Tynecastle Park, Edinburgh. 24. Oktober 2024.
 
Hallo Bloggs. Zum Abschluß meiner Tour findet ein "Verbandswechsel" statt. Von England nach Schottland. In der schottischen Hauptstadt gibt es zwei Erstligisten, die Hibs of Hibernian und die Hearts of Midlothian. Romantische Namen, aber beide Clubs sind wenig erfolgreich. Der Schatten der beiden Giganten Celtic und Rangers ist übergroß und deren Übermacht scheinbar zementiert. Und so kommt es im historischen Tynecastle Park zu einer Begegnung, welche nur die doch noch junge Conference League ermöglicht: Hearts vs. Nikosia. WOW. Bin gespannt.
 
 
In der Liga läuft es für die Hearts wirklich bescheiden, man ist Vorletzter mit kümmerlichen fünf Punkten. In der Conference League dagegen sieht es deutlich besser aus, man ist jetzt mit zwei Siegen gestartet. So kann es aus Sicht der Hearts natürlich weitergehen, die Zwischenrunde ist das Ziel. Um es gleich vorweg zu sagen, es hat mir gefallen. Sehr sogar. Vor über zehn Jahren war ich mal am anderen Ende der Stadt, bei den Hibs. Na ja. Hearts dagegen, das hat was. Die Stimmung war wirklich klasse und das Match ebenfalls sehr unterhaltsam. Es war fast ausverkauft und ein proppenvoller Gästeblock sorgte zumindest zum Anfang der Begegnung ebenfalls für Power. 
 
 
Von Anfang an. Das heißt in dieser Post, vom Bahnhof Haymarket an. Von hier sind es rund zwanzig Minuten zu Fuß, bis man dann beim Tynecastle Park angelangt ist. Entlang der Geogie Road gibt es zahllose Essmöglichkeiten, alles wird geboten. Irgendwann ist man dann da, das Stadion der Hearts ist etwas zurückgesetzt zur Straße. Der Tynecastle Arms Pub weist den Weg.
 
 
Es ist der Treff der Supporters vor dem Match und immer gerammelt voll. Ich hatte mir extra viel Zeit genehmigt um das Stadion und die Umgebung zu erkunden. Wenn man vor der Haupttribüne steht, ist man zunächst etwas enttäuscht. Ein schlichter, moderner Bau mit viel Glas und wenig roten Backsteinen. Da hatte man doch speziell in Schottland ein wenig mehr erhofft. Britische Stadionkultur pur eben.
 
 
Aber gemach Freunde, es wurde dann doch viel besser. Ich bin wie ich das fast immer mache, komplett rum, um das Stadion. Und da haben sich dann doch noch viele, andere und vor allen Dingen bessere Bilder ergeben. Das kam dann den allgemeinen Vorstellungen der britischen Football Grounds viel näher.
 
 
Und nun ging es rein, rein in den Tynecastle Park. Ich hatte mir einen Platz auf der Roseburn Stand gekauft, auf derselben Tribüne wie der Gästeblock. Und immer wieder falle ich auf diesselbe britische Eigenart rein, man kommt erst so zehn Minuten vor dem Anpfiff. Beim Betreten des Blocks habe ich geglaubt, das wird für die Hearts ein Auswärtsspiel. Anscheinend sind alle Exilzyprioten der Insel nach Edinburgh gekommen, der Block hatte das Stadion fest im Griff.
 
 
Aber mit dem Anpfiff und speziell beim Mitsingen der Vereinshymne war dann klar, das wird nicht übel. Wenn die Schotten jetzt noch führen, dann brennt der Kessel. Und siehe da, es wurde wahr.
 
 
Die Hausherren lieferten, fast wie gewünscht. Von Anpfiff weg funktionierte die Pressingmaschine, mit unglaublichem Aufwand und Einsatz zwangen die Roten ihre Gäste zu Fehlern und das Stadion unterstützte. Britsupport pur. Dann fielen auch die Treffer. Innerhalb von sechs Minuten schraubten Forrest und Spittal das Resultat auf 2:0, das Stadion tobte. Man merkte es, der miserable Saisonstart hängte noch in den Knochen. Nach dem Trainerwechsel jetzt endlich die Befreiung, nach dem 5:0 über St. Mirren nun diese schnelle Führung. Ekstase pur. Gänsehautfeeling.
 
 
Alles stand, klatschte und sang. Der Gästesupport war verklungen, waren anscheinend doch mehr Leute aus "Vaterlandsliebe" und Verbundenheit da, es waren die wenigsten richtige Fussballfans. Die Farbe und vor allen Dingen das Logo erinnert doch sehr an Celtic, aber mehr war da nicht. Nikosia war komplett überfordert und erst so nach einer halben Stunde ließ der Druck nach, durchatmen war angesagt. Trotzdem waren die Hausherren jederzeit Chef im Ring, mit diesem hochverdienten 2:0 ging es in die Halbzeitpause. Normalerweise versuche ich da immer, mal auf eine andere Tribüne zu kommen. Diesmal aber blieb ich einfach mal sitzen. Alles streng kontrolliert und getrennt.
Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt. Es war leider nicht ganz so bombastisch wie im ersten Spielabschnitt. Die Gastgeber waren nun weniger euphorisch, Kräfteeinteilung war angesagt. Schließlich steht ja am Sonntag das Derby gegen die Hibs an. Und so kam Omonoia schließlich noch zu einem Lattentreffer und hätten durchaus den Anschlußtreffer erzielen können. Das gelang aber nicht, es war lang nicht mehr so spektakulär wie in der ersten Halbzeit. Trotzdem war das Publikum da, es hat ein feines Gespür für die Situationen. So blieb es beim 2:0 und die Hearts haben nun mit dem zweiren Sieg in Folge den Bock umgestoßen, die Hibs können kommen.
 
 
Damit war das dritte und letzte Spiel meines Herbsttrips absolviert. Nun ein paar Worte noch in eigener Sache. Ich bemühe mich immer, möglichst bald eine Post zu erstellen. Meistens setzte ich schnell ein paar Zeilen und Pics rein, vervollständige aber immer erst eine Nacht später. Da kommt es oft zu Rechtschreibfehlern, seltsamen Satzbau usw. Man möge mir verzeihen. Das ist eine absolute Nonprofitwebsite, ich mache diesen Kommerzscheiß mit Bannern  und dergleichen nicht mit. Ich verdiene kein Geld damit und dabei bleibt es. Ich liebe Fussballreisen. Punkt. Gruß, Rainer Müller. Footballsupport over fifty years. Das musste mal geschrieben werden.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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