Die Burg gestürmt !
Hallo Bloggs,
also der "Betze" gehört für mich zu den besten Stadien in Deutschland. Wenn man vor der Südtribüne steht, sieht man im Geiste die Festungsmauern einer trutzigen Burg. Mit Phantasie kann man oben die "Pechnasen" erkennen, aus denen damals die Angreifer mit heißem Pech, Öl und Wasser überschüttet wurden.
Wenn man dann um den "Betze" rumläuft verstärkt sich der Eindruck gar noch. Verschachelte Aufgänge führen zu den steilen Verteidungswehren auf der Mauerkrone, ein Eingang wird mit dem Wappen verziert und überall wehen die Banner der Fürsten in den Farben Rot. Geschützt wird die ganze Anlage durch "Spieße" und Zäune. Unüberwindlich und unerschütterlich thront diese Burg auf einem Hügel, hoch über der Stadt.
Auch im Innern ist man gut gerüstet. Die Lager und Keller der Burgschenke scheinen unermeßlich, die Verköstigung der Burgwachen, Besatzung und Gäste sind kein Problem. Es brummt und summt innerhalb der Mauern und das bunte Lagerleben nimmt kein Ende.
Aber leider trügt der Schein. Denn die Burgwacht ist angeschlagen und zudem schlichtweg zu jung. Es fehlen die kampferprobten Veteranen und Kämpen, zudem scheinen die edlen Fürsten in der Pfalz mehr mit den Machtkämpfen innerhalb der Mauern beschäftigt zu sein.
Zurück zur Gegenwart:
Es war das Duell der Lachnummern der Liga. Der 1. FC Kaiserslautern findet sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder und der Gast aus Stuttgart kommt auch nicht gerade mit den besten Empfehlungen. Kurz: Zwei kriselnde Zweitligisten suchen verzweifelt den Ausweg in Richtung Erfolg und somit innerer Ruhe. Während aber die Pfälzer schon einen sicheren Klassenerhalt für das im Moment Größte halten, kämpfen die Schwaben um größere Lorbeer. Der Aufstieg soll es sein, nicht mehr und nicht weniger. Am besten natürlich als Meister, dann hätte man endlich mal wieder einen Titel. Den VfB unterstützten erneut wieder geschätzte 8.000 bis 10.000 Fans, überall im Ground sah man die weißen Trikots und beim "Steht auf, wenn ihr Schwaben seid", demonstrierte man seine Macht.
Davon war allerdings in der Anfangsviertelstunde wenig zu sehen. Die Pfälzer hatten zwei gute Möglichkeiten, versagten aber im Abschluß. Der VfB kam dann aber immer besser ins Spiel, aber auch hier war der Abschluß ohne die nötige Konzentration. Dem FCK stand personell das Wasser bis zum Hals, die halbe Mannschaft musste erneuert werden, daher war man mit der torlosen ersten Halbzeit durchaus zufrieden. Der weitere Spielverlauf dürfte bekannt sein, Toredde traf endlich zum 0:1 und dann folgte die beste Zeit der Gäste, man spielte seine Überlegenheit aus. Aber der Genickschuß fehlte, daher blieb es spannend bis zum Schluß. Fazit: Drei Musspunkte beim Schlußlicht der Liga, mehr nicht. Unter den gegebenen Umständen aber ungeheuer wichtig, ein Sieg für die Moral und auch die Fans, welche erneut in Massen den Gästeground stürmten.
Und selbst: Wir saßen im Block 16.2. Unseren Reiseleiter werde ich noch verklagen, zwar war gute Sicht auf das gesamte Spielfeld, aber ausgerechnet der Gästeblock war "weggesperrt".
Immerhin war unser Block zur Hälfte in schwäbischer Hand, wie auch auf der Südtribüne gegenüber. Die Westkurve der FCK-Fans zeigte eine schlichte, aber deshalb gelungene Choreo. Nicht Schnickschnak, sondern Ansage lauete die Devise. Sehr gelungen. Großes Lob an die Palz.
Zum VfB-Anhang. Es war schon interessant, die Leute mal nur ohne Sichtkontakt zu hören. Da kam es ans Tageslicht, vieles ist nur monotones Dauergesinge, man hörte oft nur dieses Genuschel und Getrommel. Tja, wohl ein Überbleibsel aus dem Mittelalter. Am besten ist man immer bei den Klassikern, dann sprang der Funke auch auf die weißen Supps in der Süd- und Nordtribüne über. Speziell bei Auswärtsfahrten bringt dieses urblöde " Zusaahhmmen ... " überhaupt nichts, da muss man die Kräfte bündeln. Zur Not tun es auch Wiederholungen. Aber das kapiert die Elite wohl nie. Trotzdem war es toll, der Schlußpfiff brachte den zweiten Auswärtsdreier, jetzt muß man am Dienstag die Braunschweiger Löwen bändigen, sonst droht der Anschluß auf Platz eins vorerst abzureißen.
Zum Schluß. Die Fanfreundschaft zwischen dem FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart scheint kein leeres Gerede zu sein. Wir hatten keinerlei Probleme, im Gegenteil. Beim Marsch zum ShuttleBus mussten wir fast der kompletten Westkurve "entgegenlaufen", kein blödes Wort fiel, mancher gratulierte gar. Vielleicht besuche ich den FCK diese Saison nochmals, wenn es sich ergibt. Es passt also, die Chemie stimmt zwischen den Pfälzern und Schwaben. Trotz dem trennenden gelben Streifen dazwischen.
Bis demnächst,
RaMü