Über den Rhein, Teil 1:  Racing Club Strasbourg

Hallo Bloggs,

  seit dieser Saison spielt der Racing Club Strasbourg wieder in der zweiten fränzösischen Liga und hat damit endgültig seine sportliche Durststrecke überwunden. Seit dem Höhepunkt 1979 mit dem Meistertitel ging es bergab, irgendwann wurde Racing sogar in die fünfte Liga zwangsversetzt, es ging also allerhand schief am Rhein. Die wechselvolle Geschichte der Region spiegelte sich auch im Verein wieder, es ist wie ein Abziehbild.

Will man die Blauen aus Straßburg besuchen, steigt man an der Tramstation Krimmeri Stade de la Meinau aus und nur fünf Minuten später steht man vor dem grauen Kasten im Stadtteil Plaine de Bouchers. Sofort fällt der Vergleich zum Ruhrstadion des VfL Bochum ein, zu ähnlich sind sich beide Konstrukte im Aufbau. Man sieht dem Stadion die lange Geschichte an, seit der Fertigstellung zur EM 1984 wurde nichts renoviert, ein derber Charme umgibt den Kasten. Insgesamt gehen rund 29.000 Zuschauer rein, es ist also immer genügend Platz für Kurzentschlossene.

An diesem Tag empfing Racing mit dem FC Valenciennes einen Club von der Grenze zu Belgien, ca. 500 Kilometer trennen beide Vereine. Zu beginn glaubten wir doch tatsächlich, es sind nur zwanzig Auswärtsfans da, welche auch den schnellen 1:0 Rückstand ihrer Farben erlebten. Eine rote Karte für die Gastgeber aber kippte die Partie schnell, "Valencia" zog bis zum Pausenpfiff auf 1:2 davon und markierte sofort in der 48. Minute das 1:3. Nun wollte die Nordfranzosen ihren Gegner vorführen und verzellten sich in Einzelaktionen oder liefen bei Überzahspiel plump ins Abseits. Strasbourg gab trotz Unterzahl nie auf und verküzte per Strafstoß auf 2:3. Das Publikum kam nun endgültig aus der Reserve und feuerte voll an, aber die Angereisten machten diese kurzweilige Match mit 2:4 in der 84. Minute endgültig klar.

Der Support von Racing ist einfach klasse. Dauerunterstützung mit bekanten Melodien, hier also nichts Neues von der anderen Seite des Rheins. Die Lautstärke war beeindruckend, in der Druckviertelstunde waren die 15.000 Zuschauer voll da. Gast Valenciennes brachte mit Verspätung 300 Leute auf die Beine, welche sich aber zu keiner Zeit durchsetzen konnten. Der Heimsupport verbindet eine tiefe und innige Freundschaft mit dem KSC, beide Gruppierungen unterstützen sich gegenseitig.

Das Stadionheftle mit acht Blätter ist umsonst, die Preise für Verpflegung wie bei uns. Das Angebot bietet Flammkuchen als Zusatzüberraschung, ergänzend gibt es noch verschiedene Sandwiches.

Noch ein weiterer Hinweis: Parkt man auf dem P+R Parkplatz Baggersee am Stadtrand, bezahlt man nur 4,10 € für den kompletten Tag. Inbegriffen ist im Preis ein Netzticket der Tram für bis zu sieben Personen. Die Eintrittskarte gilt nicht für den Nahverkehr, wie in Deutschland üblich. Es wird oft kontrolliert. Mit diesem Netzticket lohnt auch ein Besuch der histrorischen Altstadt, absolut sehenswert.

So endete der erste Teil unserer F-Tour mit einem 2:4, ein rassiges Spiel mit beeindruckendem Support und zwei roten Karten und das alles für 21.-- €. Stehplatz kostet 10.-- €, sind aber regengefährdet.

Wer unbeschwert ein Spiel in Frankreich sehen will, ist hier bestens aufgehoben.

Bild: Irgendwie erinnert dieses Gebilde an das Stadion in Bochum.

Bild: Durchaus sehenswert, der Anhang von Racing.

Bild: Mit 15.000 Zuschauer nur halb voll.

Bild: 300 Fans für 500 Kilometer in der zweiten Liga.

Bild: "Dance the POZNAN".

RaMü