Bury, dritte Liga per Tram.

Hallo Bluebloggs,

beim Bahnhof Victoria Station stiegen schon viele in den Zug, speziell im ersten Weltkrieg fuhren hier die Truppentransporter von Manchester aus zu den Häfen an der Küste, von dort in das Grauen der Stellungskämpfe. Heute erinnert noch eine kleine Tafel an diese Zeit vor nunmehr hundert Jahren. Man hat den Bahnhof liebevoll erhalten, das eigentliche Gebäude blieb stehen, der Bahnsteigbereich erhielt eine neue, durchsichtige Überdachung und strahlt daher ungewohnte Helligkeit aus. Heute ist die Victoria Station "Umschlagplatz" für die zahlreichen Berufspendler und für Nahverkehrszüge in das Hinterland von "Greater Manchester".

Zudem fährt die Metro, kurz die Tram bis nach Bury. Man braucht rund 25 Minuten und unterwegs liest man an den Haltestellen so klangvolle Namen wie Abraham Moss oder Besses o`th`Barn. Aber in ist Bury ist endgültig Schluss, von hier geht es wieder nach Manchester zurück. Man steigt aus und ist inmitten der Kleinstadt mit zwei Shoppingmalls und einer Minifussgängerzone. Kernstück ist der kleine Platz vor der Old Parish Church und mehreren Pubs.

Als touristischer Highlight gibt es dann vielleicht eine Fahrt mit der historischen East Lancashire Railway. Aber es war schon etwas später und es stand Fussball auf dem Programm, Bury FC gegen Fleetwood Town. Da ich mir mein Ticket "cash" am Schalter kaufen musste, versorgte ich mich nochmals mit Bargeld am einem ATM ( Automatic teller machine ). Nun genehmigte ich mir ein Pint einem der vier Pubs rund um den Kreisverkehr, der Zulauf hielt sich allerdings in Grenzen. Ganze drei Gäste blickten schließlich die fünf Bildschirme im "The Robert Peel" an, von Fussballstimmung keine Spur. Nun wurde es langsam Zeit, da ich den Weg schon kannte, war es kein Problem, den Weg zur Gigg Lane einzuschlagen. Bury ist im Großraum Manchester beheimatet und spielt eigentlich immer vierte oder dritte Liga. Zu mehr reicht es nicht, dafür ist die Konkurrenz einfach zu groß. Dafür gibt es zwei Tramderbys, Rochdale und Oldham Athletics ist nur ein paar Minuten entfernt. Eine knappe Stunde vor Spielbeginn herrschte eine Gelassenheit, als ob man sich für den Farmers Market am Samstag rüstet.

Der Ground bietet für rund 12.000 Zuschauer Platz und wurde erst von zehn Jahren etwas modernisiert, zumindest im Innenbereich. Äußerlich gibt der alte Kasten nicht viel her, das Wellblechdach erinnert an die vergangenen Zeiten und manchmal ist diese Epoche auch noch zu spüren. Das Ticket kaufte ich am Schalter und bekam ein ziemlich neutrales Paper in die Hand gedrückt. Ich konnte im Prinzip überall sitzen, lediglich der Gästebereich war logischerweise ausgeschlossen. Danach kaufte ich mir ein Programm und musste schlucken, mit unbeweglicher Mühe verlangte der junge Mann drei (!) Pfund. Dafür gab es 110 Seiten auf Hochglanzpapier, fast Champions League Niveau. Nun trat ich ein, in das JD Stadium. Im Prinzip hatte ich nichts anderes erwartet, man hat schließlich inzwischen so seine Erfahrung.

Es waren rund 3.000 Zuschauer da und der Gegner aus Fleetwodd hatte immerhin auch rund 100 Fans auf die Beine gebracht. Wie gesagt, für dritte Liga ist der Ground ziemlich gelungen, mehr geht aber nicht. Das Spiel begann und es wurde bald klar, hier fallen Tore. Die "Shakers" begannen zügig und führten schnell nach neun Minuten, mussten aber postwendend den Ausgleich aktzeptieren. Die Unterstützung von Bury reduziert sich auf rund fünfzig, zumeist Jugendliche. Mit einer Trommel (!) als Unterstützung versuchte man sich als Stimmungsmacher, besser wurde es imm dann, wenn fast alles mitmachte.

Mit einer 2:1 Führung ging es in die Kabinen und es war ein gutes Spiel mit allerdings zum Teil groben Abwehrschnitzern. Das sollte sich dann fortsetzen, es wurde leider zu einem kleinen Debakel für die Heimelf. Die Abwehr nahm sich wohl den kollektiven Tiefschlaf und gestatte drei Tore bis zur 80. Minute.

Die Spannung kehrte zurück, als Bury auf 3:4 verkürzte und alles auf eine Karte setzte. Aber es wollte einfach nicht sein, so wartet der Aufsteiger weiterhin auf den ersten Sieg in der noch jungen Runde. Nach dem Spiel ging es dann unverzüglich zur Station, hier fuhren die Metrozüge immerhin noch im zwanzigminütigen Takt nach Manchester zurück. Insgesamt brauchte ich dann 65 Minuten zurück zum Hotel. Ein Umsteigen in den Bus an den Piccadilly Gardens war dazu notwendig. Unterwgs studierte ich dann das BURY FOOTBALL CLUB OFFICIAL MATCHDAY PROGRAMME. Was für ein klangvoller Name für ein denkwürdiges Match.

RaMü