Old East Anglia

 
Hallo Bloggs.
 
East Anglia gibt es schon lange nicht mehr, genauer genommen seit 920. Für rund vierhundert Jahre blieb es ein loser Bund von verschiedenen Stämmen, Clans und Großfamilien mit den beiden Counties Norfolk und Suffolk als Herzstücke. Damals schon galt Norwich als das Zentrum, obwohl Colchester die älteste Stadt der Region war. Auch damals bestand England aus zahlreichen verschiedenen Königreichen, welche aber im Normalfall zusammenstanden. So vertrieb man dann um 920 die Dänen, welche für rund fünfzig Jahre das Land besetzt hatten. Dieser militärische Kraftakt mündete in was Größeres, das gemeinsame Reich der Angelsachsen begann zu entstehen. East Anglia verschwand zwar von der Landkarte, ist aber weiterhin in den Köpfen der Bewohner erhalten geblieben.
Heute ist es offiziell die East of England Region und begeistert vor allem durch sein ländliches Ambiente, welches die  Hauptstädter aus dem nahen London zu verlängerten Wochenenden verführt. Richtige Industrie ist selten, dafür gibt es zahlreiche Universitäten und High Technology Unternehmen.
 
 
Es ist fast überall dasselbe Bild, das jeweilige Zentrum oder gar Hauptstadt wird vom Rest immer als Großkopfete angesehen, das "Die da oben, wir da unten" Denkschema will einfach nicht verschwinden. Das gilt auch heute noch und erklärt die Rivalität zwischen Norwich City und Ipswich Town. Während Norwich die kulturelle Wiege der Region darstellte, stand Ipswich für das Handwerk und den Handel. Auch die geistliche Obrigkeit hatte seinen Sitz in der Grafschaft Norfolk, brauchte aber die Schmieden von Ipswich um mal kurz gewisse Differenzen mit dem Schwert zu klären. Dafür glänzte Ipswich mit der Zucht der berühmten Schlachtrösser, im Mittelalter war dieser Zweig ein Trumpf der Stadt in Suffolk in der ewigen Konkurrenz zum Nachbarn. Nach dem Mittelalter wurde aber Norwich dann doch größer, die Stadtmauer musste weichen und man erhielt sogar drei Bahnhöfe. Von hier aus konnten die ersten "Touristen" sogar mit dem Seeanschluß bequem bis nach Amsterdam reisen. Zugleich wurde das Weberhandwerk immer präsenter, deren Wappentier, ein Kanarienvogel wurde später vom örtlichen Fussballclub übernommen. Der Rivale hinkte da etwas hinterher, immerhin wurde in Ipswich 1832 der erste Rasenmäher der Welt produziert. Man sieht, die beiden Städte hatten schon immer unterschiedliche Schwerpunkte, ergänzten sich aber und machten die Region insgesamt stark. Im zweiten Weltkrieg mussten beide leiden. Speziell im Endstadium fielen zahlreiche V2-Raketen auf die Städte und insbesondere Norwich war stark betroffen. Erst das Aufblühen des Tourismus brachte wieder Wohlstand in die liebliche Gegend, gepaart mit dem Anbau der Biotechindustrie. Deren klugen Köpfe sind "home-grown", eben aus den Unis von Norwich und Ipswich.
 
 
Ich muss also gestehen, so richtig vergleichen kann ich die beiden größten Städte von East Anglia nicht. In Ipswich war ich an einem November, das Match an einem Freitagabend. So hatte ich lediglich den Samstagmorgen mit zwei Stunden auf dem Weg zum Bahnhof mit ein paar Eindrücken und Einblicken der Stadt.
 
 
Es waren kaum Leute unterwegs. Verständlich, wer ist schon um 8.00 Uhr in der City? Deshalb sind meine Erinnerungen und meine Bilder spärlich. Es gibt bestimmt noch mehr schönere Ecken. Speziell bei besserem Wetter und in einer wärmeren Jahreszeit.
 
 
Tja, genau das war in Norwich. Ein schöner Apriltag mit angenehmen Temperaturen. Dazu ein ganzer Tag Zeit, Kick off am späten Nachmittag. Also ideal. Und Norwich gab dann schon einiges her. Optischer Mittelpunkt ist die Kathedrale mit dem Bischofssitz. Die Umgebung ist richtig toll erhalten, zahlreiche mittelalterliche Brücken über den River Yare geben der Sache ein historischens Flair.
 
 
Die Kathedrale ist von allen Seiten her wunderschön, kann besichtigt werden und biete oftmals Konzerte an. Ein Highlight.
 
 
In der Innenstadt gibt es noch einige historische Läden, welche sich gut ins Stadtbild einfügen. England von seiner besten Seite.
 
 
Obwohl so ab dem Mittag die Sonne sich zeitweise verabschiedete, die verwinkelte Innenstadt hatte denoch seine Charme. Es gibt zahlreiche Pubs und Restaurants, von Fast Food bis zum klassischen Roast gab es alles. Also ich war im Pub. Ohne Wenn und Aber.
 
 
Von der einst mächtigen Burg sind "nur" noch die Hauptgebäude übrig. Sie beherbergen mehrere verschiedene Museen. Allein hier sind  mehrere Stunden einzuplanen. Von der ehemaligen Burgbefestigung ist nichts mehr da. Auf jeden Fall ist es der höchste Punkt der Stadt, das haben die meisten Burgen ja so an sich. Von hier aus hat man auch einen Blick zum Stadion.
 
Man sieht, Ipswich und Norwich in East Anglia könnten auch als Urlaubsziele interessant sein. Eine direkte Fährverbindung gibt es auch. Ab Holland bis Felixstowe, unweit von Ipswich.  Man umgeht so London und landet direkt an der Küste von Norfolk. Wenn man die Sache großzügig auslegt gibt es noch weitere Profivereine in der Region. Dazu gehören Colchester United, Cambridge United und Peterborough United. Also noch mehr Gründe, mal diese abgelegene Ecke der Insel zu beehren.
 
Keep the faith
RaMü