Im Schatten von Manchester: Immerhin 26 Minuten ...

 
Hallo Bloggs.
 
Diesmal geht es von der Picaddilly Station in die andere Himmelsrichtung, es geht in bescheidenen 26 Minuten mit der Northern Railway zu den Bolton Wanderers. Die Haltestelle ist "hinter" der eigentlichen Stadt, ein kompletter Neubau auf der grünen Wiese führte den Club zur Horwich Parkway. Man braucht nicht umsteigen, bequemer geht es kaum.
 
 
Die Gleise 13 und 14 sind nicht in der eigentlichen Bahnhofshalle, sondern seitlich überhöht angebaut. Damit umgeht man das lästige Rangieren im Kopfbahnhof. Dafür ist das Warten bei schlechtem Wetter äußerst ungemütlich, die Wartehäuschen oft hoffnungslos überfüllt.
 
Reichlich unbequem ist allerdings die derzeitige Lage bei den Wanderers, der Absturz aus der Premiership in die vierte Liga, Football League two in nur acht Spielzeiten brachten den Club an den Rand der Auflösung, aber eben nur an den Rand. Dabei war man über 73 Jahre Mitglied im elitären Kreis der Besten des Landes, man spielte höchste Liga. Vereine in dieser Region haben es schwer, furchtbar schwer. Deshalb ist der sportliche Abstieg der Wanderers umso schmerzhafter, weil man sich trotz der Enge zwischen den Topclubs aus Liverpool und Manchester so lange im Oberhaus etablieren konnte, sogar die Teilnahme am UEFA-Cup war drin. Spieler wie Bobic, oder die Franzosen Anelka nund Djorkaeff trugen das Trikot von Bolton, immerhin alle entweder Europameister oder gar Weltmeister mit ihren Nationalmannschaften. Der Abstieg 2012 beendete den Höhenflug und schon vier Jahre später war man in der dritten Liga gelandet. Die finanzielle Situation verschärfte sich immer mehr, trotz einer kurzzeitigen Rückkehr in die zweite Liga. Dann ging es einfach nicht mehr, fast wäre der Club in die komplette Insolvenz. Die English Football League betrafte die "Trotters" mit Zwangsabstieg und Minuspunkten zu Saisonbeginn, im Moment steht man in der vierten Liga auf einem gesicherten Mittelfeldplatz. Langsam stabilisiert sich die Finanzlage, die Steuerschulden werden nach und nach beglichen und es kamen bis zum Beginn von Covid-19 trotzdem rund 14.000 Zuschauer zu den Spielen. Ob und wie der Verein die Pandemie übersteht, steht in den Sternen. Eines scheint klar, Bolton Wanderers sind das krasseste Beispiel für den Niedergang eines Vereins im Schatten von Manchester, nach 73 Jahre erste Liga fast bis zur Auflösung innerhalb recht kurzer Zeit, das schafft nicht jeder.
 
 
Es ist nur ein sehr kurzer Weg von der Haltestelle Horwich Parkway zum Stadion. Offiziell gehört diese Gegend noch zu Greater Manchester. Die Lage ist reichlich unpersönlich und steril. Bürogebäude, Einkaufszentren, zwei Hotels und mehrere Autohändler bilden die Kulisse für das Stadion, welches jetzt University of Bolton Stadium heißt.
 
 
An einem regnerischen Tag ist es überall ungemütlich, so auch in Bolton. Innen sieht der Ground etwas freundlicher aus.
 
 
Rund 25 Jahre sind seit der Einweihung vergangen, man hat hier schon fast alles gesehen. Europapokal, Premiership, Championship, Football League one und aktuell Football League two. Welch eine Palette, welch ein denkwürdiges Angebot. Fans der "Trotters" zu sein, heißt leiden können. Trotz null Chance auf den Besuch eines Matches, wurden für 2020/21 etwa 6.000 Dauerkarten verkauft. Also an der Fanbase kann es nicht liegen.
 
Keep the faith
RaMü
 
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