"Steel City": Sheffield
Hallo Bloggs.
Im letzten Teil der Sheffiel-Trilogie gebe ich nochmals eine geografische Gesamtübersicht über den Fussball und füge auch eine kleine Stadtgeschichte ein.
In der oberen Karte sieht man die Distanz zwischen den beiden Clubs. Zu Fuß sind es ungefähr fünf Kilometer, mit der Supertram geht es natürlich schneller. Allerdings hat das Bramall Lane von United keine klassische Anbindung an diesen besten öffentlichen Verkehrsstrang. Da geht man am besten die zehn, zwölf Minuten vom Bahnhof aus zu Fuß. Wesentlich länger ist der Trip in den Stadtteil Hillsborough. Ebenfalls vom Bahnhof sind es zehn Minuten zu Fuß in die Innenstadt und von dort mit der gelben Linie bis zur Haltestelle Leppings Lane. Das ist der nächstgelegene Stopp am Ground von Sheffield Wednesday. Nicht Hillsborough Park. Fahrtzeit von der City ist ungefähr zwanzig Minuten. Das Tagesnetzticket kostet umgerechnet 5.-- €.
Erstaunlicherweise kommt man mit der Supertram sogar zu einem weiteren Proficlub, nämlich zu Rotherham United. Allerdings kann man die Reisezeit wesentlich verkürzen, wenn man die "normale" Bahn benutzt. Unterwegs nach Rotherham kommt man an der Haltestelle Don Valley Stadium vorbei. Das hat aber keine Wertigkeit, dieses Leichtahtletikstadion wurde 2014 angerissen, zurück blieb nur der Name.
Sheffield wird niemals Touristenmagnet werden. Dazu ist die Geschichte der Stadt zu derb, zu krass. Es gibt kaum noch mittelalterliche Gebäude, vom Castle Square ist nur noch die Bezeichnung übrig. Da die Stadt im zweiten Weltkrieg wichtige Rüstungsgüter produzierte, geriet sie bald ins Visier der deutschen Luftwaffe. Daher sind die Gebäude meistens neueren Datums. Die glorreiche Vergangenheit wurde von der Stahlverarbeitung bestimmt. Der Untergang dieses Wirtschaftszweiges brachte eine ganze Region an den Rand des Untergangs, ähnlich dem deutschen Ruhrgebiet. Das war so in den Siebziger- und Achtziger Jahren. Die zunehmende Massenarbeitslosigkeit machte Sheffield zu einem "Armenhaus" und die Stadt bot einen abgewrackten Eindruck. Das hat sich seit dem Jahrtausendwechsel gebessert, die Stadt verlagerte seinen Schwerpunkt in Richtung Dienstleistungen und kann mehr mit Kultur punkten. Auch in der Musikszene ist man mit dabei; Def Lepard und Joe Cocker stammen aus der Steel City. Trotz dieser Erfolge bleibt es dabei, die Sehenswürdigkeiten sind rar, das Zentrum um die Haltestellen Town Hall, Cathedral, Castle Square und Fitzalan Square ist mit den üblichen Kettenläden bestückt. Parks sind selten, zumindest in der Innenstadt.
Wenn man den Bahnhof verläßt, ist der erste Blickfang diese Wasserwand, welche im Prinzip Tag und Nacht in Betrieb ist.
Die Kathedrale von Sheffield bildet zusammen mit dem Rathaus das kulturelle Zentrum. Erbaut im 12. Jahrhundert ist es mit das älteste Gebäude der Stadt. Heute ist die Kirche ein modernes, geistliches Multifunktionszentrum.
Sheffield hat es schwer. Das Image der Steel City hängt noch in den Knochen und es fehlt das gewisse Etwas.
Immer geht es entweder rauf oder runter. Die City ist auf Hügeln erbaut und einer der fünf Flüsse immer in Reichweite.
Die Umgebung der Town Hall ist durch den Peace Garden aufgehübscht. Zwar besitzt Sheffield zahlreiche Gärten und Wälder, aber davon ist in der City recht wenig zu sehen. Allerdings ist die Nähe des Peak District National Park ein Plus.
Die Town Hall sieht zwar recht alt aus, wurde aber erst vor hundertzwanzig Jahren gebaut. Für den dekorativen Peace Garden musste eine Kirche weichen, Platz war damals wohl Mangelware. Heute ist der Garten ein beliebter Treffpunkt und speziell in der Mittagspause an Arbeitstagen überlaufen. Wie überall gibt es in Sheffield die weniger vorzeigbaren Ecken. Insgesamt aber ist der Eindruck durchaus positiv, einige Universitäten verleihen der Stadt jugendlichen Drive, mehrere Soppingmalls versprühen Flair und ... Sheffield ist Bierhauptstadt mit zahlreichen Microbrauereien. Na also, doch nicht so übel. Hier in Sheffield, hier in Yorkshire. Eine Stunde von Manchester entfernt.
Warum habe ich eigentlich Sheffield beschrieben? Weil ich über London und den Fussball der Hauptstadt mit Informationen förmlich erschlagen werde. Zahlreiche Websites und Publikationen über die britischen Metropole London vermitteln nur unzureichend ein Bild des Landes. Auch der Blick nach Manchester und Liverpool zeigt nicht alles. Städte wie Sheffield stehen nicht im Rampenlicht, klassische Touristen, auch in Sachen Fussball gibt es hier kaum. Also fast ein Eldorado für mich. Allein und unabhängig, so macht das Erkunden des englischen Fussballs und der Städte Spaß. Kreuz und quer mit den Bahnen über die Insel. Wann werden wir / ich das wieder können?
Keep the faith.
RaMü
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