Ach ja, ich war beim Jahn ...

Hallo Bluebloggs,

vor lauter Trubel über die Meisterschaft von ManCITY ist mein "Vortrip" zum SSV Jahn Regensburg irgendwie untergegangen. Dabei ist gerade das Städtische Stadion eines der letzten Beispiele für den Werdegang eines Fußballvereines in tiefer Verbundenheit mit seinem Stadion. Der Umweg auf dem Weg zum Flughafen in Frankfurt  "kostete" mich eigentlich einen kompletten Samstag und zusätzliche 33.-- Euro. Dieser Betrag splittete sich in eine Stehplatzkarte und die Bahnfahrten. Ab Illingen/Württemberg braucht man rund 3,5 Stunden per IC nach Nürnberg und von dort an mit dem ICE vollends nach Regensburg. Der Bahnhof liegt ein klein wenig außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns und war bei meiner Ankunft auch der Treffpunkt von zahlreichen Fans des VfL Onsnabrücks, dem Gegner des SSV. Da die Deutsche Bahn AG wieder mal eine deutliche Verspätung hatte, musste ich meine kleine Stadterkundung auf das Notwendigste beschränken, schließlich war Spielbeginn um 13.30 Uhr. Die Stadt an sich lohnt sich auf jeden Fall, der mittelalterliche Stadtkern blieb vom Bombenhagel des 2. Weltkrieges anscheinend relativ verschont oder aber man hat die Lücken wirklich sehr gut und behutsam geschlossen. Die Panoramaansicht von den Donaubrücken in Richtung Dom war nicht drin, es war halt zu knapp. Dafür wurde ich Zeuge einer "Einkesselung" von Fussballfans durch die bayerische Polizei, es wurden die eigentlichen Personen gefilmt, ein weiterer Polizist "sicherte" die weitere Umgebung mit einer weiteren Kamera. Junge, Junge, was für ein Augwand. Mir gefielen bei meinem Schnelldurchgang die vielen Marktplätze und Gassen, da komme ich mal wieder her, aber dann mit viel mehr Zeit. Das Stadion von Jahn Regensburg liegt etwas außerhalb und wird umrahmt von Schrebergärten, einer Brauerei und gesperrten Wohnblocks. Diese Blocks werden wohl in Kürze renoviert, vermutlich ab Frühjahr 2015, denn dann zieht der SSV um, und zwar in den neuen Ground. Der alte Funkturm mit der historischen Anzeigetafel musste schon weichen und in ein paar Monaten folgt der Rest. Das Gelände wird dann einer anderen Nutzung "zugeführt". Deshalb bin ich froh, kurz vor dem Abriß den alten Kasten mal gesehen zu haben. Ich muß sagen, es hat sich absolut gelohnt. O.k., wenn man den Umzug vor Augen hat, beschränkt man sich auf das Notwendigste in Sachen Pflege und Komfort, aber dieser Ground ist wirklich absoluter Kult. Der Lizenzwahnsinn des DFB bescherte dem Jahn ja eine Stahlrohrtribüne wegen dem einen Jahr zwote Liga, diese Tribüne bildete das wohl ansehnlichste Stück der Anlage. Dazwischen gab es Toiletten ohne Waschgelegenheiten aus der frühen Nachkriegszeit, eine absolute affengeile Haupttribüne mit Holzfachwerk und der Vorbau aus einer Stahlrohrtribüne, ähnlich wie in Fürth. Darunter lugte der Rest der Aschenbahn hervor, garniert mit Löwenzahn und noch anderen wertvollen Kräutern. Die Verpflegung beschränkte sich auf das Minimum; zwei Sorten Würtste mit Bier oder Wasser, manchmal noch ne´ Limo, fertig. Das nenn ich Tradition. Hier sollte mal mancher selbsternannter Tradionalist aus der Buliu in die Lehre gehen, der Abschluß dürfte nicht einfach zu machen sein. Kurzum, es stirbt wieder ein Stück deutscher Stadionkultur. Schade für deren Anhänger, aber vermutlich freuen sich die Fans des SSV auf das neue Ding dann, irgendwo neben der Autobahn. Das Spiel war schlichtweg entsprechend der Liga und deren Bedeutung. Osnabrück bewieß seinen starken Auswärtssupport und die Lila-Weißen waren knapper Punktsieger im ewig gleichen Runterleiern der stupiden Gesänge. Keine Spontanität, kein Ausbrechen aus dem Einerlei, immer schön nach Vorschrift. Regensburg hatte zwar bannertechnisch etwas mehr Stoff zu bieten, war aber schwächer im Vocalsupport. Das Match endete 0:0, irgendwie typisch für den ganzen Tag. Na ja, der Höhepunkt war schließlich das Stadion an sich und da wurde meine Erwartungen voll bestätigt. Zurück zum Bahnhof braucht man rund 30 Minuten, immer den Grünanlagen in den ehemaligen Wallanlagen entlang. Der Zug kam pünktlich,das Umsteigen in Würzburg klappte auch bestens, diesmal gab es nichts zu meckern. Am Flughafen Frankfurt war ich dann wieder in der "Englandspur", spätestens im Flieger galt es den Hebel umzulegen, von der dritten Liga in Bayern auf Topfussball auf der Insel.

CITY  -  the only football team to come from Manchester

Bild: Der Dom zu St.Peter bildet das Herzstück der Stadt.

Bild: Eingänge wie gaaaanz früher !

Bild: Das neuste Teil, die Stahlrohrtribüne. Oben sitzen und unten stehen.

Bild: Die Stehplatzränge machen rund zwei Drittel aus. Bei eventuellem Regen zeigt sich dann der echte Tradionalist.

Weitere Bilder dann in der Augustausgabe unter "My footballgrounds"

RaMü