Die zwei Gesichter des VfB

Hallo Bloggs,

"Dr Japs macht jeden Ball kaputt, Maxim isch wie emmer, Insua rennt blos vorna rom, koi Biss ond Willa, alles niggs, ond, ond, ond." Die Fans des VfB Stuttgart hatten tausend gute Gründe auf ihre Mannschaft nicht stolz zu sein, da fielen sofort genügend ein. O.K. Alles populistisch, ein wenig von den "toten Hosen" abgekupfert, aber irgendwie richtig. Das war in der Halbzeitpause.

"Endlich isch dr Japs weg, endlich hen mer kämpft, des isch halt a Moral, mir kämpfad bis zom Schluß, ond, ond, ond". Jetzt hatten die Fans des VfB tausend gute Gründe, urplötzlich auf ihre Mannschaft stolz zu sein, da fielen sofort genügend ein. Das war nach dem Schlußpfiff.

Zwanzig Minuten später hüpften die wenigen Mädels und viel, viel mehr Jungs immer noch auf der Tribüne, trotz statischer Bedenken des 1. FC Nürnberg. Viele im roten Brustring ahnten, das war der Dosenöffner, das waren mehr als drei läppische Punkte. Der Traum vom direkten Wiederaufstieg nimmt Gestalt an und bekommt Formen. Aber, jetzt kommt es. Die knallharten Skeptiker verweisen auf die noch ausstehenden Spiele und die zwei Gesichter der Roten. Brachial gut im Heimspiel gegen Union und unterirdisch schlecht in der ersten Halbzeit in Nürnberg. Wie geht das?

Das kann keiner richtig beantworten, sonst würde man es einfach abstellen. Und so geht das Gefühlskarussel einfach weiter, vermutlich bis zum Abpfiff gegen Würzburg. Es war wie immer, kein Zug zum Tor, kein Biss, kein Pressing. Ball hin und her, Sicherheit gewinnen. Das hätte man vom noch jüngeren FC Nürnberg erwartet, aber nicht vom Aufstiegskandidaten Nummero eins. Die Gegentore waren wie gewohnt. Geistig nicht auf Ballhöhe und dann kein Zupacken vor dem Sechzehner und dann macht es puff, puff, ... man liegt mit 2:0 im Rückstand. Zwar kam man dann irgendwie gefälliger ins Spiel und deudete kurz vor dem Seitenwechsel seine Klasse an, aber es war immer noch viel zu wenig. Warum bringt das Team es nicht fertig, die erneut rund 15.000 Fans in Wallung zu bringen und bei einem Auswärtsspiel zu rocken? Stattdessen, Sicherheit, Sicherheit, und das mit zweifelhaftem Ausgang. 

Eines muss man Chefcoach Hannes Wolf lassen, gewechset wird immer und zwar immer öfter früher. Der erneut brotlose Asano wurde durch "Ginnie" ersetzt und später folgten weitere Wechsel. Der Doppelschlag verzückte die gesamte Südkurve und in dieser Schockstarre der Hausherren hätte das 2:3 fallen müssen, fiel aber eben nicht. Nach einer weiteren Viertelstunde kehrte man zum Trott der ersten Halbzeit zurück, mit viel Glück und einem tollen Langerak überstand man heikle Situationen. Dass dann mit Klein auch noch der spätere Held das Spielfeld betrat, zeigt das immerwährende Glück des VfB. In den Schlussminuten passiert doch noch was, nämlich der Ausgleich oder sogar der Siegtreffer, 2:3.

Für eine komplexe Spielanalyse bin ich nicht zuständig, dafür gibt es Experten. Ich empfinde nur als Fan und gebe das auch wieder. Und so blieben viele, viele Fans noch lange nach dem Schlusspfiff im Stadion und sangen sich die Freude aus dem Leib. Leider kam die Mannschaft nicht nochmal, leider. Auf der Rückfahrt überholten wir gefühlte hundert Fanbusse, es war sogar ein ganz spezieller Bus dabei.

So macht eine Heimfahrt Laune.

Keep the faith / Nur noch DREI.

RaMü