0:0 und alle zufrieden

Hallo Bloggs.

wer hätte das vor vier, fünf Wochen noch gedacht? Da spielt der VfB im Neckarstadion ein 0:0 und fast alle sind zufrieden. Gebruddel über die "Punktverluste" in der Festung, Gebruddel über die konsequente Spielweise? All das ist zu verzeihen, wenn die Punkte stimmen und die stimmen auf jeden Fall. Nun kann man sich schon fast gemächlich in der Sitzschale räckeln, auf der heimischen Coach liegen oder im Stehblock ein Schwätzchen halten, die Saison scheint gelaufen. Zumindest der direkte Abstieg ist vom Themenblatt gestrichen, eine gaaanz leichte Unsicherheit besteht noch in Sachen Platz fuffzehn. Aber das muss jetzt zu schaffen sein, ich fordere noch rund sechs, sieben Punkte, dabei muss ein Heimsieg über den HSV dabei sein. Die Uhr muss weg!

Die Cannstatter Kurve rief den Flagday aus und tatsächlich waren es doch zumindest in der Heimkurve mehr Banner, Doppelhalter und Fahnen als sonst. Warum ist eigentlich nicht immer Flagday, warum nur gegen Red Bull?

Natürlich durfte ein überdeutlicher Fingerzeig auf die traditionsreiche Geschichte des VfB und seiner Fans nicht fehlen, das Wort Geschichte verdiente in diesem Fall eine besondere Bedeutung. Zu Beginn der Partie war das aber schon der stärkste Auftritt, in Sachen "vocal support" hatte man leider nicht seinen besten Tag erwischt. Die bescheidene Fanvorstellung der "Bullen" ist ja kein Maßstab, denn die Sachsen gaben ihr Bestes, die Cannstatter Kurve nicht.

Der Auslöser war aber zumindest teilweise das Spiel. Unter Trainer Korkut versuchen die Roten, egal ob am Neckar oder in der Fremde, den Gegner gnadenlos zu "zerstören" und sich beim Stande von 0:0 auf keinen Fall rauslocken zu lassen. Das klappte mit bemerkenswerter Disziplin bis zum Schlusspfiff. Seien wie ehrlich, dieser VfB mit diesem Kader hat nicht die Qualitäten, einen Gegner zu zerlegen. Man kann niemand an "die Wand spielen", die Taktik ist auf die Möglichkeiten zugeschnitten. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem war es ein unterhaltungsvolles 0:0, denn trotzdem gab es aufregende Strafraumszenen, auf beiden Seiten. Natürlich hatte RB mehr vom Spiel, das sollte man von einem Champions League Aspiranten aber auch erwarten. Aber in meinen Augen war es dann zuwenig, es zeigt mir die mittlere Qualität der Bundesliga in dieser Saison. Fast hätte es dann doch noch mit dem 1:0 geklappt, durch der Kopfball von Gomez oder die zweifach geblockte Chance zuvor. Die beste Möglichkeiten der Gäste hatte Keita und ... Timo Werner. Schon bei der Anfahrt hatte ich mir gedacht, der Timo ist die ärmste Sau heute. Ich durfte dann erfreut feststellen, es war dann doch nicht ganz so "schlimm". Der Chant "Timo Werner, H...nsohn" drang nicht durch, ebenso wie andere "Nettigkeiten". Die meisten Stadionbesucher hofften halt auf keinen Wernerjubel an alter Wirkungsstätte und das ist ja ganz o.k.  Immer wieder hieß es rundherum, ich bin zufrieden mit dem Punkt. Ich meine, die Mehrzahl der Dunkelroten hat erkannt, dieses Team spielt am Limit und mit der einfachsten Taktik dieser Sportart; hinten dicht und vorne irgendwie rein. Bislang klappt es hervorragend, der Klassenerhalt ist im Prinzip eingetütet, man wird ja in den letzten sieben Begegnungen noch sechs Punkte holen.

Die Reaktion der allermeisten Fans nach dem Schlußpfiff fand ich auch bemerkenswert, der Applaus war ehrlich, tat dem Team sichtlich gut. Nach einem Sieg ist es einfach, vor der Kurve herumzuhampeln, aber nach einem Remis? Die Spieler waren etwas überrascht und man war überaus erfreut, nach "nur" einem Punkt von der Kurve gefeiert zu werden. Well done, boys.

Wie geht es weiter? Der VfB fährt nun nach Freiburg und dürfte erneut den Beton anrühren. Man wartet ab und Korkut wird vermutlich wie gewohnt wechseln. Mir egal, Hauptsache Punkte. Beim übernächsten Auswärtsspiel beende ich meinen "Auswärtsgroll", welcher mich seit den Mainzdebakeln begleitet. Nach Dortmund fahre ich wieder. Man spielt zwar nicht den schönsten Kick, aber die Basics stimmen wieder und mehr wollen wir im Moment nicht. Weil nicht mehr geht!

Keep the faith.

RaMü