Raus auf's Land II
Hallo Bloggs.
Am dritten und letzten vollen Tag in Glasgow hatte ich "frei", also war kein Spiel drin. Die Wettervorhersage war recht ordentlich, Schauer erst gegen den späten Nachmittag angekündigt. Also bin ich dann quasi die linke Seite des Firth of Clyde mit dem Zug abgefahren und nach einer knappen Stunde in Wemyss Bay ausgestiegen. Dort war ich dann sehr positiv überrascht, denn der Bahnhof liegt außerhalb und hat eine direkte Fähranbindung zur Isle of Bute.
Selbstverständlich war das alles vorher klar, die Abfahrtszeiten ab Glasgow Central sind angestimmt, man kann in aller Ruhe noch sein Fährticket kaufen. Das alles ist erprobt, schließlich gibt es diese Verbindungen schon seit über hundert Jahren. Damals machten die reichen Glasgower einen Tagesausflug auf die Insel, Anreise entweder wie heute mit der Bahn oder direkt mit dem Raddampfer. Aus dieser Zeit also stammt auch der hervorragend erhaltene Bahnhof, man kann förmlich noch die viktorianische Zeit riechen.
Früher müssen es doch richtige Massen gewesen sein, wenn man die Größe der Abfertigungshalle bedenkt. Heute ist das alles anders. Europäische Touristen sind hier so gut wie nie zu finden, es gibt wesentlich schönere Flecken in Schottland, zumal die Insel so richtig weder zu den Lowlands oder zu den Highlands gehört. Und die wenigen Schotten oder gar Engländer sind wenn überhaupt nur Tagesgäste oder maximal am Wochenende hier. Und dann noch Februar. Und so war ich dann auch der einzige Fahrgast, welcher nach dem "Boarding" auf dem Deck rumturnte und Bilder machte. Eine einfache Fahrt kostet umgerechnet 4,-- €, und das für eine Fahrt von 45 Minuten. Geschenkt.
Auf jeden Fall war die Fähre ziemlich neu und die Passagiere ein bunter Mix von ganz wenigen Touristen, ein paar Einheimischen, Handwerkern und Truckdrivern, welche sich allesamt in den Innenraum verzogen. Bis auf eine Ausnahme.
Die "Hauptstadt" der Insel heißt Rothesay und beherbergt rund 4.500 der insgesamt 6.500 Inselbewohner. Mit dem Beginn des Tourismusboom entstanden zahlreiche Hotels, Restaurants und Pubs, die Insel wurde zumindest lokal berühmt. Aber, wie überall, es ist schon lange her. Die Zeiten ändern sich und das auch in Schottland. Mit Ende des zweiten Weltkrieges begann der stetig wachsende Touristenstrom in die Flugzeuge zu klettern und da war das Inselchen vergessen. Rothesay hat sich bis heute davon nicht mehr erholt, es ist zum Teil recht schmuddelig bis erschütternd.
Die Insel hat eine Länge von 24 Kilometer und hat durchweg unterwegs auch ein paar Sehenswürdigkeiten zu bieten, für Fußtouristen bleibt da aber nur Rothesay selbst. Also bin ich mal eine ausgelatschte Treppe hochgeschnauft und habe so etwas wie einen kleinen Rundblick genossen. Der Hafen bildet das unmittelbare Zentrum in der Bucht, dann verläuft sich die Sache auch schon.
Eher zufällig bin ich dann auch am Canada Hill vorbei gekommen, einer Serpentine, welche zu höhergelegenen Häuser führt.
Natürlich gibt es auch eine Burg, und das sogar mitten im Städtchen. Aber wie so oft, das Burgtor und Teile der Festung waren eingerüstet und so fiel auch dieser kleine Highlight aus. Betreten verboten. Wenn eine Toilette eine Attraktion ist, ist es für gewöhnlich mit dem Rest nicht weit her. Hier allerdings ist es wirklich eine Augenweide. Schließlich stammt dieses öffentliche Gebäude noch im Orginal aus der Zeit Königin Victorias und es hat Kultstatus. Selbstverständlich ist nach wie vor in Betrieb, bitte den Zylinder vorne abgeben. Ein Verein kümmert sich um den Erhalt und hat es gleichzeitig zu einem kleinen, kostenlosen Museum umgewandelt.
Ansonsten gibt es nicht viel mehr zu sehen. Allerdings gibt man sich Mühe, aber die Jahreszeit und das aufkommende Regenwetter drückte dann doch die Erkundungslust. Im Espalande Hotel gegenüber dem kleinen Hafen bin ich dann essen gegangen. Natürlich war ich der einzige Gast, war ja klar. Ich bestellte irgendwas mit Hühnchen, Käse und Kartoffel, alles war fritttiert und dann mit Schmelzkäse überbacken. Das hätte ich daheim auch gekonnt. Alles wirkte wie aus einer anderen Zeit, auf der Insel kämpft man gegen den Abstieg. Und so schaute ich noch im Pavillion Winter Gardens vorbei, heute ist es ein Visitorcenter und es ist eine kleine Ausstellung über die Insel darin untergebracht.
Die Fährverbindung ist klasse. Jede Stunde legt ein Schiff ab und so bin ich bereits vier Stunden nach der Ankunft wieder zurück. Nun wurde das Wetter deutlich schlechter, in der Bucht zog etwas Nebel auf, welcher dann mitten auf dem Firth of Clyde in Regen umschlug.
Zurück in Glasgow war ich dann noch ein wenig rumschlendern, kaufte im Rangersshop noch ein Sweatie, und ließ mich von den Menschenmassen treiben. Was für ein Kontrast zur Isle of Bute, welche übringens komplett von der Familie Stewart verwaltet wird. Hier hat das Wort Clan eine andere Bedeutung.
Keep the faith.
RaMü
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