Der leise Alarm !

Hallo Bloggs,

FLYERALARM-Arena, was für ein unglaubliches Wort für ein Fussballstadion. Es war ein schöner Tag und ich studierte die Spielpläne. Eigentlich wollte ich nach Lautern, durch den schönen Pfälzer Wald zu unseren Freunden. Dort im Abstiegskampf helfen und ein Weinschorle ( 0,5 l ) trinken. Aber ich bin dann doch nach Norden gefahren. Zwar nicht besonders weit, aber dafür in eine andere Fussballwelt. Vor rund zwei Monaten hatte ich ja eine Miniserie / Base England mit dem Titel "Pretty old grounds" www.ramueswelt2punkt0.de/dirty-old-grounds/ gestartet und mit der FLYERALARMARENA der Würzburger Kickers im Prinzip ein Vertreter aus Deutschland entdeckt. Zumindest Teile des Grounds versprühen noch Regionalligacharme. Der sportliche Aufstieg der Mainfranken ging schnell, zu schnell für das Publikum, welches manchmal zu relaxed das Spiel ansah. Der Reihe nach:

Das Ministadion ist unmittelbar an der B 19 und überhaupt nicht für zweite Liga ausgelegt. Aber es ist und bleibt die Heimat des FC Würzburger Kickers, man wird wohl erweitern in naher Zukunft. Es liegt unterhalb eines Hügels, mit einem mittelprächtigen Parkplatz davor und gegenüber befindet sich ein Freibad. Jeder freie Quadratmeter in der Umgebung ist zugeparkt und man fragt sich, was passiert wenn das Stadion vergrößert wird? Zum Haupteingang geht´s ein bisserl bergauf, dann tritt man ein in die ehrwürige Welt der Kickers aus Würzburg.

Man hat in aller Eile die Stehränge mit Stahlrohrtribünen erweitert und zusätzliche Kioske installiert. Alles praktisch, ohne Schnickschnack. Die Stadionkapazität umfasst im Moment 13.138 Personen, gegen Union Berlin waren rund 10.000 da. Wenn der VfB kommt, haben die Würzburger keinen Platz mehr ... in der Theorie. Es gibt nur eine Sitzplatztribüne und wer ein solches Ticket hat, erlebt einen wahren "Rückmarsch" von mehreren Jahrzehnten. Man muss am neuen VIP-Zelt vorbei durch einen Tunnel, welcher gleichzeitig der Eingang zum "Vereinsheim" darstellt ?

Hier erwischte ich dann den Uniontrainer Jens Keller beim Plausch mit einem Bekannten und bei der "Beruhigungszigarette" vor dem Spiel. Glück gehabt.

Dann geht man an den alten Glasbausteinen weiter und erstarrt vor Ehrfurcht. Normalerweise knipse ich solche Bilder nur in England, aber diesmal war die Anfahrt nicht so lange. Diese Treppe und der Überbau ist beste deutsche Fussballkultur und sollte somit unter Denkmalschutz gestellt werden. Alles furchtbar alt, alles furchtbar kultig, alles Tradition eben. Lediglich ein großer Teil der alten Bänke wurde durch Schalensitze ersetzt. Der Rest ist bislang erhalten geblieben. Willkommen im "Dalle":

Ich hatte ein Sitzplatzticket im Block Z, ein neuer Anbau ganz seitlich neben der alten Sitzplatztribüne. Kurzfristig daheim ausgedruckt und nur für 16.-- €, ein Schnäppchen. Hier ist die Moderne angekommen und der günstige Preis hatte einen entscheidenden Nachteil, sichtbehindert. Man aktzeptiert eine eingeschränkte Sicht, wenn man ganz vorne sitzt und die Seitenlinie schlecht einsieht oder ähnliches. Beide Tore sollte man aber schon einsehen. Auf Platz 1, in Reihe 2 im Block Z geht das schlichtweg nicht. Bei Regen sitzt man zudem noch in "der Traufe".

Will man was sehen, sollte man bei jeder Aktion aufstehen. War kein Problem, rechts war eine Betonwand und hinter mir war leer. Warum wohl?

Natürlich bin ich vor dem Kick noch rumgewackelt und habe Bilder gemacht. Wer weiß, wie lange dieses Juwel noch besteht. Ich bin in jedes erdenkliche Eck und irgendwann hat mich ein Ordner höflich, aber bestimmt auf meinen Platz verwiesen. Yes, Sir.

Irgendwann begann das Spiel und das Stadion war doch sehr gut gefüllt. Die Heimfans stehen direkt unter dem VIP-Zelt und sind dann doch ganz mächtig in Aktion. Für die rasante Entwicklung des Clubs ist deren Darbietung ganz ordentlich, wenn auch hier das übliche Einerlei geboten wird. Den Gästeanhang konnte ich nicht sehen, siehe Bilder oben. Die Unionfans waren hinter dem anderen Tor, gehört hat man außer der wohl unvermeidlichen Trommel fast gar nichts.

Das Spiel war im oberen Bereich. Vor allem Würzburg hat mich doch überrascht, der Aufsteiger dürfte die Klasse halten. Union war zumindest in der ersten Halbzeit etwas zu passiv und Torjäger Quaner gut beschattet. Vom Gesamtpublikum war ich etwas enttäuscht, außer ein paar Kickersgeklatsche war vom Rest nicht besonders viel zu hören. Die Ultras machen das, was sie am Besten können. Dauersingen ohne Bezug zum Spielstand. Das 0:0 zur Pause war in Ordnung, obwohl Union nur die Querlatte traf. In der Pausenviertelstunde studierte ich dann die "1907 NEWS", die Stadiongazette. Es ist eine Kopie von Aalen. Griffiges Recylingpapier, acht Blätter mit viel Werbung für "Umme". O.k. Die zweite Halbzeit wurde besser und Union offensiver, die Berliner wollten alle drei Punkte. Eine Viertelstunde vor Spielende hatte ich genug und trollte mich. Entlang der alten Tribüne gelangen dann Bilder aus anderer Perspektive, auch nett.

Jetzt sah ich auch mal den Gästeblock und die Anzeigetafel. Sofort wurde ich wieder ermahnt, bitte weitergehen. Zum Ende meines Rundganges gelang noch ein Schnappschuß aus der Sicht des Heimsupports, hier ist noch Fussball pur geboten. Bei diesem schönen Wetter macht Fussball gucken eben Spaß.

Das entscheidende 0:1 hab ich verpasst. Ich wollte früher raus, ich hatte keinen Bock auf Stau und Nerv. Quaner angeblich. Auf jeden Fall war die Reise cool. Ein neuer Ground. Fazit: Würzburg hat sich im Stadion schnell auf die zweite Liga eingestellt. Alle drei Stehplatztribünen sind neu und entsprechen den Sicherheitstandards, mehr nicht. Aber das Hauptgeschehen findet eh auf dem Rasen statt. Die kleine und uralte Haupttribüne ist das Juwel, eben weil es Kult ist. Die Funktionsgebäude sind ebenfalls richtig gut alt, wenn auch mit einem verblassten Rot neu gestrichen. Für die VIP´s gibt es ein schnickes Zelt mit zwei Etagen. Alles in allem ein Erlebnis, leider passen nur 13.138 Fans Platz. Zu wenig, wenn der VfB kommt.

PS: Wenn irgendwie möglich, nicht direkt am Stadion parken. Außerdem ist die Abfahrt der B19 von der Autobahn ständig staugefährdet. Am besten zu Fuß nach Würzburg.

RaMü