Sechs Mann und eine Fahne.
 
Hallo Bloggs. Ich weiß ja nicht, ob man den FAC Wien als dritte Kraft in Fussballwien bezeichnen kann. Falls die Admira aus Mödling sich nicht meldet, muss es wohl so sein. Zumindest im Ranking der Ligen, schließlich ist man in der zweiten Liga zuhause. Ergo, dritte Kraft hinter Rapid und der Austria. Allerdings nur auf dem Papier. In der rauhen Wirklichkeit könnte der Unterschied nicht größer sein, es ist, als ob der Hund den Mond anbellt.
Dabei ist genau das der Reiz. Ursprünglicher, bodenständiger und geerdeter geht es fast nicht mehr. Und das ist auch gut so und verdient allergrößten Respekt. Schließlich spielt der Floridsdorfer Athletiksport-Club, so der offizielle Name, mehr für den 21. Bezirk, als für Wien. Auf jeden Fall steht das überall. Viel Mitstreiter findet man aber nicht, ganze 597 Zuschauer wollten das insgesamt 40. Duell der beiden Teams sehen. Fast ein "Classico".
Offiziell ist es der FAC-Platz und so fühlt es sich auch an. Es gibt das 1993 erbaute Tribünchen, dann folgt eine Flickschusterei der edelsten Sorte. Es gibt eine kleine Stahlrohrtribüne hinter dem einen Tor, dann folgen drei Reihen Sitzplätze im Freien mit dem "Tower" für die Kameras auf der Gegengerade und hinter dem anderen Tor gibt es nichts. An der folgenden Eckfahne erhebt sich ein weiteres Unikum, ein Ministehplatztribüne für die Gästefans und dann ist man rum. In Deutschland wäre das Oberliga, hier zweite Bundesliga. Wie schon erwähnt, ich liebe solche Clubs. Der Kontrast zwischen Rapid am Vorabend und nun dem FAC könnte nicht krasser sein. Ich umrundete den Platz und besuchte noch die Kantine, noch ein weiteres Highlight. Mancher Kreisligist hat ein größeres Clubheim. Aber alles ist sehr sauber, mit sehr netten Leuten und tollem Angebot. Der Hot Dog war echt lecker, Bestnote. Für den Vollzahlerpreis von 15.-- € hat man freie Platzwahl, die wenigen VIP's quetschen sich etwas abseits an das eine Ende der Tribüne. Die erste Halbzeit sah ich also von dort aus und dann begann meine Wanderung rundherum.
Das Match endete mit einem klaren 3:0 für die Hausherren, die Gäste kamen selten vor das Gehäuse der Blauen. Schon nach zehn Minuten fiel nach einer flachen Hereingabe das 1:0, welches trotz weiterer Möglichkeiten bis zum Pausenwechsel Bestand hatte. Quasi mit dem Wiederanpfiff fiel das 2:0, das sollte die Vorentscheidung gewesen sein. Per Strafstoß wurde letztlich auf 3:0 erhöht und damit ist man weiterhin in Reichweite der vorderen Plätze.
Die anschlißenden Bilder zeigen einen Einblick in den FAC-Platz. Wer in Wien ist und Fussball mag, sollte mal hierher kommen. Man entflieht dem Gigantismus der "Großkopferten" und erlebt den Fussball in Reinkultur.
 
 
Der Zugang ist unspektakulär, wie der gesamte Verein. Der FAC-Platz war früher die Heimstätte der Austria und ist seit 1966 die Heimat des Floridsdorfer Athletiksport-Clubs.
 
 
Offizielles Fassungsvermögen ist 3.000 Zuschauer, in Österreich heißt das übrigens Zuseher. Der Zutritt zu den einzelnen Tribünen ist werder geteert noch gepflastert. Bei Regen oder Schnee ein Problem. Ansonsten Kult.
 
 
Hier huldigt man den Vereinsgrößen der guten, alten Zeit. Ansonsten gibt es wenig Farbtupfer.
 
 
In der Endphase des dritten Reiches war das Gelände ein Außenlager eines KZ's. Auf dem jetztigen Spielfeld standen Barracken für 2.000 Häftlinge. Und keiner will was gewußt oder gesehen haben !
 
 
Die FAC-Kantine ist neu gestaltet und tiptopsauber. Wir für den 21. steht überall, so auch rechts.
 
 
Das Kernstück ist natürlich die Leopold Stroh Tribüne, einem ehemaligen Spieler gewidmet..
 
 
Hier ist man unter sich und eine große Familie. Der Zuschauerschnitt ist bescheiden, er liegt auf jeden Fall unter 1.000 Zuseher.
 
 
Fanshop. Man hat diverse Funktionsgebäude errichtet, alle in Form von Wohncontainern. Schnell und sauber.
 
 
Halbzeit und somit Zeit für den Rundgang. Blick von hinter der Gegenseite zur Tribüne.
 
 
Die Getränkeausgabe im Vordergrund ist seit Jahren nicht mehr in Betrieb, es wirkt wie auf einem Dorfplatz.
 
 
Sechs Mann und eine Fahne. Auswärtssupport des SV Horn. Eine aktive Fanszene gibt es aber auch beim FAC nicht.
 
 
Die improvisierten Sitzplätze auf einer ehemaligen Stehtribüne. Praktisch, aber ohne weiteren Komfort. Immerhin sitzen.
 
 
Der Schlußpunkt im Spiel, das 3:0 per Elfmeter. Auf jeden Fall kommen die echten Fussballfans auf ihre Kosten. Die unmittelbare Nähe zum Spielfeld, das ungehinderte Umrunden des Platzes und das Stadion überhaupt garantieren ein unverfälschtes Erlebnis.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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