Alles auf Rot.

Hallo Bloggs,

mit den Tickets bei VfB-Auswärtsspielen ist das so eine Sache. Entweder es ist kein Problem wie in Lautern, S'hausen oder Bochum, oder es ist ein ganz großes Problem wie bei Union oder Würzburg, von Aue ganz zu schweigen. Die nächsten Offroads im Fußballunterhaus stellen große Ansprüche an die Besteller, Nervenkitzel ist garantiert. Schwarz oder Rot, Depression oder Glücksgefühl, das Los entscheidet. Natürlich kann man seine Gewinnchancen drastisch erhöhen, wie in meinem / unseren Fall beim Spiel in Berlin. Zwei Karten wurden benötigt. der äußere Druck war groß. Flug und Übernachtung fest bezahlt, ohne Stornierungsmöglichkeiten. Also bestellten insgesamt vier verschiedene Leutchen jeweils ein mögliches Ticket und das große Zittern begann. Die erste Erfolgsmeldung kam schnell, die erste Verfügung bestätigt. Dann wurde es zäh und ich schaute mich schon nach einer Alternative um. Innerhalb Berlins gab es noch den Regionalligakracher zwischen dem FC Viktoria 1889 und Auerbach, toll ! Das Umfeld bot nichts Berauschendes, zur Not wäre ich also unter den vielleicht 887 Zuschauern im Norden unserer Hauptstadt gewesen, Treffpunkt später am Gate ! Dann folgte der Befreiungsschlag, die zweite Bestätigung. Schade, doch nicht Regionalliga, grins ! Na also, etwas Gottesvertrauen kann nie schaden. Aber es folgte noch das Sahnehäubchen, unserem Duo wurde gar noch eine dritte Karte zugeteilt. So ebbes ! Also gaben wir das "überflüssige" Ticket über Umwege weiter, selbstverständlich zum Normalpreis.

Wenn man sich die Preise bei z.B. VIAGOGO anschaut, bleibt einem die Spucke weg. Für einen Stehplatz kann man bei diesen Kick schon mal zwischen 100.- und 200.- € berappen, Gästeblock. Das ist eine Schweinerei. Da decken sich sogenannte VfB-Fans mit Karten ein und verchecken die begehrten Dinger für eine Unsumme. Natürlich gehören dazu zwei Seiten, Angebot und Nachfrage. Aber Anrecht auf eine Karte in Berlin hatten eben nur Dauerkartenbesitzer und Mitglieder. Aus deren Reihen kommen die Schmarotzer, das ist der Gipfel. Das funktioniert aber nur, wenn es Käufer dafür gibt. Solange es solche zahlungskräftige Leute gibt, funktioniert das Geschäft. Money goes around !

Früher war eh alles besser, auch im Mai 1989. Da standen die Roten im Endspiel um den UEFA-Cup. Gespielt wurde im alten Modus, also mit Heim- und Auswärtsspiel. Rund 67.000 Karten standen für das Neckarstadion zur Verfügung, der Vorverkauf begann an irgendeinem Werktag um 9.00 Uhr an den Vorverkaufhäuschen vor dem Stadion. Da ist da, wo jetzt nur noch kontrolliert wird. Wir standen ab 4.00 Uhr in der Früh an, aber nicht weit vorne. Ganz Ängstliche waren schon viel früher mit Schlafsack, Bier und Grill angerückt. Mit Beginn des Verkaufs konnte man acht (!) Karten pro Mann bekommen, glaube ich jedenfalls. Irgendwann wurde auf vier Billets reduziert. Ich ergatterte also vier Stück und kam zurück auf die Mercedesstraße. Da wurde man von allen Seiten bedrängt, ich biete dies ... ich biete das. So habe ich halt zwei Karten abgegeben und das war der Grundstock für den Kauf eines TV-Gerätes. Schließlich bin ich in jener Zeit zu meiner damaligen Freundin gezogen; das Gerät war eine Art Ersatz für einsame Abende, wenn der tolle Freund wieder irgendwo in England oder Deutschland supportete.

PS: Das Hinspiel endete 3:3. www.fussballdaten.de/europaleague/1989/endrunde/finale/vfbstuttgart-neapel/

Keep the faith,

RaMü