Mein erstes VfB-Spiel
Hallo Bloggs.
In diesen Zeiten kommen keine neuen Geschichten dazu. Der Fussball rollt nicht mehr und so breitet sich Langeweile aus. Zeit, sich zu erinnern. Als Fussballfreak mit gefährlicher Nähe zum vorgezogenen Renteneinstieg hat man natürlich einen großen Vorteil, der Erfahrungsschatz ist relativ groß. Und so will ich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten immer mal wieder Geschichten erzählen, welche sich im Rahmen meiner Reisen ereignet haben. Manche könnten bekannt sein, manches dürfte neu sein. Und so beginnen wir mit meinem ersten bewußten VfB-Spiel in der Saison 1976/77. WOW !
1976. Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres, der Vietnamkrieg ist mit der politischen Wiedervereingung der ehemals verfeindeten Teilstaaten offiziell beendet, ACDC veröffentlichen ihr drittes Album Dirty Deeds done dirt Cheap und Abba feiern mit Dancing Queen einen weiteren Schmusehit. In dieses Jahr fällt auch mein erstes bewußtes VfB-Spiel. Das Kinn zeigte verschüchtert den ersten Bartflaum und die Haare fielen im Zuge der Skinhead Bewegung erst später. Fussball war nicht so richtig mein Ding, die Bundesliga aber natürlich trotzdem keine unbekannte Größe. Und so wurde ich gefragt, ob ich mitgehe, zum Spitzenspiel der zweiten Bundesliga, Tabellenführer VfB Stuttgart empfängt den TSV 1860 München. Spontan habe ich zugesagt, ohne große Erwartungen und trotz der Tatsache, dass in meinem Heimatort es doch tatsächlich eine angesehene Fraktion von "Sechziger" gab. Übrigens auch heute noch. Mit einigen dieser Kumpels bin ich dann irgendwie im damaligen Block C gelandet, es waren rund 50.000 Zuschauer da. Es war Samstag, 30. Oktober ab 15.00 Uhr, damals die übliche Anstoßzeit, als mich der Virus Fussball, Verzeihung im Moment ein unpassender Vergleich, packte. Ich weiß nicht wie, ich kann es nicht erklären, ab da war ich Fussballfan, in erster Linie aber VfB-Fan. Es waren gewiss nicht die verbrannten Würste, es waren bestimmt nicht die unüberdachten Blöcke in der echten, wirklichen Kurve, es war ... ich kann es nicht erklären. Ab diesem Samstag nahm mein Leben eine ganz andere Richtung, ab da versuchte ich jedes Heimspiel zu besuchen. In dieser Saison besuchte ich auch mein erstes Auswärtsspiel, ab da wechselte ich meine aktive Sportart, vom Handball zum Fussball. Allerdings mit nur als mäßigem Erfolg. Egal, der Fussball rückte für Jahrzehnte ins Zentrum meines Lebens. Später trat ich in den Fanclub Leonberg ein, verließ mit Kumpels diesen aber wieder, Springerstiefel & olivgrüne Bomberjacke und sehr, sehr kurze Haare wurden zum Outfit, Englandbesuche ein unbedingtes Muss. Alles nahm an diesem 30. Oktober 1976 seinen Anfang, im Neckarstadion, im Block C.
Das Match endete mit einem 3:2 Heimsieg. Hitzfeld, Ohlicher und Elmer per Elfer trafen, der Sechzigerspielmacher "Schorsch" Metzger traf jeweils zum Ausgleich. Diese Spielzeit war die Geburt der "jungen Wilden" und die Grundlage für spätere Erfolge und den heutigen Club. Es herrschte noch Kontinuität, MV hatte alles in bester Feldherrenmanier im Griff, die spätere "Dietrich raus" Generation hätte sich an dem ehemaligen Fallschirmjägerkompaniechef die Zähne ausgebissen, MV war der Größte. Allerdings zu seiner Zeit, das muss man berücksichtigen.
PS: Am Tag vorher wurde Erich Honecker zum Staatsratsvorsitzenden der DDR gewählt.
Von diesem denkwürdigen Tag gibt es kein Bild, keine Eintrittskarte und kein Stadionheft. Alles irgendwie weg, unauffindbar und verschollen. Es existieren nur meine Erinnerungen. Annähernd ran an diese Zeit kommt dieses Stadionheft, aus der danach folgenden Saison 1977/78. Der TSV 1860 München war nämlich ebenfalls aufgestiegen und nur ein Jahr später traf man sich wieder, aber im Oberhaus. Da tastete ich mich im A-Block an den harten Kern ran, im schmalen Streifen der Überdachung, ganz oben.
Die Mannschaftsaufstellung ist im ersten Jahr nach dem Aufstieg fast identisch wie in der Vorsaison.
Damals gab es noch eine B-Nationalmannschaft und eine Militär-WM. Hansi Müller hat "gedient", zuminest auf dem Papier. Glory days.
Die Sonderzüge des VfB Stuttgart waren bei fast jeden Spiel angesagt. Das war für damalige Verhältnisse echt außergewöhnlich.
Die Seite für die Fans.
Keep the faith
RaMü
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