Brønby Stadion, Kopenhagen. 
Mittwoch, 30. April 2025.
 
Hallo Bloggs. So, nun also über die Øresundbrücke von Malmö nach Kopenhagen. Genauergesagt nach Brønby. Es gibt zwei Großclubs in der dänischen Hauptstadt, der FC Kopenhagen und eben Brønby IF. Gegner in dieser Partie ist Silkeborg IF und es ist ein Halbfinale im dänischen Pokalwettbewerb. Hier gibt allerdings zwei Spiele, in Brønby ist es das Vorspiel. Das Brønby Stadion, so auch der offizielle Name ist der zweitgrößte Ground bei unseren Nachhbarn und auch fast immer ausverkauft. Als ich mein Ticket bestellt hatte, gab es noch ungefähr dreihundert Karten. Hab extra jeden Block einzeln angeclickt und dann gezählt. Es wird also stimmungsvoll werden, und ich mittenmang drin. Wird bestimmt toll.
 
 
Es war ein unglaubliches, es war ein dramatisches Spiel. Alles was Fussball ausmacht, war hier geboten. Es war Werbung und Warnung zugleich. Gehe nie zur Halbzeit. Das taten schon einige viele Fans von Brønby IF, im ersten Spiel des Halbfinales im dänischen Pokal lag man nach einer desolaten Vorstellung zur Halbzeitpause mit 0:3 zurück, nach dem Schlußpfiff war man mit den Anhängern wieder versöhnt, da stand dann ein 3:3 auf der Anzeigetafel.
 
 
Nach Brønby zu kommen, ist nicht gerade einfach. Es gibt mehrere Möglichkeiten, aber keine direkte. Also ich fuhr mit der U-Bahnlinie B nach Glostrup, dann mit dem 22er Bus weiter bis rund 500 Meter zum Stadion. Der Rest zu Fuß, dann biste da. Die Anlage ist sehr weitläufig und großzügig. Alles da, Stadion mit Geschäftsstelle, Trainingsanlagen und Clubheim. Komplett, neu und vor allem frei zugänglich. Und was auffällt, alles sehr, sehr sauber. Wenn ich da nur an all den Schmutz rund um deutsche Stadien denke ...
 
 
Das Brønby Stadion war ausverkauft und so verbrachte ich meine erste Halbzeit zwangsläufig auf meinem gekauften Platz. Er war schräg gegenüber dem Gästeblock und die hatten drei Trommler dabei. Ohrenschmerzen inklusive. Silkeborg ist Erster in der Abstiegsgruppe. Heißt: Zum Saisonende gibt es zwei Gruppen, die Liga wird geteilt. Und da ist Silkeborg zwar in der Abstiegsgruppe gelandet, hat aber mit dem Abstieg herzlich wenig zu tun. Im Pokal wird normal gelost, ohne Gruppenzugehörigkeit. Im Halbfinale gibt es zwei Spiele, das Match in Brønby war das Hinspiel. Brønby ist im Moment Dritter in der sogenannten Championsgruppe, mit sechs Punkten Rückstand auf den Lokalrivalen FC Kopenhagen. Es sind zwar noch vier Spiele zu absolvieren, aber die Titelchancen sind gering. Und so bleibt nur noch der Pokal.
 
 
Die Stimmung war echt der Hammer. Brønby wäre auch in der Bundesliga bei diesem Thema in der Spitzengruppe. Da können sich vier, fünf Vertreter in Deutschland beschämt was abschauen. WOW. Ok, der Spielverlauf war auch nicht "normal" und ein Halbfinale ist ein Halbfinale. Da müsste man einfach mal ein Punktspiel gegen z.B. Viborg anschauen. Dann könnte man vergleichen. Egal, die Kurve ist auf jeden Fall da.
Dafür war das Team der Gelben nicht da. Es war seltsam abwesend und Silkeborg scharf wie eine neu gekauftes Rasierklinge. Überlegte Konter, präzise und schnell. So fiel das 0:1 in der schon achten Minute durch Poulsen. Es herrschte Chaos in der Abwehr der Hausherren und Gammelby erzwang das 0:2 in der 34. Minute. Fast mit dem Halbzeitpfiff gar das 0:3 durch Adamsen, die ersten Fans gingen wutentbrannt heim. Brønby ein Schatten, ein Torso und gedemütigt. Eine Pokalsensation bahnte sich an.
Und ich bahnte mir einen Weg durch die Tribüne, näher ran an die Sydsiden, der Heimstätte der Ultras. Es gab nur vereinzelte Pfiffe und alles hoffte auf die zweiten 45 Minuten und auf das Rückspiel.
 
 
Tja, und dann kam das, was man sich später immer wieder erzählen wird. Man holte dieses schändliche 0:3 zumindest mal auf und schuf sich somit eine deutlich bessere Ausgangsposition für das Rückspiel. Zunächst war alles wie vorher, Silkeborg vergab in Überzahl einen weiteren Konter grob fahrlässig. Für mich war das die Schüsselszene. Drei gegen einen Abwehrspieler, dass muss das 0:4 sein. Dann kippte das Match und der Ground begann zu beben. Der Anschlußtreffer zum 1:3 durch Divkovic zeigte Wirkung, Silkeborg begann zu wackeln und mit jeder Minute wurde der Druck größer. Abseitstor und weitere Möglichkeiten folgten. Dann das 2:3 durch Kvistgaarden und die Lautstärke schwoll brutal an. Die Hoffnung war wieder da und die Roten fielen weiter auseinander. Nur drei Umdrehungen später das 3:3, erneut durch Kvistgaarden. Die Tribüne wackelte ich befand mich nun wieder auf einer Treppe und wurde förmlich von der Begeisterung mitgerissen. Ekstase pur, und das im beschaulichen Dänemark.
 
 
Dabei blieb es dann. Somit ist wieder alles offen. Eigentlich müsste man sich für das Rückspiel am 07. Mai ein Ticket besorgen, aber so ein Spektakel gibt es wirklich nicht alle Tage.
 
 
Der Rückweg war beschwerlich. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens brach alles zusammen. Die Linienbusse kamen nicht mehr durch und wir mussten schließlich fünfzig Minuten warten, bis endlich der 22er Bus uns zur U-Bahnstation zurück brachte. Also ich war bestimmt der Alterspräsident dieser Truppe. Dann zurück mit Hauptbahnhof Kopenhagen und dann mit Øresundbahn nach Schwaden, sprich Malmö. Da wechselt man mal eben die "Seiten", einfach so. Hier ist das aber Alltag. Viele Leute hier arbeiten und leben anscheinend auf beiden Seiten des Øresund.
 
 
Um ca. 23.15 Uhr war ich dann wieder "daheim". In Malmö, in Schweden. Jetzt ist erst mal ein Tag frei, also kein Fussball. Muss auch sein. Zwischendurch. Damit sind schon zwei Spiele rum, auf dem "Rückweg" dann noch der Randers FC, ein Punktspiel aber.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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