Tirolderby

  Hallo Bloggs,
diese Stadt und natürlich das Stadion war schon länger auf meinem "to do" oder gar "must see" Zettel. Diesen Trip hatte ich dem Umstand zu verdanken, dass ich noch zwei Resturlaubstage "verbraten" musste und so reifte der Gedanke, fährste mal nach Innsbruck. Nach dieser langen Tagesreise darf ich feststellen, Innsbruck ist alles, nur keine Fussballstadt. Leider. Wenn in der fünftgrößten Stadt Österreichs / 132.000 Einwohnern zum Abstiegsduell gegen den "Lokalrivalen" Altach aufgerufen wird und nur 2.782 Zuschauer kommen, hat man zumindest vom Zuschauerinteresse her den Klassenerhalt in der höchsten Liga nicht verdient. Aber dieses Verhalten zeigt das ganze Dilemma des österreichischen Fussballs, außer den Wiener Großclubs Rapid und Austria gibt es keine Giganten, das Kunstprodukt RB Salzburg ist ein anderes Thema. Die sind zwar nationaler Serienmeister, aber RB wird sein Stadion rückbauen, der geringe Zuschauerzuspruch erfordert keine große Arena. Dabei hat man in Innsbruck durchaus ein topmodernes Stadion, das Tivoli gibt schon einiges her und ist verkehrtechnisch sehr gut angebunden. Es liegt direkt an der Autobahn. Aber es juckt kein Mensch, oder zumindest sehr wenige.
 
 
Und so geht es weiter. Die Alpenrepublik ist langestreckt und bietet für die beiden Tiroler Vertreter weite Auswärtsfahrten an. Altach liegt im Prinzip am Bodensee und man darf nach Hartsberg rund 700 Kilometer traveln, nach Wien sind es 640 Kilometer. Die Fans des SCR Altach sind wohl die internen Reisemeister, da bezeichnet man das Gastspiel in Innsbruck schon mal als Derby. Sind ja nur 180 (!) Kilometer. Aber keine Sorge, der CO2 Ausstoß dürfte sich in Grenzen halten, in Innsbruck waren es zwei Busse. Tuesday for future.
 
Ich habe mir das Ticket direkt am Stadion gekauft, mit 22.--- € ist man dabei, auf der Gegengerade, in meinem Falle auf der sogenannten Ostseite. Also schön liegt das Tivolistadion auf jeden Fall, wie die ganze Stadt überhaupt. Schon der Andrang war bescheiden, es herrschte die übliche österreichische Gemütlichkeit. Drinnen brauchte man keines dieser seltsamen Stadionkeinbargeldnötigtickets, man zahlte wie "früher". Die Preise wie üblich, diverse Würste 4.-- €, nichtalkoholische Getränke in großer Auswahl. Das Bier blieb weg, musste ja noch fahren.
 
 
Wie erwähnt, das Tivoli ist sehr modern, erst seit 2000 in Nutzung. Damals gab es noch den FC Tirol Innsbruck, die wurden unter Joachim Löw gar Meister, aber dann zum letzten Mal. Man ging in den Konkurs und kurz darauf wurde der FC Wacker wiedergegründet. Zuerst wurde das uralte Wappen übernommen und dann der Urnamen und so setzte sich die Geschichte fort, allerdings sehr wechselhaft. Das nagte wohl an der Fanbase, denn der Zuschauerschnitt beträgt als Aufsteiger nur 4.200 Zuschauer, viel zu wenig. Vielleicht sind wir Deutschen auch unglaublich verwöhnt.
 
 
 
Es war Klassenerhalt angesagt und Altach war bisher ein dankbarer Gegner. Beide Partien wurden bislang von Innsbruck gewonnen, beim Auswärtssieg in Altach war ich sogar dabei. Clicke: Westderby in den Alpen. Die österreichische Bundesliga wurde reformiert und hat einen neuen Spielmodus. Jetzt unterscheidet man im Schlussdrittel der Saison zwischen der Meister- und der Qualigruppe. Der Letzte der Qualigruppe steigt direkt ab, und das ist im Moment eben "der Wacker". Innerhalb von nur elf Minuten brach das Unheil über die Gastgeber herein, zwischen der 64. und 75. Minute erlebten die Grünen ihr Debakel, peinlich, zumal zuhause. Dabei war man im ersten Spielabschnitt tonangebend, nur der erlösende Treffer wollte einfach nicht gelingen. Die Gäste machten nach der Pause mehr Druck und riskierten mehr, die Torflut war aber doch etwas zu hoch. Kurz vor Schluss bin ich gegangen, ich parkte ja im Parkhause unter dem Stadion. So umging ich dem üblichen Heimfahrtgetümmel, aber wer weiß, bei nur 2.782 Fans gibt es so etwas eh nicht.
 
 
Altach hat sich so der gröbsten Abstiegssorgen entledigt, für Wacker gehen die Sorgen weiter. Aber man kann sich revanchieren, am Samstag trifft man sich wieder, in Altach. Beim nächsten "Tirolderby". Die nächste Post wird der Stadt Innsbruck gewidmet, hat also rein touristischen Charakter.
Keep the faith.
RaMü