Kampf der Kulturen, Teil 83c !
Nach der langjährigen Diskussion um das Feuerwerk auf den Rängen, den Demos gegen das Sicherheitskonzept ( fast jeder verwechselt hier Ursache und Wirkung ), hat die treue Fangemeinde neue Munition im Kampf der Kulturen gefunden. Urplötzlich hat man ein neues Feindbild entdeckt, das es zu bekämpfen gilt, mit aller Macht und Härte. Wie aus heiterem Himmel gibt es einen neuen Prügelknaben, das Unglücksgebilde nennt sich Viagogo und stammt aus England, natürlich ! Bis zu jenem unheilgeschwängertem Heimspiel des VfB gegen den FCN kannte fast niemand die neuen "Vermieser" der Fankulturen. Als ich vor zwei Monaten mal von einer neuen Ticketbörse bei ManCITY berichtete, zuckte man mit den Schultern. Dabei sind die lieben Leute oft Mitglied beim VfB, manche Mitglied in einem Fanclub und haben selbstverständlich Dauerkarten. Niemand juckte dieses Portal, bis zur Aktion "rote Karte". Am Montagmorgen machte das rote Blatt aus dem Fanbereich die weite Reise von den Stehrängen zu den Werkbänken, die Empörten empörten sich und zwischenzeitlich macht die halbe Liga, zumindest der Anhang, mobil. Das Thema schaffte es gar bis in die Wirtschaftsseiten bundesweiter Blätter und spiegelt die zerissene Seele des Fußballs in Europa wider. Man wähnt sich auf dem Kreuzzug gegen den Kommerz, und schon sechzehnjährige Bengel brüllen: "Gebt uns unseren Fußball zurück". Die Fronten sind vielfältig und man droht sich zu verzetteln. Man kämpft für alte Vereinwappen, gegen überhöhte Preise, für Pyrotechnik, gegen Vorstände, für mehr Ketchup und Senf auf der Wurst, irgendwann dann gegen den grünen Rasen und dafür für blaue Linien und überhaupt. Man sieht, die Fans nehmen sich immer mehr Macht und versuchen auch mit den Muskeln zu spielen.
Im Falle Viagoge sind die Argumente meiner Meinung nach nur halb berechtigt. Der Verein bekommt in der Regel eine "Gebühr" in nicht unbeträchtlicher Höhe, der Ticketverkauf ist zumindest seriöser als es bei E-Bay war. Man muß ja das überteuerte Ticket nicht kaufen. Aber anscheinend gibt es doch einen gewissen Markt dafür. Die Firma versuchte sich ja auch verzweifelt anzubieten, oder besser gesagt anzubiedern. In Stuttgart gab es eine Freiwurst für fas jeden Fan, in Hamburg will man Saisontickets bezuschussen. Aber man gerät immer mehr in die Defensive, die Welle der Fußballfans kommt gewaltig ins Rollen. In einem Fall muß ich den Kritikern auf jeden Fall recht geben: Es kann nicht sein, daß der Verein vorsätzlich Tickets an Viagogo abgibt und so den Gewinn erhöht. Damit reduziert sich die Anzahl der "regulären" Tickets automatisch, und der normale Fan guckt in die Röhre. Das ist jeder Profiverein selbst in der Pflicht und sollte mal im stillen Kämmerlein sich hinterfragen, ob dieses Geschäftsgebaren fair ist. Aber was ist, oder wer ist schon fair? Sind es die Fans oder die Verantwortlichen? Im Falle Stuttgart hat man aber immer noch einen Trumpf parat, falls mal die Themen ausgehen, das "Mäuser raus" geht immer.
RaMü