Flott nach Lott(e)

  vs.    Samstag, 12. September 2020, Regionalliga West: 2:2
 
Hallo Bolggs.
 
O.k., die Überschrift klingt etwas ungelenk, aber "flotte Lotte" ist schon richtig ausgedroschen. Für dieses Match habe ich rund 200 km Anreise von meinem Urlaubsort auf mich genommen, Lotte liegt nämlich schon in Nordrhein-Westfalen, zwar nur wenige Kilometer aber immerhin. Die Distanz zum niedersächsischen Osnabrück beträgt etwa 12 Kilometer, mit dem Fahrrad wohlgemerkt. In gemeinsamen Drittligazeiten sprach man daher vom Fahrradderby. Das ist noch gar nicht so lange her, erst 2019 trennten sich die Wege. Lotte stieg ab und der VfL Osnabrück auf, nun trennen die beiden Clubs doch Welten. Hier Regionalliga und dort 2. Liga.
Das Frimostadion ist direkt am Autobahnkreuz und liegt am Ortsrand von Lotte. Ich schreibe bewußt Ortsrand, denn die ungefähr 15.000 Einwohner empfinden ihre Gemeinde wohl nicht als Stadt in herkömmlichen Sinne. Aber ein Dorfclub ist es auch nicht. Mit der SG Sonnenhof Großaspach hatte man ja auch einen selbsternannten Dorfclub in der dritten Liga, aber Lotte ist mir doch wesentlich sympathischer. Denn ... man hat kein Monstrum am Waldrand wie im Württembergischen mit fast keinen Heimzuschauern. Lotte hat zwar auch relativ wenig Heimfans, 19-20 waren es nur 1.200 im Schnitt, aber das Stadion ist echt Sahne. Kultig, schnucklig, mit viel Liebe im Detail. Kurzum, wer kann, sollte mal ein Heimspiel besuchen.
Ich habe wochenlang die Webside von Lotte fast täglich beackert und gehofft. Meine Hoffnung auf eine Eintrittskarte wurde erfüllt, sofort nach der Freigabe der fünfhundert Ticket habe ich sofort bestellt, bezahlt und ausgedruckt. Dafür habe ich extra meinen Drucker mit an meinen Urlaubsort gebracht. Es waren dann tatsächlich alle da. Jeder kannte jeden und ich kannte niemand. So war ich fast der einzige Besucher ohne Fanuntensil, abgesehen vom sprachlichen Unterschied. Die paar Leutchen machten ganz schön Lärm und das Spiel gab auch allen Anlaß dazu.
Lotte gab Gas und führte relativ schnell mit 2:0 und hatte anscheinend alles fest im Griff. Die Gäste aus der ehemaligen Hauptstadt der BRD vor der Wiedervereingung, also Bonn waren sichtlich überfordert und brauchten fast eine halbe Stunde um ins Spiel zu finden. Ein absolut sehenswerter Freistoß ergab den 2:1 Anschlußtreffer und die Sportfreunde wurden nun nervös. Man gab das Zepter aus der Hand und der Halbzeitpfiff brachte die erhoffte Entlastung. Die zweite Halbzeit war jetzt ausgeglichener, Lotte spielte auf den dritten Treffer und Bonn zeigte schon tolle Kombinationen. Es ging hin und her, dieses Spiel hätte deutlich mehr Zuschauer verdient, aber ... Corona halt.
Tja, wie das halt so ist. Schluß ist, wenn der Schiri pfeift. Beide Teams vergaben aussichtsreiche Möglichkeiten und quasi mit dem Schlußpfiff fiel der Ausgleich für den Bonner SC. Auf der doch über zweistündigen "Heimfahrt" hatte ich lange Zeit um über Lotte nachzudenken. Mehr darüber in der nächsten Post. Ist aber auch eine kleine Überbrückung zum nächsten Nordkick. Oberliga Weser-Ems: Kickers Emden vs. VfL Oldenburg. Karte hab ich schon.
 
 
Schon der Eingangsbereich zeigt es: Kultig, übersichtlich, gemütlich, ursprünglich, traditionell, erdverbunden, Sportfreunde Lotte.
 
 
So sieht es aus, in Coronazeiten. Leere Ränge, nur die Sitzplatztribüne ist freigegeben.
 
 
So sieht er aus, der Torjubel der Fans in Coronazeiten. Kurz aufspringen, jeder für sich. Kein Umarmen, kein Hüpfen, kein gar niggs.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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