Ein Wochenende im Dezember

 
Ein Wochenende im Dezember
 
Hallo Bloggs. Manche Dinge fallen einem immer zu spät, oder noch etwas später ein. Auch läßt sich ein Rückblick besser gestalten, wenn mehrere Stunden oder gar Tage verstrichen sind. Dann sind die Gedanken geordneter, besser einzustufen und das Ergebnis eventuell realistischer. So auch jetzt, bei meinem Rückblick auf ein Fussballwochenende in Deutschland. Abseits der Bundesliga, abseits der ausgetretenen Stadionwege gibt es auch Vereine, welche Beachtung verdienen und welche immerhin deutsche Fussballgeschichte geschrieben haben. Zwei davon habe ich besucht, mit Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen verbindet mehr als nur diesselbe Spielklasse, sie teilen dasselbe Schicksal. Zusätzlich war ich noch beim KAS Eupen, in Ostbelgien. Beginnen wir mal mit einer üblichen Zusammenfassung.
 
In diesen seltsamen Coronazeiten muss man ständig neue Regeln und Änderungen beachten. So war das natürlichste Problem zugleich die nervenaufreibendste Herausforderung. Wieviel Karten werden für das jeweilige Spiel verkauft und bekomme ich überhaupt welche?  Bei Alemannia Achen war die Sache ganz easy. Aufgrund der Stadionkapazität wären rund 10.000 Zuschauer möglich gewesen, der Realitätscheck ergab nur 3.900 Zuschauer. Ähnlich dann in Eupen. Hier stellte sich die Frage überhaupt nicht. Online angemeldet, Platz rausgesucht, gebucht, ausgedruckt, fertig. War in einer Viertelstunde passiert. Am meisten strapazierte dann Rot-Weiss Essen seine Fans. Erst fünf Tage vor dem Spiel war die Auslastung klar, 6.700 Fans dürfen rein. Abzüglich der Dauerkartenbesitzer; VIP's und Co gelangten so rund 3.000 Karten noch in den freien Verkauf und da habe ich dann sofort zugeschlagen. Bei beiden Clubs habe ich die Eintrittskarte hinterlegen lassen, kostete ein Euro Zuschlag, für ein Orginal war es mir das wert.
 
Zu einem perfekten Stadionbesuch gehört für mich auch der Erwerb eines Stadionheftes. In Essen und in Aachen wurde ich damit bestens versorgt. Das Stadionecho bei der Alemannia kostete 1.-- €, der Inhalt war, na ja. Im tiefsten Ruhrpott dagegen war es für umme, zwar kein Hochglanz, dafür prall mit Information rund um den Verein. Vorbildlich, die "kurze Fuffzehn", so der Heftname. In Eupen gab es nichts dergleichen, vielleicht ist es im Nachbarland nicht mehr in Gebrauch oder hat man wegen Covid-19 im Moment kein Angebot.
 
Natürlich gehört zu einem Match auch die Stadionwurst, allgemein auch Stadionverpflegung genannt. Hier das Negative zuerst, beim KAS Eupen gab es nichts, rein gar nichts. Aber da kann der Verein nichts dafür, die belgische Jupiler League hatte dies aufgrund der Pandemie beschlossen. Fertig. Bei den beiden deutschen Clubs dagegen volles Programm. In Essen war meine Bratwurst kalt, die Pommesportion etwas klein. Die Schlange speziell beim seperaten Getränkestand lang. In Aachen dagegen flutschte es besser. Ein vielseitiges Angebot, schneller Service und alles recht heiß, hier ein deutliches Plus.
 
Die Anfahrt erfolgte überall mit dem Auto. Nun also zu den Parkmöglichkeiten. In Essen waren die offiziellen Parkplätze alle vorher anscheinend schon reserviert, also habe ich in der Vogelheimer Straße geparkt, rund ein Kilometer zum Stadion. Umsonst natürlich. Beim Tivoli dagegen kurvte ich etwas durch die Gegend, die Ausschilderung war niedlich und nicht deutlich. So habe ich drei Euros für einen Platz auf einem Parkplatz einer Firma bezahlt, dafür nur 300 Meter bis zum Ground. War ok. In Eupen dagegen ist es umständlich. So einen richtigen Parkplatz gibt es anscheinend nicht, zumindest für Normalos. Ich habe mich dann einfach den anderen Stadiongängern angeschlossen und an der abschüssigen Straße vom Kehrwegstadion weg geparkt. Da kam ein offizieller Einweiser, so mit Warnweste und so und brabbelte mich auf französisch an. Der einzige Mal in den fünf Stunden. Ich antwortete auf Deutsch und in Englisch verständigten wir uns dann. "Bitte Handbremse anziehen nicht vergessen". Herrlicher Service und ohne Kosten.
 
Nun noch zur Stimmung. Es ist nicht fair und gerecht, in dieser komischen Zeit so etwas zu beurteilen. Man liegt eigentlich immer falsch. Trotzdem kann man aber Tendenzen feststellen. Natürlich spielt der jeweilige Tabellenstand und das Tagesresultat auch eine gewichtige Rolle. Und da brauchen wir nicht darüber diskutieren, Essen war der beste Abend. Obwohl auch nicht überschäumend, aber man braucht nur die Zuschauerzahlen ansehen. Bei einem 6:1 Heimsieg bebt jedes Stadion, und ich glaube es gerne, das Stadion an der Hafenstraße ist unter normalen Umständen ein Hexenkessel. Wenn jetzt noch die Ecken geschlossen werden ... Im Grenzland hat man eine ultramoderne Arena und dafür eine grottenschlechte Mannschaft. Dementsprechend mau die Stimmung und die Schließung der Stehränge hat sich vollends zum Partycrasher entwickelt. Bei besserer Plazierung dürfte hier auch einiges abgehen, aber die schiere Größe des Tivoli wirkt weiterhin ernüchternd. Bei den Sportsfreunden in Belgien war an diesem Abend komplett tote Hose. Dafür haben sie mit der Vereinshymne "Eupen, wir sind da" www.youtube.com/watch?v=QcPmlo5zdQ4 einen absoluten Hammer. Brachte zwar nur beim Einlaufen was und dann war Funkstille, zumindest an diesem trüben und bitterkalten Abend. Das müsste man mal an einem "normalen" Spieltag erleben.
 
Nun zurück zu den beiden deutschen Regionalligisten. Beide Vereine haben sich von ihrem alten Stadion verabschiedet und beide Städte haben im Prinzip das Andenken an uralte Fussballtradition verschleudert. Damit meine ich nicht, dass man die alten Kästen mit ihrem besonderen Flair unbedingt um jeden Preis erhalten hätte müssen, ich meine den Umgang mit den Fans und dem Club. Es gibt an den alten Standorten fast nichts, was den beiden Fussballtempeln gerecht wäre. Keine vernünftige Erinnerungsstätte, wenn ich da z. B. an den alten Bökelberg denke..... . Mehr darüber in der nächsten Post, dann wieder mit Bildern.
 
Keep the faith.
RaMü