Inselgeschichten !

  Hallo Bloggs,

der Brexit rückt näher, wie immer er auch aussehen mag. Wer zur Zeit auf der Insel unterwegs ist und sich etwas Zeit nimmt, kommt mit den "Insulanern" schnell ins Gespräch. Dieses Thema ist neben Fussball das Thema Nummer eins. Das Match in Shrewsbury hatte ich ganz kurzfristig ins Programm genommen, der Preis war allerdings heftig. 28.-- BP, das war der Preis für einen Kauf vier Tage vor Reiseantritt. Das muss günstiger gehen! Und es ging. Statt eine komplette Fahrt zu buchen, stückle man. Ich habe es so gemacht:

  1. eine Fahrtkarte von Manchester Piccadilly bis Stockport. Umsteigen.
  2. eine  Fahrtkarte von Stockport nach Shrewsbury.

Die Fahrt dauerte nur sieben Minuten länger, dafür habe ich sieben BP / British Pound gespart. Zurück ähnlich:

  1. eine Fahrkarte von Shrewsbury nach Stockport. Sitzen bleiben.
  2. eine Fahrtkarte von Stockport nach Manchester.

Diesmal brauchte ich gar nicht umsteigen. Ich fuhr quasi am Stück mit demselben Zug, nur benötigte ich halt zwei Tickets. Weitere Ersparnis: fünf BP. Insgesamt habe ich mit fünfzehn Minuten Einsatz am PC eine Vergünstigung von umgerechnet 14.-- € erreicht, das nenn ich doch einen guten Stundenlohn.

In Shrewsbury war es dunkelste Nacht, vierzig Minuten vor Kick-off. Am Busbahnhof gähnende Leere, alle Haltestellen verwaist, lediglich fünf Figuren warteten auf irgendwas. Laut meinen Informationen musste ich um 19.10 die Linie 27 in Richtung Brooklands & Bell Vue nehmen, an der 14. Haltestelle bei einer Tankstelle aussteigen und rund 800 Meter zu Fuß gehen. Also warten. Der Bus kam früher. Ich fragte den Fahrer nach der Richtung und der Haltestelle und es war o.k. Wir hatten noch zehn Minuten Zeit zu einem Gespräch, der Bus war eh leer. Tja, der Brexit. Irgendwie will keiner dafür gestimmt haben, der Fahrer hat mich mit Europa vollgequasselt, und überhaupt. Sein Bruder war bei der Air Force in Munchengladback, bei der Rhine Army. Den hat er öfters besucht und er findet Deutschland toll. Irgendwie war damals alles besser, die Welt war übersichtlicher. Dann fragte er mich, wie lange dauert denn so ein Fussballspiel?. Zwei oder drei Stunden? Ich glaube, ich bin an den einzigen Engländer in ganz England geraten, welcher sich nicht für Fussball interessiert. Dann ging es los, wir waren zwei Fahrgäste. Fussballbegeisterung pur im Bus. An der Haltestelle schrie er nach hinten, Shrewsbury Town Football Ground und ich bedankte mich und stieg aus. Er meinte, zurück brauchste ein Taxi, denn ich hab dann Feierabend.

Nach dem Spiel ging ich zügig zum Taxistand. Es standen da viele Fahrzeuge, aber alle waren vorgebucht. Man drückte mir eine Visitenkarte in die Hand, anrufen. Also ging ich zum letzten Fahrzeug in der Schlange. Hier war es kein Problem, "ich mache den Scheiß nicht mit". Das war die Antwort auf meine Frage, ob man ihn denn auch buchen muss. Also los. Mein Fahrer war schätzungsweise pakistanischer Abstammung, aber vermutlich in England geboren und aufgewachsen. Wahrscheinlich sogar in der Gegend. Ich habe kaum ein Wort verstanden. Im "Grenzgebiet" zu Wales vermischen die Dialekte, da wird es schwierig. Ich saß sowieso hinten und er quatschte über die Windschutzscheibe mit mir. Wir haben uns glänzend unterhalten und verstanden. Schwänglisch meets Pakistanisch/walisisch/englisch. Really nice. Auf jeden Fall findet er den Brexit richtig mies, es geht eh nur um das große Geld. Um das Geld der Wirtschaft und der Politik. Davon kommt dann nie was bei uns an, wenn es auch immer so erzählt wird. Jetzt kommts, sein Bruder, schon wieder, wohnt in Dusseldorf, den kann er dann vielleicht nicht mehr so einfach besuchen. Und ich auch nicht mehr ein Fussballspiel in England, denn dann braucht jeder ein Visum. Dann habe wir beide blöd geglotzt, er nach vorne und ich seitlich aus dem Fenster. Am Bahnhof gab ich noch ein vernünftiges Trinkgeld und er lachte. "Vielleicht nehmen wir den Brexit auch wieder zurück, bei uns weiß man nie". Das ist wahr.

Shrewsbury bei Tag. Alle  Aufnahmen vom September 2010.

Der Bahhofsvorplatz. Renoviert wird immer.

Mittelalter pur am Rathausplatz.

Keep the faith.

RaMü