1914 .... kurzer Frieden ...

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zu Weihnachten wünscht sich normalerweise jeder Mensch einen inneren und äußeren Frieden. Oftmals scheitert dieser Wunsch an den hochgeschraubten Erwartungen und am Umfeld und dann wird diese Zeit zum persönlichen Desaster. Allerdings gibt es auch Situationen, in der viele Zeitgenossen über sich selbst hinauswachsen, den äußeren Umständen trotzen und die Mitmenschen zu speziellen Aktionen mitreißen. So auch an Weihnachten 1914.

Der erste Weltkrieg ging in die erste Kriegsweihnacht, der Traum vom "schnellen Sieg" war ausgeträumt und man näherte sich allerdings erst noch zögernd den berühmten Schlachten und Stellungskriegen, welche später das grausame Bild des ersten umfassenden Vernichtungskrieges zeichnen sollte. In den beteiligten Ländern herrschte noch keine Hungersnot, die britischen Soldaten bekamen ein Päckchen vom König, die deutsche Heimat verschickte privat Wollsachen und Lebensmittel. Es gab zudem noch offiziell Weihnachtsbäume und diese wurden dann sogar in den Schützengräben aufgestellt.

Irgendwann sangen die deutschen Soldaten dann "Stille Nacht, heilige Nacht ... " und die britische Seite fiel ein mit "Silent night, holy night .. . Irgendwer stieg dann irgendwo einer aus der Deckung und man traf sich im Niemandsland, also zwischen den Frontlinien. Man tauschte sich aus und "verbrüderte" sich. Ein Engländer brachte gar einen Ball mit und dann geschah etwas, was man nunmehr nicht mehr richtig einsortieren kann, man spielte Fussball. 

Damals war die Front rund 400 Kilometer lang, bislang waren eine knappe Million Soldaten gefallen. Trotzdem kam es entlang dieser Linie immer noch zu solchen Szenen, manchmal eben auch nicht. Da wurde weiterhin geschossen, Heiligabend hin und her. Dieses Ereignis wurde in den Kriegstagebüchern mehrer Einheiten vermerkt und spielte sich fast ausschließlich zwischen Engländern und Deutschen ab. Es ist verbürgt, nur der genaue Hergang läßt sicht nicht mehr rekonstruiren. Heute erinnern noch Denkmäler an diese Zeit.

Dieses Spiel war nicht organisiert, es nur mehr ein Gekicke und Gebolze. Es gab keine Schiedsrichter, kein Spielfeld oder gar Tor. Man spielte in Uniformmantel und Kampfstiefel, einfach drauflos. Das wurde dann später richtig nachgeholt, denn da spielten Nachfahren jener Einheiten "richtig" gegeneinander. Das Match fand in Frankreich statt, die Royal Welsh Fusiliers empfing eine Mannschaft des heutigen Panzergrenadierbtl. 371. Man spielte auf historischem Boden, mehr oder weniger.

In den folgenden Kriegsweihnachten kam es aber nicht mehr oft zu solchen Begegnungen. Der Krieg wurde immer unbarmherziger und die deutsche Seite stellte sogar ein Kriegsgericht in Aussicht, sollte es zu Wiederholungen kommen. 

Das erste offizielle Länderspiel gab es dann im Mai 1930, zwölf Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges und nur neun Jahre vor Beginn des nächsten Krieges.

Gesegnete Weihnachten. Keep the faith.

RaMü