RaMuesWeltHistory # 7:

 
Hallo Bloggs.
 
Diese Eintrittskarte ist eine Rarität, meine "forever Number one". Denn es ist das Ticket von meinem allerer, allerersten Match in England. Seither sind gefühlte 300 Spiele mehr auf dem Konto, aber dieses Stück Papier hat etwas. Es sind nicht nur meine rührseligen Erinnerungen, sondern da war Chelsea noch Chelsea. Es war ein echter Arbeiterclub, in einem schon damals maroden Stadion, mit einer stillgelegten Kurve und einer Aschenbahn (!). Als der Ground 1877 eröffnet wurde, war es für die Leichtathletik erbaut worden und nicht für Fussball. Das kam erst viel später, Chelsea wurde 1905 gegründet und das Stadion geriet zur Heimat. Die Aschenbahn wurde dann erst 1990 entfernt. Beim Betrachten des Tickets erkennt man die drei Tribünen, mehr gab es nicht, die Zwischenräume waren abgerundete Stehplätze. Die größte Tribüne, der West Stand gibt es in Ansätzen heute noch. Zumindest die Dachkontruktion. Heute ist das Stadion von damals nicht wieder zu erkennen. Nichts, aber auch gar nichts erinnert mehr an die Zeiten, als der Ground und seine Supporters das Problemkind des englischen Fussballs war. Irgendwann wurde es dem Chelseaboss schließlich zu dumm. Damit die ständigen Platzstürme aufhörten, sollte ein Elektrozaun her. Dieser konnte im Notfall eingeschaltet werden. Die Fanszene der Blauen war unterwandert von der rechtsradikalen National Front, welche die Massen für ihre Zwecke missbrauchte. Man war lange in der Second Division, erst mit dem Aufstieg in die First Division, spätere Premier League wurde es besser. Also mir persönlich hat die Stamford Bridge 1981 besser gefallen als heute.
 
 
Mein erster Eindruck vom Fussball auf der Insel, Eingang zur Matthew Harding Stand, links und der West Stand, rechts. Es war zugleich der Haupteingang. Die Geschäftsstelle war ganz rechts, nicht im Bild. All das gibt es heute nicht mehr. Alles weg, alles fort, alles abgeräumt.
 
 
Seltsamerweise habe ich persönlich nur zwei Papierbilder von der Stamford Bridge der früheren Jahre. Hier sieht man die größte Tribüne des Grounds, der West Stand. Desweiteren erkennt man gut die Reste der Aschenbahn, die aber im Restbereich wieder die ursprüngliche Breite hatte. Im Hintergrund sieht man den Beginn der Stehplätze, die Lücke ist wohl der freie Zwischenblock zu den Gästefans. Im Vordergrund wird es amüsant. Irgendwie erinnern die kleinen Autos an den Trabant der DDR. Diese Tribüne existiert im Prinzip heute noch. Siehe unten.
 
 
Das Stadion heute. Links der West Stand. Als einzigste Tribüne überlebte dieses imposante Bauwerk die komplette Neurenovierung im Jahre 2001. Viel verändert hat er sich nicht. Immer noch drei Ränge, Einlauftunnel und die Ersatzbänke. Man beachte die Dachkonstruktion, gelber Pfeil. Das erste Bilder von 1981 wurden von der Fulham Road aus gemacht. So ungefähr da, wo jetzt die beiden hellen, höheren  Gebäude stehen. Sie sind Teil des "Chelsea Village".  Bild: © Chelsea FC
 
 
Mit Chelsea haben wir nun also das Dreieck von West London komplett. Am ursprünglichsten ist ohne Zweifel noch immer das Craven Cottage von Fulham, das Loftus Road Stadium der Queens Park Rangers war damals relativ neu umgebaut und hat sich seither nicht mehr großartig verändert. Die größte Wandlung war ohne Zweifel der Ground von Chelsea. Vor einigen Jahren war ein kompletter Abriss und Neubau am Standort geplant. Dazu brauchte man aber mehr Platz, schließlich war ein Ground für 60.000 Personen vorgesehen. Die Bahnlinie und die District Line nebenan sollte mit den neuen Tribünen überdacht werden, dann hätte es gepasst. Aber die Politik sollte dem Vorhaben zumindest vorerst ein Ende setzen. Der russische Clubeigner Abramowitsch erhielt aufgrund eines belegten russischen Nervengastattentates auf einen in England lebenden Ex-Spions keine Verlängerung seines Investorenvisums. Daraufhin wurden die Pläne vorerst auf Eis gelegt.
 
 
Eine Computeranimation zum geplanten Neubau. Viel wäre nicht mehr übrig vom Charme der Achtziger. Für drei Spielzeiten hätte Chelsea dann im Wembley Stadium spielen müssen, die Umbaumaßnahmen waren bis Sommer 2021 vorgesehen. Aber die Politik hatte dem einen Riegel vorgeschoben und Putinverehrer Abramowitsch etwas "eingeengt". Bild: © Chelsea FC
 
Keep the faith
RaMü

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