagenfurt und eben Innsbruck haben länderspieltaugliche Arenen, in Dornbirn gibt es nur eine kleine Holztribüne. Fast alle haben aber einen gemeinsamen Nenner; man ist klamm. So haben für die kommende Saison 2021/22 nur fünf (!) Clubs die Lizenz für das Oberhaus überhaupt eingereicht. Nur fünf. Damit ist man flugs beim nächsten Dilemma, es fehlt schlichtweg an einem starken Unterbau. Die zusätzliche Tatsache, dass mit den Young Viletts / FK Austria Wien, Rapid Wien II und dem FC Liefering / RB Salzburg drei Farmteams mitspielen. Denen ist der Aufstieg eh untersagt. Die Juniors Oberösterreich sind offiziell eigenständig, fungieren aber ebenfalls als ein Farmteam von LASK. In der nunmehr abgeschlossenen Saison wurde Blau-Weiss Linz Meister, verzichtete aber mangels einem erstligatauglichen Stadion auf den Aufstieg. Der FC Liefering konnte ebenfalls nicht rauf, weil Farmteam von RB Salzburg. Man sieht, es ist nicht so einfach. Und so kommt der dritte der Tabelle ins Spiel, Austria Klagenfurt. Und NEIN, nicht direkt, sondern als "Erster" geht es in die zwei Qualispiele um den Aufstieg. Nur ein Verein aus den Top 2 kann direkt aufsteigen, ab dem Dritten gibt es die Quali.
  • Also gibt es keinen Direktabsteiger in der ersten Liga. Also meine Meinung, ich habe selten so einen Schwachsinn gesehen. Da kannste die ganze Saison versauen, du musst nur zwei Begegnungen den Oarsch aufreissen und dann bleibste drin. Unglaublich. Und das ist möglich, weil im Unterbau richtig klamme Clubs ihr Dasein fristen. Und damit wären wir bei einem seltsamen Kontrukt namens Spielsystem. Vorher spielten die zwölf Clubs eine Doppelrunde und fertig. Dann gab es diese Reform, mit dem Anspruch, die erstarrte Liga wieder attraktiver zu machen und die Zuschauerzahlen anzuheben.
  • Nun also zum Ligabetrieb. Die zwölf Vereine spielen einen sogenannten Grunddurchgang, das heißt: Wie eine normale Liga, mit Vor- und Rückrunde. Dann wird geteilt, die ersten sechs Clubs spielen in der Meistergruppe und die restlichen eben in der Qualifikationsgruppe. Dabei kommt es zu einer komplizierten Punktereduzierung, die so richtig kaum jemand versteht. Egal. Die Meistergruppe ist relativ einfach, man ermittelt den Meister. Auch einfach, wird eh immer RB Salzburg. Dahinter ist es auch wie überall, der Zweitplazierte kommt ebenfalls in die Quali zur Champions League, der Dritte zur Europa League. Österreich hat anscheinend zwei Starterplätze für die neugeschaffene European Conference League ergattert. Einen Platz bekommt der Viertplatzierte sicher, oder doch nicht?, und dann wird es spannend. Um die Attraktivität in der Qualifikationsgruppe zu erhöhen, spielen deren Gruppenerste und Zweite einen Platz für die interne Quali zur Confernece League aus. Diese Paarung ist Hartberg vs. Austria Wien. Der Sieger trifft auf Wolfsberg, dem Fünften in der Meistergruppe. Die bekamen die Vorzug vor LASK, weil deren Punkte mit Beginn der Einteilung abgerundet wurden. Bei Punktgleichheit erinnert man sich wieder an den Grunddurchgang und bekommt die abgerundeten Punkte zugesprochen. Kapert? Also, so habe ich das verstanden. 

Hier also die Spiele zur Quali für die Confernece League:                

        

Natürlich sind die Spiele zur Relegation für die österreichische Bundesliga jetzt fix, Klagenfurt steht fest:

  • Was beim Studium der Tabellen auffällt, sind die zum Teil seltsamen Vereinsnamen. Hat man sich in Deutschland an dieses Bayer 04 Leverkusen inzwischen längst gewöhnt, so wird es irgendwann auch mit RB Leipzig sein. Aber Namen wie TSV Prolactal Hartberg oder RZ Pellets WAC sind dann doch befremdlich. Weitere abschreckende Beispiele sind WSG Swarowski Tirol oder CASHPOINT SCR Alatach. Da wundert FC Flyeralarm Admira schon nicht mehr. Einerseits verstehe ich es ja. Man klammert sich an jeden Euro und die Verordnungen des Verbandes lassen solche Namensfindungen zu. Es fällt auf, dass lediglich der Linzer ASK, Rapid und die Austria Wien auf solche verwirrende Beinamen verzichten. Wer hat, der hat!
  • Was weiterhin auffällt ist die gnadenlose Vermarktung der Spielbekleidung. Im Prinzip wird jeder freie Quadratzentimeter ausgenutzt. Also bei den Hosen ist das schon krass, mehr geht nicht!

Man sieht, zumindest in Sachen Spielplan ist die Angelegenheit mit Abschluß des "Grunddurchgangs" nicht mehr so einfach. Da muss man sich mit der Thematik schon näher befassen, oder sich einfach nur wundern. Der österreichische Fussball hat im Prinzip dasselbe Problem wie die Schweizer. Es fehlen die Zuschauer und damit die Attraktivität. Aber mit einer Einwohnerzahl von rund neun Millionen ist es klar, wo sollen all die Fussballbegeisterten auch herkommen? Ob aber dieser derart verkomplizierte Spielplan aus dem Tief hilft, ist fraglich. Zumindest in Sachen Meisterkampf hat sich nichts geändert. RB Salzburg hatte auch diesmal wieder fünfzehn Zähler Vorsprung, Reform hin oder her.

In Österreich gibt es zahlreiche Fans, welche eine Aufstockung der ersten Liga auf sechzehn Teilnehmer fordern. Damit wäre das unterste Limit für einen gewohnten Spielbetrieb erreicht und der Unterbau sollte zweigeteilt sein. Allerdings dürfte angesichts der klammen Verhätnisse dann die Liga eine geschlossene Gesellschaft bleiben, so in etwa amerikanische Verhältnisse. Ein weiteres Novum: Heuer gibt es zum dritten Mal hintereinander keinen Absteiger in deren zweiter Liga, Coronabedingt.

Sollte man im Urlaub die Möglichkeit haben, ein Spiel zu besuchen, es dürfte sich lohnen. Man kann entspannt Fussball schauen, das gute Bier und die Leberkässemmel genießen, allen Unkenrufen zum Trotz gibt es eine gute Fanbase und ... man versteht sich. Zumeist jedenfalls.

Keep trhe faith. RaMü


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