Mariners offshore
Hallo Bloggs. Mein nächstes Ziel erreichte ich mit der East Midlands Railway EMR in rund einer Stunde. Grimsby liegt an der Nordsee und dann doch wieder nicht. Ganz genau liegt es am Humber Mouth, also an der Bucht des Humber Flusses, welcher dann dort in die Nordsee mündet. Grimsby selbst ist ein Fischereistädtchen, um allerdings zum Stadion von Grimsby Town zu gelangen, sollte man umsteigen. Endstation Cleethorpes ist ein Anziehungspunkt, es hat einen Sandstrand und auch allerlei Vergnügungsparks zu bieten. Allerdings auf niedrigem Level. Ja, auch hier, Ausführliches später.
Auf jeden Fall kann man von Cleethorpes am Strand entlang zum Ground laufen. Es ist eine abwechslungsreiche Meile und eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise gibt einen sehr guten Eindruck über die Lage des Stadions.
Also der Blundell Park ist für mich einer der perfektesten "Old School Grounds" in England. Schon allein die Flutlichtmasten lassen das Herz der Fussballromantiker höher schlagen. Ach was, man ist nahe am Herzrasen. Auf jeden Fall habe ich mich der "falschen" Seite dem Stadion genähert, es waren die Eingänge für die Gästefans. Hier war es krass, verwitterte, ehemals schwarz gestrichene Bretter bildeten die Außenfassade.
Also habe ich gefragt. Das war ein "Fehler". Freudestrahlend fragte mich der Steward "Sprechen Sie Deutsch"?. Er lachte und bekannte aber, mehr Deutsch kann er nicht. Dann folgte eine inoffizielle Stadiontour. Der Steward übergab mich am Eingang dem Responsible Steward. Dieser führte mich in den Innenraum des Grounds, quasi bis zur Außenlinie. Dann umrundeten wir die eine Spielhälfte und dort übernahm nach Öffnen eines weiteren Tores der Superviser Steward. Gemeinsam trollten wir unter der Hauttribüne durch und standen urplötzlich in einem Gang, welcher der Spielertunnel war. Von dort dann durch eine weitere Tür ins Ticketoffice. Hier endlich bekam ich dann beim "Ticket Collection Point" mein ersehntes richtiges Papierticket. Alles ging so schnell, dass ich nicht zum Bilder machen kam. Immerhin war mir ein gewisser Umweg um das Stadium erspart und ich habe gelernt, daß die Stewards anhand ihrer verschiedenfarbigen Leibchen unterschiedliche Aufgaben und vermutlich auch Verantwortungen haben. Ist aber natürlich überall so. Auf jeden Fall war es erheiternd, wie ich immer weitergereicht wurde. Noch zwei, drei "Handover" und ich wäre beim Präsident von Grimsby Town gelandet. Draußen musste ich erstmals durchatmen.
Natürlich nutzte ich die verbliebene Zeit noch ein paar Pics zu machen, es gab ja genügend Motive. Bitte beachten, wir befinden uns auf der Seite der Haupttribüne und es ist ein Viertligist. Die Vereinsfarben sind Schwarz-Weiß und da das Wetter bedeckt war, hatte alle irgendwie einen drückenden Eindruck. Egal.
Im Innern ging es genau weiter. Alles eng, niedrige Decken, schmale Räume. Ein Blick in das Innere der Supporters Familiy Lounge zeigt es ebenfalls. Wie man hier zum Beispiel bei einem Feuer schnell räumen will, ist mir ein Rätsel. Trotzdem, das hat was.
Zuhause habe ich mich vorab informiert. Danach wollte ich unbedingt einen Platz auf der Haupttribüne, möglichst weit oben. Der Grund war einfach. Der beste Überblick eben und ... einen Blick hinüber zum Humber Mouth. Das sieht man äußerst selten. Deshalb habe ich auch hier die Nachteile eines weiteren "restricted view" Platzes in Kauf genommen. Aber es war bei weitem angenehmer als am Vortag in Lincoln.
Wegen diesem Anblick habe ich diese Tribüne gewählt, das habe ich so auch noch nie gehabt. Hat sich wirklich gelohnt, besseres Wetter und ein rießiges Containerschiff im Hintergrund wären natürlich die Krönung gewesen.
Grimsby Town hat in dieser Saison FA-Cupgeschichte geschrieben, als Viertligist schied man erst im Viertelfinale auswärts in Brighton aus, das hatte dem Verein im Nordwesten einen deutlichen Schub gegeben. Auch hier war es der letzte Spieltag, Anpfiff um 12.30 Uhr. Gegner Wimbledon ist nur knapp am erneuten Abstieg vorbeigeschrammt, war aber schon gesichert. Ich muss zugeben, beim dritten Spiel am dritten Tag hat meine Konzentration nachgelassen und ich ließ meinen Blick über das Stadion und die Umgebung schweifen. Auf jeden Fall war es nicht so emotional wie am Vortag in Lincoln und Grimsby gewann mit 1:0. Es war fast ausverkauft und das einzige und somit entscheidende Tor fiel schon in der 7. Minute, per Eigentor. Eine kurze Ecke lenkte ein Abwehrspieler außerhalb des Strafraum so unglücklich ab, daß sich das Leder aus spitzem Winkel ins lange Eck senkte. Das Spiel war nicht richtig prickelnd, na ja, vierte Liga halt. Auf jeden Fall brachte dieser Dreier mit dem 11. Rang in der Abschlußtabelle die beste Plazierung für Grimsby Town seit 2006. Aha.
Der Blundell Park ist ein unbedingtes Muss für Fussballromantiker. Deshalb mache ich noch eine Extrapost in naher Zukunft. Überhaupt werde ich in den kommenden Wochen noch öfters auf das Thema Inseltrip zurückkommen, verlaßt euch drauf.
Keep the faith
RaMü