Wikingertalk bei LH 948 !

Hallo Bluebloggs,

daß ich bei meinen Flügen zum letzten Spieltag nach Manchester fast allein unter lauter "Roten" sein würde, habe ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Daß sehr viele Fußballfans aus Skandinavien nach England fliegen ist auch keine große, aufregende Neuigkeit. Aber diesmal sind irgendwie alle in Frankfurt umgestiegen, zumindest war das mein Gefühl. Schon beim Boarding in Frankfurt war die Trikotfarbe Rot klar in der Überzahl, ich hatte mein CITYpolo unter einer schwarzen Jacke an. In der Reihe 22 saß ich auf Platz B, also in der Mitte einer Dreiereihe. Beim Ausdrucken des Tickets am CheckInAutomaten hatte ich schon gesehen, die Kiste wird voll. Also war ich  gespannt, wer sitzt nun neben mir. Der erste Sitznachbar war ungefähr rund dreißig Jahre alt und hatte einen kurzgeschorenen Bart, er grinste über mein Polo, mittlerweile hatte ich die Jacke ausgezogen. Er sagte nur "nice colour" und setzte sich links von mir, neben das Fenster. Dann kam als nächster Kandidat eine Type im Liverpooldress unter der Jacke. Ich grinste und er stand im Gang um rief "Could we change a seat", planzte sich dann doch grummelnd neben mich auf den Gangplatz. Tja, das war die Situation, links ein ManCITYfan unbekannter Herkunft und links ein Liverpoolfan, ebenfalls unbekannter Herkunft. Die Reihe hinter mir war fast komplett rot, Liverpool never walks alone eben. Der Junge links entpuppte sich als Schwede aus Stockholm, welcher überhaupt zum ersten Mal nach Manchester zu City ging. Er bezahlte rund 700.-- Euro für den Trip. Die Leistungen betrugen Flug mit der LH von Stockholm über FRA nach MAN. Drei Übernachtungen mit Frühstück in einem Dreisternehotel am Stadtrand und die Eintrittskarte für das Spiel. Der junge Mann rechts von mir begann urplötzlich in einem verdammt guten Deutsch mit mir zu palavern. Er war für rund sechs Monate in Wien zur Arbeit, verbrachte mehrere Monate in Berlin und hat europäische Geschichte studiert. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern im Großraum Liverpool, daher sein rotes Trikot. Nun arbeitet er im norgwegischen TV und hat sich für den "final day" mehrere Tage freigenommen. Er war ein richtiges Ass, wir diskutierten über Fußball und Politik (!). Der Flug mit insgesamt 95 Minuten verging wahrlich im Flug, wir unterhielten uns bestens. Links redete ich auf Englisch, rechts auf Wunsch meines nunmehr "roten" Freundes auf Deutsch. Nun fragte ich meinen Norweger, wer denn nun die besseren Wikinger seien, die Dänen, Schweden oder Norwerger. Er empörte sich und sagte ganz klar, die Norweger. Die Schweden haben nicht mal einen freien Zugriff zum echten Meer, dem Atlantik und die Dänen sind irgendwie mehr Deutsche als echte Skandinavier. Uuiih, harter Tobak. Zum Thema Sprache bekam ich auch eine echte Antwort, Norweger und Schweden verstehen sich sehr gut, wenn man langsam spricht. Beide Nationen dagegen haben Schwierigkeiten mit dem Dänischen, da sei viel SingSang dabei !!! Ahaahaa !!! Dann machte ich noch den vielversprechenden Vorschlag, doch aus den drei Ländern eine sogenannte "SuperLeague" zu gründen, da aber war die Antwort eindeutig, das wird wohl nie klappen, schon gar nicht mit den Dänen ! Wie gesagt, wir alle verstanden uns glänzend und manchmal lachten wir laut, wir unterhielten die nächsten Sitzreihen, wir das Trio in Hellblau und Rot.

Übrigends, den Schweden und seinen Kumpel habe ich nach dem Spiel später an einer Bushaltestelle wiedergetroffen. Beide überglücklich mit Schals und Trikots, man wartete auf den Bus und wollte zunächst die erworbenen Souveniers im Hotel verstauen. Die Fahrt würde wohl rund 50 Minuten dauern, quer durch Manchester hinaus in die Salford Quays, in ihr Hotel. Da der Regen einsetzte wünschte ich ihnen noch viel Spaß bei der Parade und rief ein Taxi, das Manchesterwetter begann sich wie immer in eventuelle Pläne einzumischen.

Fast ebenso spannend war der Rückflug. Da alle ManCITYfans zu dieser Uhrzeit bei der "Parade" waren, beherrschte auch hier L`pool die Szene. Beim Warten zum Sicherheitsscan kam ich an Dutzenden Fans in Rot vorbei, ab und zu hörte man sogar auch deutsche Wortfetzen. Einige haben sogar gratuliert, andere schauten verärgert weg. Der Mann am Check fragte verärgert, woher ich komme. Unter dem Ärmel schimmerte ein ManU-Tattoo durch. Ich antortete entsprechend der Wahrheit, aus Deutschland seit 1984. Er stutzte zunächst und grinste dann und brummelte so in etwa: "Wenigstens kein Gloryhunter". Damit sind die Erfolgsfans gemeint, welche seit kurzem auch das Etihadstadium heimsuchen. Da wir Verspätung hatten, wurden diverse Fans direkt auf dem Flugfeld in Frankfurt in Busse zu ihren Anschlußflügen gebracht. Da stand nun eine attraktive junge Dame und hielt die Schilder mit den Lufthansaflugnummern hoch. Da stand unter anderem: Stavanger, Oslo und Stockholm. Und fast alles rannte auf den zugewiesenen Bus hin, der Rest trollte sich dann in den eigentlichen Shuttle. Da war ich dann endlich fast wieder allein, ein einsamer Mann mit Citydress und seinem grinsenden Stolz.

CITY  -  the only football team to come from Manchester

RaMü

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