My HIGH FIVE, daheim.

Hallo Bloggs,

Auswärtsspiele sind das Salz in der Suppe. Für Dauerkartenbesitzer dagegen sind Heimspiele ab und zu eine lästige Pflicht, manchmal sogar Last. Da "darf" man alle zwei Wochen in das Stadion, egal ob Freitagfrühabendspiel oder die Montagabendspätvorstellung. Viele VfBfans müssen oftmals noch eine Anfahrt von zwei Stunden oder gar mehr einplanen. Da ist man manchmal schnell für einige Zeit aus dem Haus; "Schatz, ich bin mal dann weg".

Genug gebruddelt. Eigentlich wollte ich nur ins Stadion, wenn ein attraktiver Gegner kommt, oder die Leistung stimmt, oder die Anstoßzeiten passabel sind. oder ..., oder ... . Kurzum, nach dem bitteren Abstieg wollte ich die Truppe und den Verein nicht mehr so oft sehen. Das war unmittelbar nach der Abstiegssaison. Während der Sommerpause wandelte sich die Einstellung, man nahm als Fan die Aufgabe an und machte das Beste daraus. Endete bei mir mit dem Besuch aller Heimspiele, fast alle in der Cannstatter Kurve im Oberrang im Block 49. Ist nicht schlecht da, man hat einen guten Blick auf das Spielfeld und auf die "Hüpfbrigade" im Stehplatzbereich, bekommt aber auch den gegnerischen Anhang akkustisch sehr gut mit und die Leute drumherum sind altgediente Veteranen aus dem letzten Jahrtausend. Geballte Erfahrung auf den Rängen, gepaart mit einem gehörigen Schuß Selbstbewußtsein, ab und zu sticht man sogar das CC unterhalb aus, insziniert eine Welle oder bringt sich negativ in Erinnerung, siehe die gezündeten Böller im letzten Heimspiel gegen Würzburg.

In diesem besagten Block hört man also den Gästeblock sehr gut, und da staunt man dann doch über die Lautstärke der Angereisten. Das alles fließt in meine Beurteilung über die HIGH FIVE meiner Heimspiele ein und deshalb gehört das Match gegen Dynamo Dresden ganz oben in die Tabelle.

Rund 10.000 Dynamos waren da, hätte der VfB den Kartenverkauf nicht irgendwie gestoppt, wären noch mehr gekommen. Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, es waren nicht alles Fussballfans. Viele "Rübergemachte" solidarisierten sich mit den Schwarz-Gelben aus Dresden und machenten so das Auswärtsspiel zu einer Sachsenparty in Stuttgart. Man war nicht nur optisch omnipräsent, auch das Hüpfen und wechselseitige Singen klappte bestens. Da hatte man manchmal schwer zu kämpfen.

Natürlich zählt das Derby gegen den K** ebenfalls zur Nummer eins. Es war richtig Gift drin, überall im Ground. Daß mit dem Heimsieg eine schier unglaubliche Sieglosserie endete machte diesen Drei richtig sweet, so sweet. Zudem war mit dieser Niederlage der Abstieg der Badenser fast besiegelt, das Absingen von "Wir steigen auf und ihr steigt ab" wurde mit brutaler Inbrunst gebrüllt, doppelte Party also. Die Choreo war die einfallsreichste Version seit langem. Erstens setzte es städtebauliches Wissen voraus / Fächerstadt und eine gewaltige Portion Humor war dann auch im Spiel. Gepaart mit dem Wortspiel Gesinde = Gesindel ist der Anblick des württembergischen König mit seinem Fächerbediensteten das Beste aus dieser Ecke seit Ewigkeiten. Keine plumpen, derben Sprüche waren das Motto, Witz und Humor die beste Antwort auf die primitiven und hirnlosen Pyroattacken der Nachbarn aus dem Badischen.

Das Heimspiel gegen Braunschweig gehört für mich ebenfalls in die HIGH FIVE der Spielrunde. Es war zum ersten Mal eine sportlich rundum gelungene Vorstellung, der bisherige Tabellenführer aus Niedersachsen blieb ohne Chance und die Stimung war dementsprechend blendend. Ohne Zweifel ist auch das erste Heimspiel gegen St. Pauli in diese Kategorie einzuordnen. Das erste Mal zweite Liga nach neunundreißig Jahren, statt Frust herrschte Zuversicht und Optimismus. Ausverkauftes Haus trotz Sommerferien, hier schon zeigte sich der Trend für die kommenden Heimspiele und letztlich den Zuschauerrekord. Das Spiel selbst war nicht der Burner, der späte Siegtreffer kaschierte doch viele Mängel und Unzulänglichkeiten. Das Team brach nicht unter dem Erwartungsdruck zusammen, konnte aber vorerst auch keine schlüssige Antworten geben. Dieses Thema gewann bekanntlich erst mit dem Trainerwechsel Fahrt und da ist das erste Heimspiel von Neutrainer Wolf schließlich auch noch in Erinnerung. Die eingesetzten Neuen Pavard und Manè trafen im Blitztempo und der Einstand geriet zeitweise zur Gala. Hier machte sich zum allersten Mal richtige Euphorie am Neckar breit, zum allerersten Mal spürte man "Vibrations" an der Mercedesstraße.

Es gibt noch weitere Kicks, welche in Erinnerung bleiben. Gegen Bielefeld die Terrodeshow zum Beispiel, die fürchterliche Heimpleite gegen "Heudna", also Heidenheim. Der Zittersieg gegen Sandhausen und die dümmlichste Niederlage der jüngeren Vergangenheit, das unglaubliche 1:2 gegen Hannover. Natürlich kamen gegen Ende der Saison immer mehr Leute. Der Spielplan konnte die Lust nicht brechen, gegen Union und vor allem Aue (!) ausverkauft, das ist nicht schlecht. Leider kamen auch immer mehr Eventfans. Ich kenne Leute, die glauben der Brustring ist grün. Die sind immer nur bei solchen Spielen da und nehmen den treueren Fans den Platz weg, überspitzt gesagt. Das wird sich wohl bald wieder ändern.

Zum Schluß noch eine Anmerkung. Da hat man das letzte Heimspiel gegen Würzburg und kann Zweitligameister werden und ausgerechnet hier wurde nicht optisch gestärkt. Ich habe höchsten Respekt vor den Orginisatoren der Choreos, da hätte ich mir aber den absolut geilen Auftritt gegen Aue lieber verkniffen und dann beim Meisterspiel richtig geklotzt. Spötter behaupten, das ist wieder typisch. Die feiern lieber sich selbst, der Verein ist nur Kulisse. Stimmt so zwar nicht, aber ein bisschen könnte doch zureffen.

Alle in WEISS, der Auftakt gegen Pauli. Ausnahmsweise von der Untertürkheimer Kurve aus.

Alles perfekt gegen den K**. Nochmals: 5***** Premiumpunkte für alles: Witz, Humor und überhaupt.

Gegen Würzburg sorgte die gesamte Kulisse für die Optik. O.k., die Fahnen waren gesponsort, aber das war an diesem Tag wirklich egal.

Bis zur nächsten Saison. Keep the faith.

RaMü