Der Adler weint ...

Hallo Bloggs. Der Adler weint ..., wenn Reservisten gehen. So stand es auf unseren Pullis, als wir aus der Bundeswehr entlassen wurden. Das ist zwar schon ein paar Jahrzehnte her, aber dieser Spruch fiel mir nach dem Schlußpfiff im Wembley Stadium wieder ein. Der Adler steht stellvertretend für Deutschland, ist es doch das offizielle Wappentier und ziert die Bundesfahnen. Also an diesem Spiel gegen England zeigte der Adler seine Krallen nur sehr wenig und die "Three Lions" waren unterm Strich auch nicht gerade furchterregend. Deren Gebrüll wurde erst mit dem 1:0 richtig laut und bissig, es genügte aber, um Deutschland nach fünfundfünfzig Jahren endlich, endlich mal wieder in einem Turnier zu besiegen. Fünfundfünfzig Jahre, also 1966 war ich schon ein paar zarte Jahre auf der Welt, aber erinnern kann ich mich nicht mehr daran.                                                                              

Das Aus kam für mich nicht unbedingt überraschend. Die deutsche Nationalmannschaft ist nicht mal mehr erweiterte Spitze in Europa. Zur Spitze gehören für mich die vier Erstplazierten, zur erweiterten Spitze alle Viertelfinalteilnehmer. Und wer in Europa nicht zur Spitze gehört, gehört schon gar nicht in der Welt dazu. Schon die WM 2018 hätte das Wachsignal sein müssen. Nein, man machte einfach weiter. Jogi Löw hat den Absprung verpasst, warum auch immer. Der DFB hat mit seiner Nibelungentreue ein klassisches Eigentor geschossen, der Ausschluß aus dem Kreis der Eliten ist die Strafe für ein starres und stures Festhalten an uralten Prinzipien. Fünfzehn Jahre Löw haben Deutschland viel beschert. Zusammen mit Jürgen Klinsmann erneuerte er den deutschen Fussball, aus den "Rumpelfüßlern" wurden 2014 Weltmeister. Dann kam der Bruch, beziehungsweise der Rolladen ging runter. Man wollte die Umwälzungen in der Welt des Fussballs nicht sehen, hatte man nicht nötig, besser als Weltmeister geht ja nicht. Und so stolperte Deutschland von einer Peinlichkeit in die andere. 2018 als amtierender Weltmeister in der Vorrunde mit nur einem Punkt ausgeschieden, zuletzt krachende Pleiten in der Nations League wie das 6:0 gegen Spanien oder die blamable 2:1 Niederlage gegen Nordmazedonien. Der Abstieg aus der ungeliebten Nations League wurde nur durch eine Regeländerung verhindert. "Die Mannschaft" brauchte man halt für das TV.

Im Prinzip war man ja schon gegen Ungarn raus, dieses 2:2 kaschierte nochmals die Probleme und das Englandspiel brachte letztlich die Sache auf den Punkt, dieses Dahinsiechen seit über fünf Jahren hat ein Ende. Hoffentlich. Das Ansehen der deutschen Elitekicker hat gelitten, in der deutschen Öffentlichkeit und bei den Fussballfans überall auf der Welt. Wir nähern uns wieder dem konzeptlosen Rumpelfussball vor rund zwanzig Jahren, national und international. Auf jeden Fall wird der neue BundesHansi seine Titelsammlung nicht mehr so schnell erweitern können. Wenn überhaupt.

Keep the faith. RaMü.

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