Fussballreisen in der Coronazeit

  Hallo Bloggs.
 
Für die "die hard" Fussballfans ist es eine grausame Zeit. Eine Zeit der Prüfung und der Anspannung. Die Heimspiele, sofern überhaupt mit Zuschauer sind eine Zumutung für die soziale Ader des Fussballs. Das Treffen vor dem Spiel entfällt, irgendwie dann doch gemeinsam ins Stadion, schön Abstand halten, überall Hygieneflaschen und der Ground logischerweise nur spärlich gefüllt. Auswärts ist eh nicht drin.
Trotzdem habe ich in dieser Zeit sechs Spiele gesehen, allerdings in den unteren deutschen Ligen und in der Schweiz. Ja, es ist möglich, aber nur mit Einschränkungen. Zunächst möchte ich anmerken, dass neutrale Spiele natürlich keinesfalls den Lieblingsverein ersetzen. Es erweitert den Horizont und da bin ich eh schon lange dabei.
Die erste Phase hing bei mir mit dem Urlaub in Norddeutschland zusammen. So Mitte September waren die Fallzahlen noch nicht so übel, das Unheil braute sich da erst zusammen. Das größte Problem war ohne Zweifel der Ticketkauf. Mit Beginn der Spielrunden stand z.B. in der Regionalliga West bis zwei Tage vor dem ersten Spieltag noch nicht fest, ob und wenn ja, welche Vereine vor Zuschauern spielen dürfen. Wochenlang habe ich täglich meine "Favoriten" gecheckt bis endlich grünes Licht gegebebn wurde. Richtig spannend war es in der Regionalliga Nord. Hier wurde ganz kurzfristig der Spielplan veröffentlicht, eine sichere Planung war unmöglich. Aber es hat geklappt. Drei Matches in zehn  Tagen, wie gesagt in der Regionalliga und gar in der Oberliga. Überall war die Anspannung groß, für die meisten Gastgeber war es das erste Heimspiel in der Coronazeit. Bei den Sportfreunden aus Lotte herrschte ein fast barscher Befehlston, am entspanntesten ging es in Oldenburg zu. Aber überall hatte ich ein sicheres Gefühl, vom Toilettengang bei den Kickers Emden mal abgesehen. Überall hielt man sich an die Regeln, Maske erst auf dem Sitzplatz ab. Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich hier jemand ansteckt.
Als Phase zwei würde ich meinen Schweizkurztrip bezeichnen. Es hatte was von einer echten Fussballreise. Ziel waren zwei Spiele mit einer Übernachtung. Zunächst war nur das Zweitligaspiel in Wil geplant, das Ticket war schnell ausgedruckt. Ich gebs zu, die Möglichkeit der "Verlängerung" habe ich schon früh in Erwägung gezogen. Die Entscheidung fiel aber erst am Mittwochabend vor dem eigentlichen Spielwochenende. Noch schnell die Reiselage gecheckt, angemeldet zum Ticketkauf beim FC Vaduz und das Hotel gebucht. Wie früher, in der guten, alten Zeit vor Corona.
Es war mein erster klassischer Aufenthalt in einem Hotel seit März. Überall Maskenpflicht, die Frühstückszeiten musste man anmelden, der Esstisch wurde zugewiesen. Anstehen am Buffet mit Maske und Einmalhandschuhe, die Speisen wurden vom Personal gereicht. Ungewohnt, aber machbar.
In der Schweiz musste bei beiden Spielen durchgehend eine Maske getragen werden. Beim Zweitligisten Wil wurde jedem Zuschauer nach der Kontrolle so ein schickes Ding in verschiedenen Vereinsfarben angeboten, zum Preis von 10.-- CHF. In Vaduz gab es kostenlos eine Einmalmaske, wie man sie überall kaufen kann. Überprüft wurde die Tragepflicht recht streng ausgelegt. In Vaduz saß mein Sitznachbar gefühlte fünfunddreißig Sitzplätze neben mir, er wurde vom Steward ermahnt.
Speziell in Lichtenstein habe ich gemerkt, es gibt noch  weitere Leidensgenossen. Ich glaube, die 28 Figuren auf dieser Tribüne waren an diesem Abend alles neutrale Fussballfreaks. Es wurde hochdeutsch oder im österreichischen Dialekt gesprochen, alles mögliche nur eben nicht vom Heimclub.
Nachdem die Coronaschlinge sich immer enger zieht, werden die Möglichkeiten für einen Besuch immer weniger. Abgesehen davon, ob es überhaupt ratsam ist, in dieser Zeit durch die Gegend zu cruisen. Natürlich habe ich dann zuhause geprüft, was geht da noch? Und siehe da, ich wurde fündig. Die Schweizer sind bislang immer noch für Zuschauer offen. Beispiel: Servette Genf. Nur so als Beispiel:
 
 
Das Heimspiel am Samstag, 31. Oktober um 19.00 Uhr gegen den FC Zürich ist noch problemlos möglich. Vorausgesetzt man hat mit der französischen Sprache keine Probleme.
 
 
Die meisten Blöcke sind freigeschaltet. Alles im "grünen Bereich".
 
 
Nehmen wir als Beispiel den Block H. Hier kann man zumindest im Bestellschema unbegrenzt zusammen sitzen. Also da sind die Eidgenossen ziemlich schmerzfrei. Wer also will, auf nach Genf!
 
Keep the faith.
RaMü
 
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