Geheimtipp "Bees"

Hallo Bluebloggs,

wenn man die Tube Map von London anschaut, findet man Brentford nicht. Die nahegelegenste U-Bahnstationen heißen South Ealing oder Gunnersbury. Lediglich die eigentliche Bahnstation heißt wie der Stadtteil, schlicht und ergreifend Brentford. Eigentlich kennen nur absolute Experten diesen kleinen Club, fast an der Themse. Beim Anflug auf den Airport Heathrow sieht man oft den kleinen Ground, herausragend ist dabei der gut auszumachende Schriftzug "Bees", welcher als Spitzname dient. Sonst gibt, oder gab es nichts Großartiges zu berichten. Immerhin trainerte Uwe Rösler mal den Club und fast hätte man erst vor zwei Jahren mal Chelsea im Viertelfinale rausgekickt. Nun aber ist Brentford in die zweite Liga aufgestiegen und absolviert eine überragende Saison, im Moment kämpft man noch um eine Plazierung im Kampf um die Aufstiegsspiele. Jetzt wurde das Interesse größer, man hat namhafte Vereine wie Fulham, Leeds, Nottingham oder Cardiff distanziert und auf Anhieb die Herzen der neutralen Fussballfans erobert.

Irgendwie war es nicht mein Tag, der Samstag 18. April und somit mein Spiel ZWEI meines Dreispieletrips. Ich stieg am Bahnhof Kew Bridge aus und lief sogleich in die falsche Richtung. Das gibt es selten bei mir, aber diesmal war es nicht besonders peinlich, ich hatte ja noch reichlich Zeit. Spätestens als ich auf der Kew Bridge über der Themse stand, fragte ich mich nach dem Sinn des Tages. Ach ja, Brentford gegen die Bolton Wanderers in der Championship und erkunden eines neuen Ground und seiner Umgebung. Irgendwie habe ich doch noch geschafft und bin dann quasi meinem "Ticketseller" direkt in die Arme gelaufen, denn diesmal hatten ein Freund und seine Freundin die Karten bestellt. Nachdem die Dinger wie immer am Collection Point abgeholt waren, tranken wir beim Pub The Princess Roayal ein Bier oder Cider. Die Zeit rannte förmlich davon, dabei hätte man noch viel mehr inhalieren können, von der Straßenszene in Brentford. Bis dahin hielt ich ja den Ground des FC Barnsley für den besten, weil ursprünglichstes Stadion in England, jetzt ist es Brentford. Also besser geht echt nicht. An jedem Eck ein Pub, rostiger Stacheldraht über dem Eingang, zerfressene Stahlträger werden nur noch mit viel roter Farbe übertüncht, enge Sitze direkt am Spielfeldrand. Absolute Premiumklasse alter englischer Stadionkultur. Leider gehen nur 11.400 Zuschauer rein, es ist also eng. Zudem, auf den Tribünen hinter den Toren gibt es noch echte Stehränge, mit dreißig Jahre alten Wellenbrecher.

Wir saßen genial, drei Meter vom Gästetrainer entfernt, ein Exspieler von Celtic, ein gewisser Neil Lennon. Der kaute ständig Kaugummi und spuckte nach ein paar Minuten aus, beim Pausenpfiff sah der Rasen an der Mittellinie reichlich gesprenkelt aus. Fleißige Platzwarte reinigten aber und dann ging es weiter. Brentford führte jeweils und Bolton glich immer wieder aus. Das Match endete mit 2:2, für Brentford eigentlich etwas zu wenig im Rennen um die Aufstiegsplätze. Es war wie früher, als Tradition noch normal war und noch diese Bezeichnung verdient hatte. Heute brüllt jeder pickelgesichtige Teeneger was von dieser Tradition, ohne jegliches Hintergrundwissen.

Die Stimmung war nicht übel. Die Brentfordfans waren allerdings schlicht, es gab keine Gesänge. Immer wieder nur dieses "Come on Brentford", das war auf die Dauer doch schwach. Bolton einiges besser und einfallsreicher, es gab doch schon abwechslungsreiche Gesänge, gepaart mit Klatscheinlagen.

Hier also nochmals, wenn jemand ursprünglichen Fußball sucht, auch im dementsprechenden Ground, der gehe nach Brentford. Allerdings unbedingt die Karten vorher bestellen, sonst erlebt man eine Pleite. Und bitte erst in Brentford aussteigen, wie der Name eigentlich sagt und nicht in Kew Bridge. Außer, man ist gut zu Fuß, hat viel Zeit und genießt einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Themse, so wie RaMü an diesem sonnigen Samstagnachmittag.

Bild: Welcome to Brentford.

Bild: Welcome to the Griffin Park.

Bild: Uuuihh, das ist echte Tradition.

Bild: Unser Blick aufs Spielfeld.

Bild: Andere Richtung von weiter oben.

Bild: Die Nachbarn.

Bild: Neil Lennon, Manager der Bolton Wanderers.

RaMü