Im Schatten von Manchester: Wieder in den Süden ...

 
Hallo Bloggs.
 
Wenn man nach Crewe fährt, bewegt man sich grob in Richtung Wales und da kann es schon passieren, dass man mit der Regionalbahngesellschaft Arriva reist, welche neuerdings Transport for Wales heißt. Das passt. Diesmal ist wieder der Bahnhof Picaddilly der Startpunkt und man kann es sich für 35 Minuten gemütlich machen, oftmals gibt es vorher keinen Halt.
 
 
Auch in Crewe selbst ist Gemütlichkeit Trumpf, das Stadion von Alexandra liegt ungefähr nur 600 Meter vom Bahnhof entfernt, beim Gang über die Brücke kann man schon den Ground sehen. Wieso heißen die eigentlich Alexandra? Da gibt es zwei mögliche Antworten. Im Gründungsjahr 1877 hieß eine wunderhübsche Prinzessin eben Alexandra und daher zu Beiname. Oder, was eher noch typischer englisch ist, der Pub, indem der Verein gegründet wurde hieß Alexandra. Vermutlich auch nach diesem tollem Weib benannt. Soviel zur Tradition. Traditionell mäßig erfolgreich sind die "Railwaymen" auch, die dritte Liga ist das Allerhöchste der Gefühle, mehr geht halt nicht. "Railwaymen" deshalb, weil in dieser Gegend die britische Eisenbahn der Hauptarbeitgeber war. Das Stadion liegt direkt an der Gresty Road und hat eine übergroße Haupttribüne, welche die drei anderen Stands bei weitem überragt. Der Heimsupport ist überschaubar, zweihundert Leute versuchen sich in Stimmung. In der letzten Saison vor Corona hatte man 4.500 Zuschauer im Schnitt, gar nicht mal so übel für die vierte Liga. Heute ist man zwischendurch wieder in der dritten Liga.
Die Stadt selbst mit seinen knapp 70.000 Einwohnern bietet kaum historische Gebäude, geschweige denn einen klassischen Stadtkern. Im Prinzip verdankt Crewe seinen Status der Eisenbahn, denn vorher gab es hier nur ein unbedeutendes Dorf. Dann wurde die Bahn in Richtung Norden gebaut und hier ein sehr wichtiger Eisenbahnknotenpunkt errichtet. Das Gelände gehörte dem Adligen Crewe, und so kam der neugegründete Knotenpunkt zu seinem Namen. Es entwickelte sich zum Zentrum für den Bau der Lokomotiven und Wagen, der Eisenbahnboom galt als Städtegründer. Früher war der Fussballclub Crewe Alexandra dermaßen schlecht, dass Spötter behaupteten, der Bahnhof Crewe hat mehr Weichen als Alexandra Punkte. Nach Manchester sind es 45 Kilometer. Ich persönlich war mehrmals in Crewe, in zwei Fällen bei einem Spiel und zum Übernachten. In der Nähe des wirklich sehr schönen, weil historischen Bahnhofs gibt es mehrere günstige Hotels und die Zugverbindungen in alle Richtungen sind hervorragend. Damals wie heute.
 
 
Von der Bahnbrücke aus sieht man schon die etwas überdimensionierte Tribüne. Das Alexandra Stadium kann man wirklich nicht verfehlen.
 
 
Von dieser Seitenstraße aus sieht der Mainstand schon richtig toll aus. Das Stadion bietet Platz für rund 10.000 Besucher und hatte bis zur Jahrtausendwende fast nur Stehplätze. Daher auch der Zuschauerrekord aus dem Jahre 1960, kamen im FA-Cup knapp 20.000 Fans gegen Tottenham.
 
 
Der Rest des Grounds ist dagegen recht schnucklig und entspricht eher der dritten oder vierten Liga. Ausbaupläne gibt es keine, wozu auch? Bei diesem Spiel empfing Crewe den Nachbarn Stockport County. Die 45 Kilometer Entfernung würde in Deutschland glatt als Derby eingestuft werden. County musste gewinnen, um den drohenden Abstieg aus der vierten Liga noch zu verhindern. Dabei konnte man sich auf einen sehr guten Support verlassen. Die Fans in ihren blauen Trikots belegten die komplette Seitentribüne und sangen bis zum Untergang. Das Match gewann letztlich Crewe mit 2:0 und County ist seither aus dem englischen Profifussball verschwunden. Es war der 30. April 2011.
 
Keep the faith
RaMü