Abb in de Pfalz !

Hallo Bluebloggs,

eigentlich, ja eigentlich war dieser Samstag komplett anders geplant. Eigentlich wollte ich zuerst nach Aalen, auf der Ostalb gab es schließlich das Schwabenduell gegen den Newcomer Großaspach zu bestaunen. Aber am Samstag wurde es dann doch zeitlich zu knapp, da ging ich halt noch eine Etage tiefer, Mannheim gegen Kassel in der Regionalliga Süd-West sollte es dann sein. Die Fahrtstrecke ist deutlich kürzer und zudem nur Autobahn. Gelandet bin ich letztlich in der Pfalz, .............. in Pirmasens. Auf dem Autobahnkreuz Karlsruhe habe ich dann einen Schwenk gemacht, mit dem Auto und meinem Vorhaben. In Pirmasens haben sie seit 2003 ein neues Stadion auf einem ehemaligen amerikanischem Militärgelände, ich kenne die Gegend aus meiner Bundeswehrzeit noch ein bisschen. Also auf nach Pirmasens. Ich hatte die Umgebung von Pirmasens noch anders in Erinnerung, vollgestopft mit Militär und den Kasernen. Nun, die Zeiten haben sich fast komplett geändert, von der einst großen Anlage ist nicht viel mehr geblieben. Wo sich früher rund 5.000 US-Soldaten bewegten, stehen heute nur noch die großen Gebäude, gebaut in der Zeit der deutschen Wehrmacht. Der Rest wurde plattgemacht und der zivilen Nutzung freigegeben. Zusätzlich wurde unendlich viel Wohnraum frei, die Wohnblöcke sind inzwischen saniert. Nichts ist mehr da, kein Hubschrauberlandeplatz mehr, die Fahrzeughallen abgerissen, die Funkmasten abgebaut, der kümmerliche aktive Rest hat sich in einen Schmollwinkel zurückgezogen.

Man hat die Straßennamen der amerikanischen Streikräfte behalten, die größeren Gebäude renoviert und unter anderem das Husterhöhe Stadion gebaut. Der einstige große Kasernenparkplatz dient heute als sogenannter Stadionparkplatz. Ist kostenlos, sehr löblich. Die Anbindung an die B10 und Autobahn vorbildlich, Militäranlagen haben das so an sich.

Dafür kamen andere Nutzer, zum Beispiel der Fussball in Vertretung des FK 03 Pirmasens. Das Stadion wurde 2004 eröffnet und der Hausherr spielt derzeit in der zweiten Saison in der Regionalliga Süd-West. Vor rund fünfzig Jahren war man richtig gut, da stand man mehrmals in den Aufstiegsrunden zur ersten Liga. 1975 scheiterte man als Vizemeister der 2. Bundesliga Süd an Bayer Uerdingen, das war der seitherige Höhepunkt. Nun, beide Clubs spielen heute eine mehr untergeordnete Rolle im deutschen Fussball, immerhin kann Pirmasens eine vernünftige Anlage sein Eigen nennen. Es genügt den Ansprüchen, welche eh nicht besonders hoch sind. In der Pfalz ist man bescheiden, an der Fussballhochburg 1. FC Kaiserslautern kratzt niemand gerne.

So bin ich also noch ein Weilchen rumgelatscht und habe die unvermeidlichen Bilder gemacht, um mich dann wieder in die Moderne zu begeben, in das Stadion. Die Haupttribüne wirkt überdimensioniert, auf den ersten Blick habe ich die Kassenhäuschen vermisst. Alles befindet sich in der großen Halle innerhalb, alles ist einfach eine Nummer zu groß.

Die Preise sind angemessen, die Haupttribüne kostet 14,00 €. Für nur 40.-- € kann man Tagessponsor werden, da ist dann VIP-Betreuung dabei.

Nummerierte Platze gibt es nicht, zumindest auf den Tickets. Man begibt sich auf einen der Blöcke, kann aber sich aber ungehindert auf der gesamten Tribüne bewegen. 850 Zuschauer wollten das Duell sehen, davon waren rund 50 Fans aus Worms da. Eine Fanszene gibt es in Pirmasens nicht, die Wormser hatten immerhin sieben Banner und einige Sprechchöre zu bieten. Außer der doch sehr großen Haupttribüne gibt es noch unüberdachte Sitzplätze auf der gegenüberliegenden Seite, der Rest sind reine Stehplätze.

Blick von der Haupttribüne auf die ehemalige Kaserne und den Stehplätzen hinter dem Tor.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag, schon in der zweiten Minute nutzte Freyer einen groben technischen Fehler seines Gegenspielers zum 1:0 für Pirmasens. Die frühe Führung gab allerdings nicht die notwendige Ruhe, vor allem bei hohen Bällen waren die baumlangen Innenverteidiger überraschend schwach. 

Fussball in Pirmasens hat etwas Beschauliches und Heimeliges, trotz eines neuen Stadions. Hier jubelt man über das schnelle 1:0.


So fiel dann der 1:1 Ausgleich per Freistoß, alles pennte vor sich hin. Das 2:1 für Pirmasens bereitete erneut der beste Pfälzer vor, Freyer vernaschte fast die komplette Abwehr und legte selbstlos auf, es war die Pausenführung für Pirmasens. Unterdessen wurde die Partie ruppiger, zu schlechten Platzverhältnissen kamen nun viele Zweikämpfe, welche den Spielfluss hemmten und für zahlreiche, lästige Unterbrechungen führten. Mit der Herrlichkeit der Gastgeber war es aber bald vorbei, in der 51. Minute markierte Worms den erneuten Ausgleich und die Blauen fanden in der Offensive kaum noch statt. Jetzt erwachten die Fans der Angereisten und die Sprechchöre sorgten immerhin etwas für Stadionstimmung. Irgendwie fiel dann schließlich noch das 2:3 für Worms, nicht unbedingt gerecht, aber was ist heutzutage schon gerecht ? Pirmasens hat den entscheidenden Schritt in Richtung frühzeitigem Klassenerhalt verpasst und Worms widerum den Anschluss ans rettende Mittelfeld wieder hergestellt. Stimmung gibt es keine, wer eine Fanszene sehen will, muss nur dreißig Kilometer weiter, nach Lautern. Allerdings würde ich gerne mal die "Großen" der Regionalliga in Pirmasens sehen, wenn Mannheim, Offenbach oder Saarbrücken kommen. Da genügen die drei Polizisten und fünf Ordner nicht, schätze ich. Nach Mannheim kann ich ja in der nächsten Saison, mit Aalen in der dritten Liga.

RaMü