Pubfood, Teil 1.

Hallo Bluebloggs,

wer in England ist, muss in einen Pub. Es ist die Drehscheibe des öffentlichen Lebens, hier ist man Mensch. Hier wird diskutiert, politisiert, über Fußball gelabert, dem besten Freund die Freundin angebaggert und noch vieles mehr. Wer viel spricht, oder auch nicht, bekommt Durst und Engländer bekommen oftmals viel Durst. Zum Durst gesellt sich meistens der Hunger, der Hunger ist die kleine Schwester des Durstes, so sagt man. In London werben die Pubs mit Kreideschrift auf großen Tafeln, "best Pubfood in Town", oder ähnlich. Nur was ist "Pubfood".? Über die englische Küche rümpft man oft die Nase, zum Teil berechtigt und Teil auch nicht. Es gibt international anerkannte Starköche wie Jamie Oliver oder Gordon Ramsay, aber trotzdem bevorzugt man noch Kalorienbomben wie Fish&Chips. Wer im Zug unterwegs ist, sieht eine weitere Variante. Die Untertanen seiner Majestät vertilgen Unmengen von Sandwiches, diese Dinger gibt es in unzählichen Varianten. Als Abschluß gibt es Chips, diesmal aber sind die klassischen Kartoffelchips in deutschem Sinne gemeint. Von diesem Kalorienbeschleuniger gibt es noch viel mehr Auswahl, man schreite nur mal ein Chipsregal bei Tesco ab. Tesco ist der Marktführer unter den Dicountern der Insel. Aber zurück zum "Pubfood". Im Prinzip gibt es dasselbe wie im trauten Heim. Speziell am Sonntag gibt es eine erweiterte Speisekarte. Streng genommen ist es diesselbe Karte wie unter der Woche, lediglich der sogenannte "Sunday Roast" kommt dazu. Erfunden wurde der "Sunday Roast" angeblich in Yorkshire, vor dem Kirchgang wurde der "Sonntagsbraten" in die Röhre geschoben und war rechtzeitig zur Mittagszeit durch. Es gibt drei oder vier Arten des "Sunday Roast". Die beliebteste Version ist Roast beef mit den üblichen Beilagen, garniert mit Meerettich Sauce. Daneben gibt es das Lammfleisch, hier wird eine Pfefferminzsoße (!) angeboten. Das beste Angebot ist allerdings das Huhn, aufgepeppt mit umwickelten Würstchen ( Pigs in blanket ). Als kulinarischer Höhepunkt gibt es zum Chicken eine Preiselbeerjauche. Der Engländer ist im Prinzip anspruchslos, Nahrungsaufnahme ist so wichtig wie Sprit für den Motor. Hauptsache die Maschine läuft und es hat nicht mehr gekostet als notwendig. Ach ja, die Kosten. Für einen "Sunday Roast" bezahlt man in der britischen Hauptstadt ungefähr soviel wie für eine halbe Tankfüllung, ich habe mal auf einer Preisliste die astronomische Zahl von 18.-- BP entdeckt, sind immerhin 23.--€. Das war allerdings im Zentrum von London. Je weiter es nach Norden geht, umso günstiger wird es. In der English Lounge in Manchester, meinem Lieblingspub, berappt man immerhin noch 12.-- BP. BP steht für British Pound, nicht für British Petrol. Das trifft allerdings eher für manche Biere zu. Aber auch hier wurde inzwischen einiges besser. Das Bier ist nunmehr nicht mehr lauwarm, sondern eiskalt. Das ist praktisch, der gesamte Magen konserviert, ähnlich wie bei der Tiefkühltruhe, den Alkohol länger. Zurück zum Norden. Das günstigste "Sunday Roast" bekam ich in Hull serviert, schlichtweg 7,-- BP bezahlte ich hier, das ist angemessen. Die Zutaten sind nämlich nicht besonders, aber oftmals immer diesselben. Gemüse der Saison, Kartoffel und "Yorkshire Pudding". Um letzteres handelt es sich aber nicht um eine Süßspeise, sondern um ein Bachwerk aus Teig. Dieser wird zentimeterhoch in eine Schale geschmiert und muß eine halbe Stunde erhitzt werden. Dann "geht es auf", und wird mit der Bratensoße übergossen. 

Man sieht, am Sonntag ist man bestens versorgt.

Bild: Mein bislang günstigstes "Sunday Roast". Dazu am besten ein John Smith Bitter, eine Art Altbier.

Bild: Serviert wurde es im GREEN BRICKS, in Hull.

RaMü